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Mittwoch, 8. April 2015
Konzertbericht DARK EASTER METAL MEETING 5.4.2015 München - Backstage
Das Backstage läd zum österlichen Musizieren - "DARK EASTER METAL MEETING"
heißt das Kontrastprogramm zum Eiersuchen, das schwarz gekleidete
Menschen in Massen anlockt, die mit den Bräuchen zu diesem christlichen
Feiertag (Ostersonntag) so viel gemein haben, wie Vegetarier zu einem
Wurstsalat. Wie auch in den Jahren zuvor, kann auch in der vierten Auflage dieses
Events das Line-Up auf ganzer Linie überzeugen. Insgesamt 15 Bands
treten auf drei verschieden Bühnen (Club/Halle/Werk) auf. Der Clou
schlechthin ist aber der Headliner. Die mächtigen PRIMORDIAL haben sich angekündigt! Als erste Band des Tages begeben sich ABANDONED DREAMS
auf die Bühne (Club) und eröffnen um 14.30 Uhr den Metalischen-Reigen.
Die Jungs aus Grafing/Bayern dürfen ihren geschwärzten Doom-Metal, trotz
der relativ frühen Anfangszeit, den bereits zahlreichen Anwesenden
präsentieren. Nach dem 30-minütigen Auftritt konnte man die an diesem
Tag erschienene EP ("Home") der Band auf dem kleinen Metal-Markt
erwerben. Der Besuch, im allgemeinen, auf dem Metal-Markt war durchaus
ratsam, da man sich dort (Werkstatt) mit CDs und Shirts (u.a.
limitierte T-Shirts von URFAUST) eindecken konnte. Wer Glück hatte, konnte hier auch den ein oder anderen Musiker (u.a. DESASTER, URFAUST)
antreffen, der die entsprechenden Alben dann gleich signierte und sich
für einen Plausch oder ein Foto zur Verfügung stellte. Einige Bands
(z.B. SELBSTENTLEIBUNG, GLORIOR BELLI, KETZER, D.N. SLAUGHTERCULT)
und deren Auftritte finden in dieser Review keine Erwähnung, da
verschiedensten Gründen (z.B. Essenfassen incl. endlosem Schlangestehen
vor dem Imbiss während dem Gig von GLORIOR BELLI)
oder Überschneidungen dazu geführt haben, dass meine Wenigkeit nicht
Zeitzeuge dieser Performances werden konnte. Die nächsten 30 Minuten
gehören dem Avantgard-Black-Metal von NEBELKRÄHE,
die im brechendvollen Club, den Anwesenden einheizen. In dieser halben
Stunde bringen die Münchner 5 Songs unter, von denen "Et in Arcadia Ego"
die größte Publikumsresonaz einheimsen kann. Als nächstes betreten ENDSTILLE die Bühne im Werk, um, passend zur Jahreszeit, ihre Interpretation vom "Frühlingserwachen" kund zu tun. Den Kielern werden 50 Minuten zugestanden. in denen sie das Backstage
heute zum ersten mal richtig zum Beben bringen. Nach fast fünf Jahren, in
denen sich ENDSTILLE nun nicht
mehr in München haben blicken lassen, ist die Zeit mal wieder reif für
die nordeutsche Sturmtruppe um Fronter Zingultus. Schnörkellos und
brutal, wie eh und je, bringen ENDSTILLE schnell einen Großteil der Anwesenden hinter sich, die im Kollektiv die Mähnen fliegen lassen. Wie es scheint haben sich ENDSTILLE
nach dem Ausstieg von Iblis nun endgültig gefangen und laufen wieder
zur alten Höchstform auf. Man darf auf weitere Schandtaten gespannt
sein. Nach dem kompromisslosen old-school Brett der Kieler, sorgen nun NOCTE OBDUCTA
mit leicht konträren Klängen für Abwechslung. Die zum bersten gefüllte
Halle, in der man sich wie die sprichwörtliche Ölsardine vorkommt, kann
den Auftritt der Mainzer kaum erwarten. Dementsprechend laut und wild
wird es als NOCTE OBDUCTA, tief in Nebel gehüllt, die Show beginnen. In der für die Band typischen Art und Weise, ziehen NOCTE OBDUCTA
in den folgenden Minuten schnell die Anwesenden in ihren Bann und
entführen sie in nihilistische Welten mit atmosphärischen Soundwänden.
Eine hochwertige Setlist, mit Songs von anno dazumal bis heute, tragen
dazu bei, das man behaupten kann, einem weiteren Highlight des heutigen
Tages/Abends beigewohnt zu haben. Die danach einsetzende Massenwanderung
in die größte Halle (Werk) des Backstage, hat einen Namen als
Erklärung: URFAUST. Auch wenn
der musikalische Stil der Niederländer die Fanlager spaltet (die einen
fragen sich, was der Künstler damit wohl ausdrücken möchte - die anderen
sind schon beim bloßen Erwähnen des Bandnamens einer Ekstase nahe) ist
die Spannung groß, als "Vrdrbr" bei spärlichen Licht hinter seinem
Schlagzeug Platz nimmt. Nach einem längeren Intro, erscheint auch IX
(Villem) und URFAUST eröffnen
das Ritual. Weiterhin bei sehr minimalistischen Lichtverhältnissen,
zelebriert das Duo seinen hypnotischen Auftritt, gleich einer schwarzen
Messe. URFAUST stehen voll und
ganz hinter dem, was sie machen. Um das zu unterstreichen, bringt IX nach
einigen Minuten einen abgeschnittenen Ziegenbockkopf und plaziert ihn
mittig am Bühnenrand auf den Boxen. Leider wirkt die Magie, die einen bei den seltenen Auftritten der Band
sonst gefangen nimmt, heute Abend nicht gänzlich. Auf einer großen
Bühne, wie heute Abend, wirken URFAUST
reichlich verloren und so baut sich kaum Atmosphäre bei den zumeist
überlangen Songs auf. Zudem wird dem Auge, außer den allgegenwärtigen
Nebelschwaden, relativ wenig geboten. So reichen die Publikumsreaktionen
hinterher von "langweilig" bis "genial". Man kann es eben nie allen
recht machen. Auf dem Weg zum nächsten Event (AHAB)
schnell noch die Blase erleichtert. Allerdings ist eine der Pissrinnen
randvoll, so dass dieses Vorhaben mehr Zeit in Anspruch nimmt, als
eingeplant. Von der holden Weiblichkeit vernehme ich zudem, dass in
ihrem "Wellnessbereich" das WC-Papier durch Abwesenheit glänzt und dort
deshalb Tempo-Taschentücher bereits zu Schwarzmarktpreisen gehandelt
werden. Festival eben.Von diesem Nebenkriegsschauplatz schnell rüber in
die Halle zu AHAB. Der Weg
dorthin führt übrigens an der Imbiss-Warteschlange vorbei, deren Länge
sich seit meinem Besuch dort, kaum verringert haben dürfte. Unbestätigen
Gerüchten zufolge, verbrachten einzelne Personen den ganzen Tag in
dieser Warteschlange. Doch zurück zum Geschehen. Wie nicht anders zu
erwarten war, haben sich abermals mehr Menschen als vorhandener Platz
eingefunden, um den Klängen der Funeral-Doom Band zu lauschen, so dass
die Security am Eingang mit einem Einlass-Stop versucht Herr der Lage zu
werden. Pünktlich um kurz nach 20 Uhr sticht der Walfänger dann in See.
Während der gesamten Show umhüllt dichter Nebel die Musiker, der die
nautische Thematik der Songs passend in Szene setzt. AHAB
verzichten ansonsten auf jeden Schnick-Schnack, setzen stattdessen
einzig und allein auf die Kraft ihrer Songs, die einer Naturgewalt
(Seebeben) gleichkommen. Die markerschütternden Vocals von Daniel Droste
tragen ebenfalls dazu bei, dass das gesamte Auditorium in einen
emotionalen Strudel gezogen wird, der alle Anwesenden erst wieder nach
50 Minuten freigibt. Nach dieser Doom-Lehrstunde pilgern die Massen
wieder zurück ins Werk, um sich dort von DESASTER die volle Thrash-Breitseite verpassen zu lassen. Das Koblenzer Quartett hat völlig zurecht den Ruf als eine der besten
Live-Bands dieses Genres. Es ist jedesmal eine wahre Freude, die auch
schon etwas in die Jahre gekommen Herren, live erleben zu dürfen, die in
Punkto Spielfreude, Aggressivität und Ausdauer kaum zu übertreffen sein
dürften. Die logische Konsequenz dessen ist auch heute ein
erstklassiger Auftritt, der einen Querschnitt aus allen Schaffensphasen
der Koblenzer in petto hat, und die Zuschauermassen dazu animiert sich
total zu verausgaben. Unter lang anhaltendem Applaus verlassen DESASTER
die Bühne und geben selbe für die Umbauarbeiten für den
Headliner-Auftritt frei. Bevor es soweit ist, verbleibt noch genügend
Zeit um den Gig von ARS IRAE zu begutachten. Die Rosenheimer Band, die kurzfristig für die angekündigten OPHIS,
die krankheitsbedingt absagen mussten, eingesprungen ist, präsentierte
bei diesem Auftritt auschließlich neue Songs vom kommenden Album
("Dunkle Klänge"). Obwohl der Club zu vorgerückter Stunde gut besucht
war, kam nicht so richtig Stimmung auf. Was zum einen am unbekannten
Liedgut gelegen haben mag, zum Haupteil aber sicherlich daran, dass alle
die Minuten runterzählen, bis zum Auftritt von PRIMORDIAL. Kurz vor 23 Uhr ist es dann so weit - die irische Ausnahmeformation betritt die Bühne. In den folgenden 70 Minuten feuern PRIMORDIAL
ein Hit-Feuerwerk der Extra-Klasse ab, das leider nicht ganz die
Soundverhältnisse zugestanden bekam, das es verdient gehabt hätte. Sei's
drum. Während des gesamten Auftritts herrschte trotz diesem kleinen
Makel eine Bomben-Stimmung. Die epischen Songs mit ihren grandiosen
Refrains verfehlen nunmal ihre Wirkung nicht. Innerhalb kürzester Zeit
steht das Backstage "Kopf". Alan Nemtheanga dirigiert und animiert dabei
die Massen und die fressen ihm bereitwillig aus der Hand. So ist
beispielsweise der kollektiv "mitgesungene" Refrain bei "No Grave Deep
Enough" gänsehautwürdig. In der Folge verschmelzen Band und Publikum zu
einer Einheit und bringen so gemeinsam das ausverkaufte "DARK EASTER METAL MEETING 2015" zu Ende. (JK)
Labels:
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