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Mittwoch, 12. Oktober 2016

Interview mit Fernanda von NERVOSA

Nach dem Konzert der brasilianischen Thrash-Abrißbirne NERVOSA hatten wir von METAL-IS-FOREVER-ALIVE Gelegenheit mit Fernanda zu sprechen und ihr ein paar Fragen zu stellen. Das Interview wurde von unserem Neuzugang Raphael (RH) geführt, die Fotos wurden von Thomas (TG) geschossen.

Ihr habt euch offiziell 2010 gegründet, aber euer Durchbruch war 2012, nachdem ihr euer Demo veröffentlich hattet und euer erstes Video „Masked Betrayer“ auf Facebook hochgeladen wurde, welches dann erstaunliche 20.000 Aufrufe in nur 2 Wochen verbuchen konnte.
Wie fühlt es sich an, plötzlich so ein positives Feedback zu bekommen?

Fernanda: Das war natürlich großartig. Wir sind wirklich eine sehr hart arbeitende Band, wir ließen so viele Dinge beiseite, wir haben so viel geopfert, um all das erleben zu dürfen und um unseren Traum zu leben. Der Umstand, dass wir aus Brasilien kommen, machte es auch nicht einfacher. Aber, wie gesagt - wir arbeiten viel, also erwarten wir irgendwie auch, dass dabei was zählbares herauskommt. Trotzdem sind wir immer wieder davon überrascht, wenn der Zuspruch von mal zu mal größer wird.

(© by The Discovered Land)
Danach bekamt ihr einen Vertrag beim österreichischen Label Napalm Records. Dort habt ihr seitdem zwei Alben veröffentlicht. Das letzte war „Agony“. Möchtest du uns etwas über euer neues Album erzählen?

Fernanda: Oh ja, gerne. Vor zwei Monaten wurde ich gefragt, ob ich verliebt sei? Ich dachte mir: „Was zum Teufel soll ich darauf antworten?“ Meine Antwort war: „Ich bin verliebt. Ich bin in unser neues Album verliebt.“ Ich denke das war die passende Antwort. Natürlich mag ich unsere EP, ich mag auch „Victim of Yourself“, aber „Agony“ liebe ich definitiv. Ich denke damit hat die Band eine neue Stufe erreicht, musikalisch gesehen. Ich finde, wir haben uns (zum positiven) entwickelt ... wir sind technisch reifer geworden. Alles ist schneller, aggressiver geworden und es ist ein bisschen mehr Death Metal als zuvor mit dabei. Und ich glaube, das sind alles Dinge, die wir genauso immer haben wollten.
Natürlich hat auch die Musik, die wir hören, uns am Ende beeinflusst. Viel Death Metal haben wir gehört, was uns auch geholfen hat, die Songs "erwachsener" klingen zu lassen. Sie kommen seitdem viel kräftiger rüber. Ich liebe wirklich jede Sekunde dieses Albums. Ja, ich bin wirklich sehr glücklich damit. Ich genieße es, die Lieder live zu spielen und ich genieße es, mir das Album privat anzuhören.
Wir klingen auf dem Album genauso, wie wir uns das immer vorgestellt haben. Auch die Produktion ist diesmal um einiges besser, denn wir haben das Album in den USA aufgenommen. Wir hatten also auch eine bessere Ausstattung und eine bessere Produktion.

Es gibt ein Musikvideo zum Song „Hostages“. Ein sehr düsteres und ziemlich brutales Video sogar. Wer von euch hatte die Idee dazu?

Fernanda: Wir haben als Band entschieden. Aber hauptsächlich Prika und meine Wenigkeit. Die Ideen kommen immer von uns beiden zusammen. Wir wollten in dem Video irgendetwas schockierendes machen - Blut, dachten wir, würde den Zweck erfüllen.
Prika hatte dann, als wir „Hostages“ ausgewählt hatten, gemeint, dass das Video in einem Krankenhaus spielen sollte und ich dachte: „Hell Yeah, da gibt es Blut, viel Blut."
In dem Song geht es um die Situation in öffentlichen Krankenhäusern in Brasilien, die wirklich katastrophal ist. Viele Leute sterben dort. Also haben wir mit diesem Video, das sehr heftig ist, versucht, die Aufmerksamkeit der Leute auf diese Sache zu lenken.

Ist es nicht toll, der Musik, neben dem Klang, so auch noch ein „Gesicht“ geben zu können?

Fernanda: Ja, ganz genau. Bevor ich die Band hatte, machte ich einige Dinge, die mit Metal zu tun hatten. Ein Job davon war, Videoclips zu produzieren. Ich liebe es einfach, Sachen zu filmen. Ich liebe es, Regie zu führen. Ich bin zudem sehr filmbegeistert. Und ich, wer hätte es gedacht, liebe Videoclips. Ich schaue mir sogar Videos von Popsängern an. Erzählt es aber niemanden. So lerne ich viel und lasse mich für eigene Videos inspirieren.
Du hast es übrigens auf den Punkt gebracht: Wir erschaffen ein „Gesicht“ zu einem Lied. Das ist die beste Beschreibung. Denn, wenn wir die Lieder schreiben, gibt es immer ein Thema. Wenn wir einen Song schreiben, erwische ich mich öfters dabei, mich zu fragen: „Wie wäre das in einem Film? Wie wäre das in einem Video?“
Dafür mag ich es absolut nicht, für Promobilder zu posen. Ich hasse es wirklich. Aber Videos zu machen genieße ich einfach, weil man tun kann, was immer man will.
Nächstes Mal möchte ich etwas sehr düsteres machen. Etwas im Stil von BEHEMOTH. Ich finde, sie sind einfach die Besten darin, Musik und Film zusammen zu bringen.

In eurer Biografie steht, dass Thrash Metal für euch alle wahre Leidenschaft ist. War das von Anfang an so, oder würdet ihr sagen, dass es andere Einflüsse gab, als ihr angefangen habt?
                                                                                                                                     
(© by The Discovered Land)
 
 
Fernanda: Nun, ich denke wir drei, im Moment sind wir eigentlich nur zu zweit, da wir aktuell keine feste Drummerin haben, wir drei, haben alle verschiedene Einflüsse. Aber wir alle stimmen darin überein, dass wir am liebsten Thrash Metal spielen wollen.
Vor NERVOSA habe ich viele andere Metal-Genres ausprobiert. Angefangen habe ich z.B. mit Melodic Metal. Nicht lachen, wir haben damals Coverversionen von EDGUY gespielt. Damals hat es mir wirklich Spaß gemacht, diese Songs zu spielen. Ich fand es dann aber relativ schnell zu langweilig. Aber ich respektiere es immer noch, denn es hat mir geholfen, dahin zu kommen, wo ich jetzt bin.
Danach habe ich traditionellen Heavy Metal gespielt. Ich bin stark beinflusst von der NwoBHM und von WARLOCK. Danach probierte ich mich an Melodic Death Metal aus.
Aber erst als ich  NUCLEAR ASSAULT hörte, veränderte sich mein Leben. Ich dachte mir nur: „Ohhhhh! Sowas will ich auch machen!“ Sie sind bis heute meine Lieblingsband.

Ihr tourt gerade mit DESTRUCTION, einer der ältesten und größten deutschen Thrash Metal-Bands. Wie fühlt sich das für euch an? Ist es mehr wie eine Tour mit Freunden, oder doch eher, wie mit einem Idol?

Fernanda: Ein bisschen von beidem. Erstmal wurde wirklich ein Traum für uns wahr. Als ich ein Teenager-Metalhead war, habe ich die ganze Zeit mit meinen Freunden DESTRUCTION gehört, wir haben Luftgitarre gespielt, und zu „Nailed to the Cross“ mitgesungen. Ich hätte mir niemals vorstellen können, wenn ich einmal eine Band haben würde, dass eines meiner Idole (Schmier) meine Band mögen könnte. Sowas hätte ich mir niemals vorstellen können. Nicht einmal in meinen entferntesten Träumen. Deswegen wird diesmal definitiv ein Traum für mich wahr.
Zudem touren wir hier in Europa zum ersten mal in einem Tourbus - alles ist neu für uns. Auch die Sache mit Schmier; ich weiß immer noch nicht, wie ich auf der Tour mit ihm umgehen soll, denn wir sind Freunde. Wir sind mit der Zeit Freunde geworden. Er hat mich persönlich auf Facebook angeschrieben: „Ich will euch Frauen auf meiner Tour haben", hat er geschrieben! Und ich dachte nur: „Yessssss!“ Er mag NERVOSA.
Wenn er nach NERVOSA gefragt wird, sagt er immer coole Dinge über uns. DESTRUCTION gehören ganz bestimmt immer noch zu unseren wichtigsten Einflüssen. Wenn du dir NERVOSA anhörst, dann hörst du auch immer ein bisschen DESTRUCTION heraus. Meine Stimme klingt auch etwas nach Schmier. So hänge ich dann, um auf die Frage zurück zukommen, mit einem Freund ab. Aber der Respekt steht trotzdem immer über allem.

Ihr kommt aus Brasilien. Habt ihr irgendwelche Unterschiede bemerkt, wenn ihr in Brasilien und in Deutschland spielt?

Fernanda: Auf jeden Fall. Das Publikum hier in Deutschland ist toll. Aber, ob du in Lateinamerika, Nordamerika oder in Europa spielst, sind drei verschiedene Erfahrungen.
Ich würde sagen, dass die Lateinamerikaner definitiv am wildesten sind. In jeder Hinsicht. Es ist dort einfach sehr intensiv. Wir Lateinamerikaner sind einfach in allem was wir tun sehr intensiv und so ist es auch beim Metal.
Wenn du dir das Programm diesen Club (Backstage) für den nächsten Monat anschaust, dann ist das einfach nur verrückt. Sowas haben wir in Lateinamerika nicht. Wenn dann doch mal Bands dorthin kommen, dann drehen wir natürlich komplett durch. So ist es in Südamerika definitiv am intensivsten. Dann kommt Nordamerika würde ich sagen. Die Leute dort sind eine Mischung aus europäischer und latainamerikanischer Einstellung. Europäische Fans sind dafür sehr aufmerksam. Es ist nicht so, dass sie nicht intensiv wären, so ist es dann auch nicht. Aber, Lateinamerikaner wollen bei der Show einfach nur „sterben“. Europäische Fans hingegen beobachten viel. Sie achten auf alles, was du tust. Ob die Musik oder der Sound gut ist. Es geht hier mehr um Details. Das Feedback nach der Show ist in Europa aber fast immer cool. Es ist immer wieder geil mit europäischen Fans zu sprechen, denn sie bringen sich immer voll ein.
Zudem verkaufen Bands wahrscheinlich in Europa das meiste Merchandise. So ist es am Ende nicht besser, oder schlechter, hier zu spielen, sondern einfach nur anders.

Okay, das war auch schon die letzte Frage. Danke für das Interview, und ich hoffe ihr kommt bald wieder hierher zurück.

Fernanda: Das werden wir!