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Freitag, 28. Oktober 2016

Konzertbericht KAMPFAR + VREID + DREAMARCHER - 18.10.2016 München/Backstage (Club)

Norweger auf Reisen - "Profane Solstice from the North" Tour 2016

Alles andere, nur nicht als "profan", kann man das Billing, mit dem KAMPFAR momentan durch Europa reisen bezeichnen.
Zählen zum Tourtross um Dolk doch auch noch die aus der Asche von WINDIR hervorgegangenen VREID und die momentan schwer angesagten Newcomer von DREAMARCHER.

Bei solch einem fetten Package ist dann auch wenig verwunderlich, dass sich selbst an einem herbstlichen Dienstagabend, eine ansehnliche Schar schwarzgekleideter Damen und Herren aufmacht, um dem musikalischen Treiben im kleinen Backstage Club beizuwohnen.

Den Abend eröffnen die Jungspunde von DREAMARCHER, die vor dieser Tour gerade einmal 6 Gigs in Norwegen gespielt haben. Von Nervosität aber keine Spur.
DREAMARCHER frönen dem Post (Black) Metal und können bereits nach wenigen Minuten, die paar Anwesenden (der Großteil hielt sich noch im Freien auf, um Nikotin und/oder Gerstensaft zu konsumieren) dazu bewegen, sich vom hinteren Bereich der Halle, näher an die Bühne heranzuwagen.
DREAMARCHER Live (© by metal-is-forever)
Der musikalische Mix aus DEAFHEAVEN und AGALLOCH, den DREAMARCHER in petto haben, war sicherlich nicht ganz unschuldig an dieser Tatsache, aber auch die angenehme und flüssige Spielweise der Jungs. Immer wieder pendeln DREAMARCHER zwischen harschen Black Metal Vocals und Klargesang, sowie schnellen und streckenweise sehr harmonischen und melancholischen Parts. Lediglich mit der Ausstrahlung hapert es noch ein wenig. Trotzdem kann man von einem gelungenen Gig der jungen Truppe sprechen, auch wenn der Großteil der Anwesenden heute wegen deutlich härterer Klänge gekommen ist.

Die gibt es dann nach einer kurzen Umbaupause - VREID, Norwegens grammy-nominated Band, schicken sich an, dem inzwischen reichlich versammelten Publikum einzuheizen.
Und einheizen darf man hier durchaus wörtlich nehmen!
Entgegen den sonst üblichen Gepflogenheiten, zu Beginn einer Show möglichst viele Titel vom aktuellen Album unterzubringen, packen VREID mit "Helvete" und "Raped by Light" (beide vom Debüt-Album "Kraft" von 2004) erstmal den Dampfhammer aus.
Nachdem die Norweger sich mit diesem Einstieg gehörig Respekt verschafft haben, ist es Zeit, die Setlist ausgewogener zu gestalten und das Augenmerk auch auf Veröffentlichung anderer Alben zu legen.
                                                                                                           
VREID Live (© by metal-is-forever)
Der Clou - VREID arbeiten sich heute peu a peu vom ältesten bis zum neusten Album vor.
In chronologischer Reihenfolge spielen die Norweger von jeden Album einen Titel!
Es folgen: "The Red Smell", "Væpna Lengsel", "Speak Goddamnit", "Then We Die" und "Sights of Old", bevor es Zeit ist, das aktuelle Werk "Sólverv" mit 2 Titeln ("Når Byane Brenn" und "Sólverv") zu würdigen. 
Nur der letzte Song will nicht ins Schema passen - "Pitch Black" beendet einen sehr starken Auftritt von VREID, denen man einmal mehr "Leidenschaft, Komplexität und Originalität" bestätigen kann.

Nach einer weitern kurzen Umbaupause entern die Herren von KAMPFAR die Bühne. Wenige Akkorde vom Opener "Gloria Ablaze" genügen, um den Backstage Club in ein Knäuel wehender Haarmatten zu verwandeln. 
Nachdem VREID eben schon mehr als ordentlich vorgelegt haben, wollen sich KAMPFAR, wie es scheint, auch nicht lumpen lassen und versuchen das ganze noch zu toppen. Was ihnen, den Publikumsreaktionen nach, im Handumdrehen auch gelungen ist. 
KAMPFAR Live (© by metal-is-forever)
Das nun folgenede "Ravenheart" wird inbrünstig von der kompletten Mannschaft vor der Bühne mitgegröllt und provoziert zum ersten mal an diesem Abend kollektives Gänsehautfeeling.  
KAMPFAR prügeln und spielen sich in der Folge durch alle Schaffensphasen der Bandgeschichte, die mittlerweile auch schon auf 20 kalte Winter zurückblicken kann. 
Hauptakteur ist natürlich, wie könnte es anders sein, Dolk, der gewohnt leidenschaftlich und energisch zu Werke geht und eine Bühnepräsenz hat, wie nicht viele in diesem Genre.
"Troll, Dod Og Trolldom", "Swarm Norvegicus", "Hymne", "Lyktemenn / Til Siste Mann", "Vettekult", "Altergang" "Tornekratt" - kredenzen KAMPFAR dem Black-/Pagan-Metal Gourmet in schweisstreibenden 70 Minuten.
Danach gönnen Dolk & Co, sich und dem Publikum eine kurze Verschnaufpause, bevor es mit "Mylder" und "Our Hounds, Our Legion" nochmals einen Nachschlag gibt, nachdem es nur ein Urteil geben kann: KAMPFAR - intensiv, mitreisend und packend, von der ersten bis zur letzten Minute. (JK)

Vorankündigung: OVERKILL + CROWBAR + SHREDHEAD - 7.11.2016 München / Backstage

http://www.backstage.info/

Mittwoch, 26. Oktober 2016

NEGURA BUNGET / WALDGEFLÜSTER / WOLVES DEN / ARS IRAE / OSSIFIC


NEGURA BUNGET Live (© by metal-is-forever)

NEGURA BUNGET Live (© by metal-is-forever)

NEGURA BUNGET Live (© by metal-is-forever)

WALDGEFLÜSTER Live (© by metal-is-forever)

WOLVES DEN Live (© by metal-is-forever)

WOLVES DEN Live (© by metal-is-forever)

ARS IRAE Live (© by metal-is-forever)

OSSIFIC Live (© by metal-is-forever)

OSSIFIC Live (© by metal-is-forever)

Konzertbericht NEGURA BUNGET + WALDGEFLÜSTER + WOLVES DEN + ARS IRAE + OSSIFIC - 15.10.2016 München/Backstage (Club)

Holla die Waldfee

Da ist es tatsächlich schon 20 Jahre her, seitdem sich NEGURA BUNGET aus den Tiefen der nebelverhangenen rumänischen Wälder hervorgewagt haben, um die Liebhaber härterer Klänge mit ihrem folkloristisch/progressiv angehauchtem Black Metal in helle Verzückung zu versetzen.
Sowas muss natürlich gefeiert werden. Also schnell die Leinenhemden aufgebügelt, die Tulnic (rumänisches Instrument) eingepackt und den Kompass Richtung Westen eingestellt.
Unterwegs, auf dem Weg nach München, haben NEGURA BUNGET noch den ein oder anderen Anhalter mitgenommen, die WALDGEFLÜSTER, WOLVES DEN, ARS IRAE und OSSIFIC namentlich heißen.

OSSIFIC

Der kanadische Opener muss bereits um 17.30 Uhr auf die Bühne und findet zu diesem Zeitpunkt eine noch recht überschaubare Anzahl von Konzertgängern vor. Die 2011 in Winnipeg gegründete Band lässt sich davon jedoch nicht aus dem Konzept bringen und versucht trotzdem, ungeachtet des sich in Grenzen haltenden Interesses, in den folgenden 30 Minuten, mit der bandeigenen Definition von Atmospheric-Post-Black-Metal, Werbung in eigener Sache zu betreiben.
Ein Vorhaben, das allerdings nur bedingt als erfolgreich bezeichnet werden darf.
Realtiv schnell merkt man OSSIFIC nämlich an, dass sie zwar das technische Rüstzeug haben, um im Konzert der Großen mit musizieren zu können, es aber noch massiv an Eigenständigkeit, Bühnenpräsenz und vor allem an kompositorischer Reife fehlt.
Da hilft es dann auch nicht, dass OSSIFIC tief ins Schmincktöpfchen und in die Kostümmottenkiste gegriffen haben, um vom insgesamt zwar annehmbaren, aber keineswegs überzeugenden Auftritt abzulenken. (JK)

ARS IRAE

Als zweites geben sich heute ARS IRAE die Ehre. Das aus Rosenheim stammende Quintett ist in München alles andere als unbekannt und lockt, anders als eben bei der Vorgängerband, jetzt doch schon eine beachtlichere Schar von Liebhabern dunkler Klänge vor die Bühne.
Womit wir auch schon bei der Setlist von ARS IRAE wären, die sich zum Großteil aus Titeln vom letzten Album "Dunkle Klänge" zusammensetzt. Von älteren Veröffentlichung kommen heute nur "Unter der Erde" vom gleichnamigen Debütalbum und "Des Hammers Ruf" vom "Verwelkt"-Demo zur Aufführung.
Leider leidet der Auftritt von ARS IRAE unter einem suboptimalen Sound, der der Truppe zwar jede Menge Wucht gönnt, den Gitarren dabei aber viel zu wenig "Freiraum" lässt, sodass man dazu zwar wunderbar headbangen kann, im Prinzip aber keine Ahnung hat welcher Song gerade gespielt wird. Schade. So müssen sich ARS IRAE heute unter Wert verkaufen und darauf hoffen, dass der Tonmann bein nächsten mal einen besseren Tag erwischt. (JK)

WOLVES DEN

Ein ziemlich gelungenes Heimspiel legten WOLVES DEN als dritte Band des Abends hin.
In dem mittlerweile gut gefüllten Raum gaben die fünf Münchner ihren geschwärzten Death Metal, nun wieder bei annehmbaren Soundverhältnissen, zum Besten.
Die Truppe um ex EQUILIBRIUM Sänger Helge Stang bietet dem Zuhörer mehr, als dieser es sich vielleicht auf den ersten Eindruck erhoffen mag. Wer erwartet, dass ein Song nach dem anderen, nach Schema F, die Setlist runter gespielt wird, der liegt bei WOLVES DEN definitiv falsch.
Durch ruhige und melanchonische Passagen zwischen den einzelnen Songs wird eine Atmosphäre aufgebaut, die sich durch den ganzen Auftritt zieht. Da braucht es dann auch keine großartige Performance und Maskerade auf der Bühne, die ohnehin mit Musikern und etlichen Bannern aus allen Nähten zu platzen schien, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen.
Dieses wurde im Mittelteil des Auftritts sogar mit einem Gastauftritt von Winterherz (WALDGEFLÜSTER) überrascht.
WOLVES DEN haben an diesem Abend bewiesen, dass sie durchaus ein würdiger Vertreter des deutschen Black Metals sind. (SM)

WALDGEFLÜSTER

Neben dem zu Beginn erwähnten NEGURA BUNGET Jubiläum gibt es heute noch einen weiteren Grund zum feiern - WALDGEFLÜSTER sind seit diesem Jahr auch zweistellig unterwegs - 10 Jahre gibt es die Black Metal Formation aus München nun schon. Gratulation!
Da eine Geburtstagspolonaise mit Konfettiregen und Luftschlangen dem Black Metal Konsumenten nur schwer zu vermitteln gewesen wäre, verschwenden WALDGEFLÜSTER erst gar keinen Gedanken an solche Albernheiten und beginnen die Feierlichkeiten so wie es sich für einen Co Headliner gehört - mit feinsten musikalischen Gaben für das zahlreich (inzwischen ist der Club brechend voll) erschienene Publikum.
Gesagt - getan. Los geht's mit "Weltenwanderer" vom eben erst veröffentlichtem Album "Ruinen".
Der ausufernde Song macht zu Beginn gleich ordentlich Eindruck und verpasst dem Auftritt sofort die nötige Atmosphäre.
Im Verlauf des Abends packen WALDGEFLÜSTER noch drei weitere Songs vom neuen Album aus, von denen "Und immer wieder Schnee" die meiste Begeisterung im Publikum provozieren kann.
Im weitern Verlauf des Abends kommen aber auch ältere Tracks, wie "Erster Schnee", "Waldgeflüster", "Fichtenhain" und "Wotan Sang" zu Live-Ehren, was die Setlist insgesamt sehr ausgewogen erscheinen lässt.  
Einzigster Makel am Auftritt von WALDGEFLÜSTER war, meiner Meinung nach, die etwas zu lange Spieldauer von 90 Minuten. Die teilweise überlangen Songs verlangen doch eine gewisse Aufmerksamkeit, die sich aber, je länger die Show lief, leider peu a peu verabschiedet hat.
Ansonsten haben WALDGEFLÜSTER aber einen standesgemäßen Abriss hingelegt; ganz so wie es sich für einen runden Geburtstag gehört. (JK)

NEGURA BUNGET


Gegen 22 Uhr war dann der Headliner des Abends NEGURA BUNGET an der Reihe.
Leider wurde die erwartungsvolle Spannung der Fans ein wenig durch das etwas zu lang geratene Intro unterbrochen und man spürte förmlich die Ungeduld der Fans aufkochen. Der Konzertsaal war mittlerweile bis zum Anschlag gefüllt, als endlich die ersten Gitarrenriffs die Zuschauer von ihrem Leid des Wartens erlösten.
Trotz minimalen Startschwierigkeiten wird dennoch schnell klar, dass die Rumänen alteingesessene Vertreter der Szene sind und es faustdick hinter den Ohren haben. Nicht umsonst stehen sie schon seit 20 Jahren auf der Bühne.
Das Hauptaugenmerk bei der heutigen Show legten NEGURA BUNGET, neben den beiden letzten Veröffentlichungen "Zi" und "Tau", vor allem auf das Meisterwerk "OM".
Wer die Bühne den Abend über genauer betrachtet hat, wunderte sich vielleicht über die hängenden Gebilde aus Holz die eher im Hintergrund angesiedelt waren.
Im Laufe des Auftritts wurde klar, dass diese nicht nur zur Bühnendekoration gehörten sondern als Musikinstrument fungierten.
Auf ihrem neuen Album berufen sich NEGURA BUNGET auf viele altertümliche rumänische Instrumente wie zum Beispiel auch das Tulnic (eine Art Horn) und eben auch auf rustikale Klänge, die durch das schlagen von Holzknüppeln auf lose hängenden Brettern erzeugt werden.
Diese dumpfen und hohlen Klänge, die eben live erzeugt und nicht eingespielt wurden, gaben dem Auftritt eine ganz besondere und individuelle Note und erzeugten eine wahnsinnige Atmosphäre, die die rituellen Klänge des jeweils begleitenden Songs nochmals unterstrich. (SM)

Alles in allem war es, trotz einiger Soundprobleme, ein gelungener Abend, der dem geneigten Fan für realtiv wenig Geld (VVK Tickets gab es für schlanke 13.-), eine Menge geboten hat. 

Bei den Feierlichkeiten waren Jürgen (JK) und Sandrina (SM) für euch zugegen. 

Dienstag, 25. Oktober 2016

Konzertbericht MOB RULES + LAST DAYS OF EDEN - 4.10.2016 München / Backstage (Club)

Weniger ist manchmal mehr.

Nachdem MOB RULES Anfang des Jahres schon einmal deutsche Hallen unsicher gemacht haben, als Einheizer von AXEL RUDI PELL, besteigen die Wilhelmshavener nun erneut den Tourbus - diesmal allerdings als Headliner.
Als Support haben sich MOB RULES ein bis dato nahezu unbeschriebenes Blatt ausgesucht: LAST DAYS OF EDEN.

Als ich kurz vor 20 Uhr auf dem Backstage Gelände ankam, fiel mir am Eingang als erstes ein Tourplakat auf, welches in großen Lettern verkündete: MOB RULES - live im Backstage.
Soweit, so gut. Was mich jedoch stutzig machte, war das eingetragene Datum. War hier doch unmissverständlich der 14. Oktober als Veranstaltungstag angegeben! Mysteriös. Sollte ich mich um 10 Tage vertan haben? Obwohl ich dem Teenageralter schon länger entwachsen bin, konnte ich mich bisher immer noch auf meinen Denkapparat verlassen. Sicherheitshalber checke ich aber trotzdem nochmals schnell die Homepage von MOB RULES. Alles korrekt. Der Gig findet definitiv heute statt. Also weiter zur Location.
Als ich dann wenige Momente später den Veranstaltungsort (den kleinen Club) erreiche, wird aber aus meiner dunklen Vorahnung (Falschplakatierung, ob das mal gut geht) relativ schnell Gewissheit - der Laden ist nahe zu leer. Großzügig geschätzt, stehen sich 15 Personen die Beine gelangweilt in den Bauch und warten darauf, dass das Licht ausgeht und LAST DAYS OF EDEN mit ihrem Gig beginnen.

Die lassen jedoch auf sich warten. Ganze 30 Minuten später als angegeben, betritt das spanische Sextett um Frontdame Lady Ani die kleine Bühne. Nachdem jedes Bandmitglied seinen Platz gefunden hat, eröffnen LAST DAYS OF EDEN den Abend mit "Invincible". Anders als es der Titel aber vermuten lässt, präsentieren sich LAST DAYS OF EDEN jedoch keineswegs unbesiegbar. Zum einen ist der Sound, für die Art Musik, die die Spanier anbieten (Symphonic Metal), viel zu hart abgemischt (das Schlagzeug und der Bass sind viel zu präsent und decken fast alles andere zu) und zum anderen liegt Lady Ani bei den höheren Tönen teilweise meilenweit von einem Treffer entfernt. Doch damit nicht genug - der Beleuchter hat ein Faible für die Farbe "Rot", und zwar ausschließlich. Und last but not least scheint die Band das Motto ausgegeben zu haben: "Wer sich zuerst bewegt, der hat verloren".
LAST DAYS OF EDEN (© by metal-is-forever)
Nur Lady Ani will sich nicht an dieses Motto halten, und so hüpft sie während des gesamten Aufritts schüchtern von einem Bein auf das andere und lässt dabei ihr Haar im Luftzug des Ventilators hübsch aussehen.
Mir bleibt dabei nur die Hoffnung, dass schon bald THE LAST MINUTES OF LAST DAYS OF EDEN anbrechen mögen. 35 Minuten später werden meine Gebete dann erhört - nach dem NIGHTWISH Cover "Last Ride of the Day" verlassen die Spanier die Bühne. Genauso wie sie gekommen sind - nahezu unbemerkt.

Als MOB RULES sich gegen 21.30 Uhr blicken lassen, hat sich die anfängliche Zuschauerzahl nahezu verdoppelt. Inzwischen dürften doch glatt 25 bis 30 Personen anwesend sein. Wow!
Es ist einfach nur deprimierend und ich fange schon an, den Tag zu verfluchen, an dem ich mich entschieden habe, heute hierher zu kommen.
MOB RULES scheinen im ersten Moment den selben Gedanken wie ich zu haben, fangen sich aber ziemlich schnell und nehmen die Sache mit Humor (Berüßung: "Hallo Jemand da?").
                                                                                                                                   
MOB RULES (© by metal-is-forever)
Im Anschluß daran eröffnen MOB RULES ihre Show eindrucksvoll mit "Dykemaster's Tale". Perfekt abgemischt wummert der Song aus den Boxen und entschädigt die exclusive Hörerschaft vom ersten Ton an für vorangegangene Leiden. Auch die Lightshow verdient nun endlich ihren Namen und besteht, dem Himmel sei Dank, aus mehr, als nur aus drei roten Glühbirnen.
Weiter geht's mit "Celebration Day" und "Lord of Madness". Danach stellt Klaus Dirks dem Publikum die Frage, wer denn beim Online-Voting mitgemacht habe, bei dem man vorab, die Setlist mitbestimmen konnte. Als hätte man es breits geahnt, meldet sich natürlich niemand.
Macht letztendlich aber gar nichts aus, da die 25 Personen, die anwesend sind, Lärm wie mindestens die doppelte Anzahl von Metalheads machen und MOB RULES nach jedem Song abfeiern, als gäbe es kein Morgen.
MOB RULES Live (© by metal-is-forever)
Die Truppe um Goldkehlchen Klaus Dirks dankt es ihnen und schiebt mit "Lost", "Astral Hand" und "The Last Farewell" weitere Kracher der Bandhistorie hinterher
Auf den Punkt gebracht - MOB RULES sind an diesem denkwürdigen 4. Oktober, trotz widriger Umstände, einfach nur saustark!
Es geht aber noch besser, wie die Nordlichter, bei denen Matthias Mineur fehlt, zum Ende hin mit der Power-Ballade "End of All Days" und "Black Rain" gänsehautmäßig beweisen.
Im Anschluß daran gönnen sich MOB RULES eine kurze Pause, der dann noch die umjubelten Zugaben "Hollowed Be Thy Name", "On the Edge" und "My Kingdom Come" folgen, bevor der "Rain Song" endgültig den Deckel auf einen, in jeglicher Hinsicht, außergewöhnlichen Abend macht. (JK)

Montag, 24. Oktober 2016

RUNNING WILD / "Rapid Foray"/ SPV - Steamhammer / 11 Tracks / 57:24 Min

Ich will ein Schiff kapern, eine Mannschaft in Tortuga suchen, stehlen, rauben, plündern oder anders gesagt, mir meine schwarze Seele ausreißen (Jack Sparrow).
Unverhofft kommt oft. Kapitän Rock 'n' Rolf aktiviert wieder die, eigentlich ad acta gelegte, Piraten-Thematik und sticht mit seinem alten Seelenfänger RUNNING WILD erneut in See.
Doch irgendwie will der Kahn zu Beginn nicht an Fahrt gewinnen - zu behäbig, zu berechnend und zu gewöhnlich schallt der Dreischlag ("Black Skies, Red Flag", "Warmongers", "Stick to Your Guns") aus den Boxen.
Zwar schüttelt Chefpirat Kasparek, im Vergleich zu den beiden halbgaren Vorgängeralben, hier wieder vermehrt brauchbare Riffs aus dem Handgelenk, doch das i-Tüpfelchen bleibt allen drei Songs verwehrt. Bei keinem der drei Opening-Tracks setzt sich der Refrain fest, sodass man schon gewillt ist, noch ein Glas Rum nachzukippen, um sich die Flaute schön zu saufen.
Doch soweit kommt es nicht, da RUNNING WILD ab Track Nr. 4 ("Rapid Foray") den alten Kahn doch nochmals flott bekommen und das Ruder um mindestens 180 Grad herumreißen.
Plötzlich greift ein Rädchen ins andere, längst vergessen geglaubte Qualitätsmerkmale kommen wieder zum Vorschein und das Album entwickelt sich in der Folge zur besten Veröffentlichung, welche RUNNING WILD seit ewig langen Zeiten (mindestens 15 Jahre) vom Stapel gelassen haben.
Angefangen beim titelgebenden Track "Rapid Foray" und der Hymne "By the Blood in Your Heart", über den nachfolgenden Instrumentaltrack "The Depth of the Sea" und dem flinken "Black Bart", bis hin zu "Blood Moon Rise", mit feiner Melodienote - das sind alles alles saustarke Tracks, die ganz in der Tradition von Jolly Roger, jedem Freibeuter voll in die Karten spielen dürften und dem Klabautermann endich wieder das Futter gibt, welches er benötigt.
Auch  der thematisch etwas aus dem Rahmen fallende und abschließende Doppelschlag: "Into the West", dem potenten Nachfahren von "Littel Big Horn" und dem facettenreichen "Last of the Mohicans", glänzt nicht nur - nein, er begeistert schlichtweg und setzt den finalen Kanonenschlag unter ein Album, dass in dieser Form und Nachhaltigkeit, dem alten Seebären Kasparek, sicherlich nicht mehr viele zugetraut haben.

Fazit: Volle Breitseite  - RUNNING WILD  sind wieder da. (JK)

8 von 10

Freitag, 21. Oktober 2016

Konzertbericht TANKARD + ABANDONED - 8.10.2016 München / Feierwerk

Vor kurzem ist das Münchner Oktoberfest zu Ende gegangen. Wer aber trotzdem noch einmal ordentlich Bier trinken will und dabei auch noch geilen Thrash Metal hören möchte, ist heute bei den selbst ernannten Alcoholic-Metallern TANKARD im Feierwerk bestens aufgehoben.

Als Support haben die Frankfurter Kings of Beer die Thrasher ABANDONED mit dabei.
Überpünktlich, zehn Minuten vor dem offiziellen Beginn, legen die Darmstädter mit „Visions of Death“ von ihrem zweiten und bisher letzten Album „Thrash You!“ los. An den euphorischen Publikumsreaktionen kann man erkennen, dass TANKARD bei der Wahl der Vorband alles richtig gemacht haben.
                                                                                                                     
ABANDONED Live (© by The Discovered Land)

Es ist bereits sehr voll und nach nur vier Songs bildet sich der erste Moshpit des Abends, was selbst auch die Band um MASTERS OF DISGUISE-Sänger/Gitarrist Eric "Kalli" Kaldschmidt zu überraschen scheint.
Für die Ankündigung, dass sich die Band nach 9 Jahren endlich wieder im Studio befindet, erntet die Band viel Applaus, und das obwohl nur sehr wenige Zuschauer die Band vorher kannten.
ABANDONED legen heute Abend zudem viel Wert auf Interaktion mit dem Publikum; Resultat: bei fast allen Songs gibt es an den jeweils passenden Stellen unaufgefordert „Hey, hey, hey!“-Rufe der Fans. Das Vorglühen für den TANKARD Gig funktioniert also bestens.
Nach ca 40 Minuten Hessen-Thrash, spielen ABANDONED als letzten Song ihren alten Demo-Song „Private Little Hell“. Als Zugabe gibt es dann noch „Trapped“ obendrauf.
TANKARD Live (© by The Discovered Land)

Die folgende Umbaupause dauert ungewöhnlich lange, obwohl der Soundcheck schon längst beendet ist. An den fragenden Blicken der Bühnentechniker kann man erkennen, dass wohl noch nicht alle Musiker da sind. Schließlich hastet Sänger Gerre durch das Publikum auf die Bühne, mit einem Kasten Bier unter dem Arm. Prost. Und schon geht's los. Nach einem kurzem Intro beginnen TANKARD mit ihrem Standard-Opener „Zombie Attack“. Kaum sind die ersten Akkorde erklungen, fliegen schon die ersten Biere durch die Luft, und die Fans rasten völlig aus. Schnell erklimmen auch die ersten Stage-Diver die Bühne, während die Band einen Klassiker nach dem anderen auspackt. Von „The Morning After“ bis „Die with a Beer in Your Hand“ ist alles dabei, was sich der Thrasher wünscht. Unmittelbar vor „Rapid Fire“ entdeckt Gerre einen kleinen Jungen im Publikum, den er während des Songs dann sogar auf die Bühne bittet. Man kann sich nie früh genug um den Nachwuchs kümmern.
                                                                                                             
TANKARD Live (© by The Discovered Land)

 Zwischen den Songs gibt es die gewohnt witzigen Ansagen von Gerre, der dabei immer wieder betont, dass es die Band ja schon so lange gibt und dass sie in ihrem Alter eigentlich gar kein Bier mehr trinken sollten, nur um sich kurz darauf gleich die nächste Flasche einzuverleiben.
Darauf folgt natürlich „Rules for Fools“. Später holt Gerre auch unseren Fotografen Thomas (TG) auf die Bühne, um ihn ein Foto vom Publikum machen zu lassen. Dabei stellt er ihn spaßhalber als Daniel von der Bild-Zeitung vor.
Nach weiteren Thrash-Kloppern, wie z.B. „MetalToMetal“ oder „Chemical Invasion“ beenden TANKARD schließlich ihr reguläres Set mit „Freibier“.
Natürlich müssen sie nicht allzu lange auf Zugaberufe warten. Das Feierwerk will mehr und bekommt mehr!
 Mit „Alien“ eröffnen TANKARD den Zugabenblock, der  nach „A Girl Called Cerveza“ aber dann wirklich sein endgültiges Ende findet. Nassgeschwitzt beenden Band und Teile des Publikums gemeinsam auf der Bühne einen feucht-fröhlichen Thrash-Abend, der Durst gemacht hat. Prost! (RH)

Dienstag, 18. Oktober 2016

GEBRECHLICHKEIT / "Aphorismen der Angst" / Human to Dust Records / 9 Tracks / 60:19 Min

Ich sage euch: "Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können" (Nietzsche).
Ein Album voller Gegensätze - Brutal und zugleich verspielt, sowie bedingt melodisch und zeitgleich extrem disharmonisch, so präsentiert sich das neue Werk von GEBRECHLICHKEIT.
"Aphorismen der Angst" ist wahrlich kein Album, das es einem leicht macht, schnell Zugang zu finden. Dazu ist das Album zu anspruchsvoll bzw zu abwechslungsreich.
Das sind Attribute, die eigentlich jedem Musiker wie Öl runtergehen müssten und im Regelfall auf eine hochklassige Veröffentlichung hindeuten, im Black Metal aber meistens als schwierig und unpassend empfunden werden - es sei denn man heißt Niklas Kvarforth und kotzt sich die Seele bei SHINING aus.
Womit wir auch schon bei der (Haupt-)Zielgruppe von "Aphorismen der Angst" wären. Wer sich gerne, abseits vom Herdentrieb, auf wenig frequentierten Pfaden durch das Black Metal Unterholz bewegt; bereits angesprochene SHINING, sowie Bands wie z.B. AGRYPNIE oder NEBELKRÄHE als Lebenselixier konsumiert, der bekommt mit "Aphorismen der Angst" einen amtlichen Einlauf verpasst, der die Innereien gehörig in Wallung versetzt.
Für diesen elitären Kreis entfallten Tracks wie z.B. "Einst war ich blutleer", "Die Verdammten der Hybris" oder "Nekromantie" dann auch ihren besonderen Charme - ein Charme, der absolut kompromisslos und eigenständig auf seinen morbiden Füssen steht und jedem der sich darauf einlassen kann, ein diabolisches Grinsen ins Antlitz zaubern wird.
Allen anderen sei gesagt: "Labor omnia vincit improbus" (Harte Arbeit siegt über alles) - soll heißen, dass man sich in das Album hinein arbeiten muss, um das Chaos ordnen zu können.

Fazit: "Aphorismen der Angst" ist eine unbequeme Black Metal Scheibe, die dem Konsumenten einiges abverlangt und ihn dazu zwingt, seine Komfortzone zu verlassen. (JK)

7 von 10

http://www.gebrechlichkeit-schwarzmetall.de/
https://www.facebook.com/pages/Gebrechlichkeit/112500632176543 

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Vorankündigung: AMON AMARTH - 19.11. München / Zenith - Beginn: 19 Uhr


Interview mit Fernanda von NERVOSA

Nach dem Konzert der brasilianischen Thrash-Abrißbirne NERVOSA hatten wir von METAL-IS-FOREVER-ALIVE Gelegenheit mit Fernanda zu sprechen und ihr ein paar Fragen zu stellen. Das Interview wurde von unserem Neuzugang Raphael (RH) geführt, die Fotos wurden von Thomas (TG) geschossen.

Ihr habt euch offiziell 2010 gegründet, aber euer Durchbruch war 2012, nachdem ihr euer Demo veröffentlich hattet und euer erstes Video „Masked Betrayer“ auf Facebook hochgeladen wurde, welches dann erstaunliche 20.000 Aufrufe in nur 2 Wochen verbuchen konnte.
Wie fühlt es sich an, plötzlich so ein positives Feedback zu bekommen?

Fernanda: Das war natürlich großartig. Wir sind wirklich eine sehr hart arbeitende Band, wir ließen so viele Dinge beiseite, wir haben so viel geopfert, um all das erleben zu dürfen und um unseren Traum zu leben. Der Umstand, dass wir aus Brasilien kommen, machte es auch nicht einfacher. Aber, wie gesagt - wir arbeiten viel, also erwarten wir irgendwie auch, dass dabei was zählbares herauskommt. Trotzdem sind wir immer wieder davon überrascht, wenn der Zuspruch von mal zu mal größer wird.

(© by The Discovered Land)
Danach bekamt ihr einen Vertrag beim österreichischen Label Napalm Records. Dort habt ihr seitdem zwei Alben veröffentlicht. Das letzte war „Agony“. Möchtest du uns etwas über euer neues Album erzählen?

Fernanda: Oh ja, gerne. Vor zwei Monaten wurde ich gefragt, ob ich verliebt sei? Ich dachte mir: „Was zum Teufel soll ich darauf antworten?“ Meine Antwort war: „Ich bin verliebt. Ich bin in unser neues Album verliebt.“ Ich denke das war die passende Antwort. Natürlich mag ich unsere EP, ich mag auch „Victim of Yourself“, aber „Agony“ liebe ich definitiv. Ich denke damit hat die Band eine neue Stufe erreicht, musikalisch gesehen. Ich finde, wir haben uns (zum positiven) entwickelt ... wir sind technisch reifer geworden. Alles ist schneller, aggressiver geworden und es ist ein bisschen mehr Death Metal als zuvor mit dabei. Und ich glaube, das sind alles Dinge, die wir genauso immer haben wollten.
Natürlich hat auch die Musik, die wir hören, uns am Ende beeinflusst. Viel Death Metal haben wir gehört, was uns auch geholfen hat, die Songs "erwachsener" klingen zu lassen. Sie kommen seitdem viel kräftiger rüber. Ich liebe wirklich jede Sekunde dieses Albums. Ja, ich bin wirklich sehr glücklich damit. Ich genieße es, die Lieder live zu spielen und ich genieße es, mir das Album privat anzuhören.
Wir klingen auf dem Album genauso, wie wir uns das immer vorgestellt haben. Auch die Produktion ist diesmal um einiges besser, denn wir haben das Album in den USA aufgenommen. Wir hatten also auch eine bessere Ausstattung und eine bessere Produktion.

Es gibt ein Musikvideo zum Song „Hostages“. Ein sehr düsteres und ziemlich brutales Video sogar. Wer von euch hatte die Idee dazu?

Fernanda: Wir haben als Band entschieden. Aber hauptsächlich Prika und meine Wenigkeit. Die Ideen kommen immer von uns beiden zusammen. Wir wollten in dem Video irgendetwas schockierendes machen - Blut, dachten wir, würde den Zweck erfüllen.
Prika hatte dann, als wir „Hostages“ ausgewählt hatten, gemeint, dass das Video in einem Krankenhaus spielen sollte und ich dachte: „Hell Yeah, da gibt es Blut, viel Blut."
In dem Song geht es um die Situation in öffentlichen Krankenhäusern in Brasilien, die wirklich katastrophal ist. Viele Leute sterben dort. Also haben wir mit diesem Video, das sehr heftig ist, versucht, die Aufmerksamkeit der Leute auf diese Sache zu lenken.

Ist es nicht toll, der Musik, neben dem Klang, so auch noch ein „Gesicht“ geben zu können?

Fernanda: Ja, ganz genau. Bevor ich die Band hatte, machte ich einige Dinge, die mit Metal zu tun hatten. Ein Job davon war, Videoclips zu produzieren. Ich liebe es einfach, Sachen zu filmen. Ich liebe es, Regie zu führen. Ich bin zudem sehr filmbegeistert. Und ich, wer hätte es gedacht, liebe Videoclips. Ich schaue mir sogar Videos von Popsängern an. Erzählt es aber niemanden. So lerne ich viel und lasse mich für eigene Videos inspirieren.
Du hast es übrigens auf den Punkt gebracht: Wir erschaffen ein „Gesicht“ zu einem Lied. Das ist die beste Beschreibung. Denn, wenn wir die Lieder schreiben, gibt es immer ein Thema. Wenn wir einen Song schreiben, erwische ich mich öfters dabei, mich zu fragen: „Wie wäre das in einem Film? Wie wäre das in einem Video?“
Dafür mag ich es absolut nicht, für Promobilder zu posen. Ich hasse es wirklich. Aber Videos zu machen genieße ich einfach, weil man tun kann, was immer man will.
Nächstes Mal möchte ich etwas sehr düsteres machen. Etwas im Stil von BEHEMOTH. Ich finde, sie sind einfach die Besten darin, Musik und Film zusammen zu bringen.

In eurer Biografie steht, dass Thrash Metal für euch alle wahre Leidenschaft ist. War das von Anfang an so, oder würdet ihr sagen, dass es andere Einflüsse gab, als ihr angefangen habt?
                                                                                                                                     
(© by The Discovered Land)
 
 
Fernanda: Nun, ich denke wir drei, im Moment sind wir eigentlich nur zu zweit, da wir aktuell keine feste Drummerin haben, wir drei, haben alle verschiedene Einflüsse. Aber wir alle stimmen darin überein, dass wir am liebsten Thrash Metal spielen wollen.
Vor NERVOSA habe ich viele andere Metal-Genres ausprobiert. Angefangen habe ich z.B. mit Melodic Metal. Nicht lachen, wir haben damals Coverversionen von EDGUY gespielt. Damals hat es mir wirklich Spaß gemacht, diese Songs zu spielen. Ich fand es dann aber relativ schnell zu langweilig. Aber ich respektiere es immer noch, denn es hat mir geholfen, dahin zu kommen, wo ich jetzt bin.
Danach habe ich traditionellen Heavy Metal gespielt. Ich bin stark beinflusst von der NwoBHM und von WARLOCK. Danach probierte ich mich an Melodic Death Metal aus.
Aber erst als ich  NUCLEAR ASSAULT hörte, veränderte sich mein Leben. Ich dachte mir nur: „Ohhhhh! Sowas will ich auch machen!“ Sie sind bis heute meine Lieblingsband.

Ihr tourt gerade mit DESTRUCTION, einer der ältesten und größten deutschen Thrash Metal-Bands. Wie fühlt sich das für euch an? Ist es mehr wie eine Tour mit Freunden, oder doch eher, wie mit einem Idol?

Fernanda: Ein bisschen von beidem. Erstmal wurde wirklich ein Traum für uns wahr. Als ich ein Teenager-Metalhead war, habe ich die ganze Zeit mit meinen Freunden DESTRUCTION gehört, wir haben Luftgitarre gespielt, und zu „Nailed to the Cross“ mitgesungen. Ich hätte mir niemals vorstellen können, wenn ich einmal eine Band haben würde, dass eines meiner Idole (Schmier) meine Band mögen könnte. Sowas hätte ich mir niemals vorstellen können. Nicht einmal in meinen entferntesten Träumen. Deswegen wird diesmal definitiv ein Traum für mich wahr.
Zudem touren wir hier in Europa zum ersten mal in einem Tourbus - alles ist neu für uns. Auch die Sache mit Schmier; ich weiß immer noch nicht, wie ich auf der Tour mit ihm umgehen soll, denn wir sind Freunde. Wir sind mit der Zeit Freunde geworden. Er hat mich persönlich auf Facebook angeschrieben: „Ich will euch Frauen auf meiner Tour haben", hat er geschrieben! Und ich dachte nur: „Yessssss!“ Er mag NERVOSA.
Wenn er nach NERVOSA gefragt wird, sagt er immer coole Dinge über uns. DESTRUCTION gehören ganz bestimmt immer noch zu unseren wichtigsten Einflüssen. Wenn du dir NERVOSA anhörst, dann hörst du auch immer ein bisschen DESTRUCTION heraus. Meine Stimme klingt auch etwas nach Schmier. So hänge ich dann, um auf die Frage zurück zukommen, mit einem Freund ab. Aber der Respekt steht trotzdem immer über allem.

Ihr kommt aus Brasilien. Habt ihr irgendwelche Unterschiede bemerkt, wenn ihr in Brasilien und in Deutschland spielt?

Fernanda: Auf jeden Fall. Das Publikum hier in Deutschland ist toll. Aber, ob du in Lateinamerika, Nordamerika oder in Europa spielst, sind drei verschiedene Erfahrungen.
Ich würde sagen, dass die Lateinamerikaner definitiv am wildesten sind. In jeder Hinsicht. Es ist dort einfach sehr intensiv. Wir Lateinamerikaner sind einfach in allem was wir tun sehr intensiv und so ist es auch beim Metal.
Wenn du dir das Programm diesen Club (Backstage) für den nächsten Monat anschaust, dann ist das einfach nur verrückt. Sowas haben wir in Lateinamerika nicht. Wenn dann doch mal Bands dorthin kommen, dann drehen wir natürlich komplett durch. So ist es in Südamerika definitiv am intensivsten. Dann kommt Nordamerika würde ich sagen. Die Leute dort sind eine Mischung aus europäischer und latainamerikanischer Einstellung. Europäische Fans sind dafür sehr aufmerksam. Es ist nicht so, dass sie nicht intensiv wären, so ist es dann auch nicht. Aber, Lateinamerikaner wollen bei der Show einfach nur „sterben“. Europäische Fans hingegen beobachten viel. Sie achten auf alles, was du tust. Ob die Musik oder der Sound gut ist. Es geht hier mehr um Details. Das Feedback nach der Show ist in Europa aber fast immer cool. Es ist immer wieder geil mit europäischen Fans zu sprechen, denn sie bringen sich immer voll ein.
Zudem verkaufen Bands wahrscheinlich in Europa das meiste Merchandise. So ist es am Ende nicht besser, oder schlechter, hier zu spielen, sondern einfach nur anders.

Okay, das war auch schon die letzte Frage. Danke für das Interview, und ich hoffe ihr kommt bald wieder hierher zurück.

Fernanda: Das werden wir!

Sonntag, 9. Oktober 2016

KISSIN' DYNAMITE / "Generation Goodbye" / AFM Records / 11 Tracks / 47:52 Min

Aus Kendr werdad Leit.
In 10 Jahren 5 Alben zu veröffentlichen und nebenbei auch noch Schule/Ausbildung unter einen Hut zu bekommen, verdient Respekt.
In dieser Dekade wurden aus den fünf Teenagern erwachsene Männer, die mit "Generation Goodbye" nun eindrucksvoll beweisen, dass sich Fleiß (schaffa, schaffa, Häusle baua) auszahlt und man auch aus der schwäbischen Provinz (Burladingen/Münsingen) die (Metal-)Welt erobern kann.
Dennoch war es ein teilweise steiniger Weg, den KISSIN' DYNAMITE auf dem Weg von "Steel of Swabia" bis hin zu "Generation Goodbye" zu bewältigen hatten. 
Konnte man den Schwaben auf den ersten drei Alben noch "vorwerfen", sich zu häufig in der Stilvielfalt ausprobiert zu haben und den Bogen beim Thema Synthesizer öfters mal überspannt zu haben, näherte sich die Truppe bereits auf "Megalomania" ihrer endgültigen Ausrichtung an und hat diese, wie es scheint, mit der Veröffentlichung von "Generation Goodbye" nun endültig gefunden.
Eine Positionierung, die KISSIN' DYNAMITE, man höre und staune, sogar gelegentlich in die Nähe von Größen wie AVANTASIA ("Generation Goodbye", "Utopia") und AEROSMITH ("If Clocks Are Running Backwards") rückt, was fast schon einem Ritterschlag gleichkommt
Allerdings soll, trotz aller Lobhudelei, auch nicht unerwähnt bleiben, dass "Generation Goodbye" auch zwei weniger gelungene Titeln in petto hat - "Somebody to Hate" und "Larger Than Life" können auch nach mehrmaligen Hören nicht vollständig zünden.
Dafür haben es die beiden Glam-Rocker "She Came She Saw" und "Highlight Zone", die bereits als Vorabsingle veröffentlichte Nummer "Hashtag Your Life", sowie "Masterpiece", ein Duett mit Jennifer Haben von BEYOND THE BLACK, wieder faustdick hinter den Ohren.

Fazit: Die schwäbische Rasselbande KISSIN' DYNAMITE ist erwachsen geworden und liefert mit "Generation Goodbye" ihr bisher reifstes Werk ab - Do wirsch gugga! (JK)

8.5 von 10

Donnerstag, 6. Oktober 2016

CARONTE / "Codex Babalon" / Van Recrds / 3 Tracks (EP) / 28:05 Min

Die Shamanic-Doom-Church der drei Bones Brüder (Tony, Dorian, Henry) öffnet erneut seine Pforten und vereinigt in der neuesten Predigt "Codex Babalon" mal wieder die Geister der Doom-Umterwelt, mit den spirituellen Wesen der Stoner-Wüste und den Geschöpfen eines Psychadelic-Albtraums.
Die EP, welche als Ausblick auf kommende CARONTE Schandtaten angesehen werden darf, ist ebenso wie das Vorgängeralbum "Church of Shamanic Goetia" mit allen (Weih-)Wassern gewaschen und dürfte allen jene ansprechen, die IN SOLITUDE, ELECTRIC WIZARD und URFAUST wie die Luft zum atmen brauchen und zudem THE DEVIL'S BLOOD schmerzlich vermissen.
Bereits im Opener "Invocation to Paimon" bündelt das Quartett, welches durch Drummer Mike De Chirico komplettiert wird, all seine Stärken: tonnenschwere Doom-Riffs, bedrohlicher Gesang und apokalyptische Klangstrukturen, verleihen dem Song fast schon rituellen Charakter.
Eine Nuance schwarz-metallischer gefärbt kommt "Elixir Rubeus" daher. Hier verspinnen CARONTE gekonnt hypnotischen Doom mit beschwörender Ritual-Musik zu einem Hörerlebnis, welches vor allem die URFAUST Jünger vor Freude im Pentagramm herumspringen lassen dürfte.
Nicht ganz Schritt halten mit diesen beiden Songs kann das abschließende "Rites of Theurgy". Zwar kommt der Gesang auch hier ebenfalls richtig schön fies rüber, doch irgendwie lodern die kompositorischen Flammen hier nicht so hoch, wie noch zuvor, sodass die schamanische Messe leider nicht ganz das Ende findet, welches sie eigentlich verdient gehabt hätte.

Fazit: CARONTE bleiben ihrem eingeschlagenen Weg treu und liefern mit "Codex Babalon" eine weitere respektable Veröffentlichung ab, die vor allem mit "Elixir Rubeus" und "Invocation to Paimon" punkten kann.
Ein weiterer Pluspunkt ist zudem, die hochwertige Aufmachung, mit der "Codex Babalon" auf Seelenfang geht. Die schwere Hardcover-Digisleeve Ausführung mit goldenem Druck macht optisch einiges her und rundet die Veröffentlichung stimmig ab.

8 von 10

https://www.facebook.com/ferociailluminata
http://www.van-records.de/

Dienstag, 4. Oktober 2016

DESTRUCTION + FLOTSAM & JETSAM + ENFORCER + NERVOSA


DESTRUCTION Live (© by The Discovered Land)

DESTRUCTION Live (© by The Discovered Land)

DESTRUCTION Live (© by The Discovered Land)

FLOTSAM & JETSAM Live (© by The Discovered Land)

ENFORCER Live (© by The Discovered Land)

ENFORCER Live (© by The Discovered Land)

NERVOSA Live (© by The Discovered Land)

NERVOSA Live (© by The Discovered Land)

NERVOSA Live (© by The Discovered Land)

Konzertbericht DESTRUCTION + FLOTSAM AND JETSAM + ENFORCER + NERVOSA 16.9.2016 München / Backstage (Halle)

Wenn es an einem Freitagabend regnet, sucht man häufig nach einer Indoor-Beschäftigung. Da kommt ein Konzert mit den Thrash-Urgesteinen DESTRUCTION in der Backstage Halle zu München gerade recht.

Nach etwas verspätetem Einlass, legen NERVOSA pünktlich um 19:15 Uhr los. Das Frauen-Trio aus Brasilien kommt mit seinem rasanten Thrash Metal mit Death Metal-Einflüssen sofort gut beim Publikum an. Neben älteren Songs wie „Masked Betrayer“, werden besonders die härteren Songs des neuen Albums „Agony“ abgefeiert. Bei „Intolerance Means War“ können sie sogar einen Großteil der Fans zum Mitsingen des markanten Refrains animieren. Außerdem fallen die sehr sympathischen Ansagen von Sängerin Fernanda Lira positiv auf. Mit „Into Moshpit“ vom ersten Album der Band, zu dem es auch, passend zum Titel, einen kleinen Moshpit gibt, beenden NERVOSA ihre halbstündige Show, und werden mit verdienten Zugaberufen verabschiedet.

Die anschließende Umbaupause verläuft mit nur 10 Minuten verdächtig kurz, und tatsächlich starten ENFORCER ihre 50-minütige Show mit äußerst schlechtem Sound. Beim ersten Song „Destroyer“ vom starken aktuellen Album „From Beyond“ ist weder der Gesang, noch die zweite Gitarre zu hören. Deshalb fallen auch die Reaktionen der Fans zu Beginn weitaus weniger euphorisch aus, als noch bei NERVOSA. Später bessert sich der Sound, und spätestens beim dritten Song ist zumindest der Gesang zu hören, wenn auch nicht sehr laut. Die zweite Gitarre bleibt allerdings die gesamte Spielzeit über fast unhörbar, was besonders in den zweistimmigen Solopassagen sehr stört. Die Band konzentriert sich auf das neue Album, von dem fünf Lieder gespielt werden, und kann im Laufe der Show, trotz des schlechten Sounds doch noch viele Fans von sich überzeugen. Bei bestens zum Mitsingen geeigneten Songs, wie „From Beyond“ oder „Take Me Out of This Nightmare“ gibt es laute Fan-Chöre zu hören, und spätestens beim genialen „Mesmerized by Fire“ ist die Stimmung wieder auf dem Level, auf dem sie schon bei NERVOSA war. Nach dem letzten Song „Midnight Vice“ bleibt trotzdem der Gedanke, dass ein etwas längerer Soundcheck, trotz dadurch kürzerer Spielzeit, die bessere Wahl gewesen wäre.

Als dritte Band standen FLOTSAM AND JETSAM auf dem Programm. Die Band überzeugt das Publikum sofort mit ihrem Old-School-Thrash, auch wenn es deutlich leerer als bei den beiden vorherigen Bands wirkt. Von Beginn an haben sie einen deutlich besseren Sound als ENFORCER. Auffallend ist auch die für Thrash Metal sehr melodische Stimme des Sängers, der besonders in einigen ruhigen Zwischenparts unter Beweis stellen kann, dass er neben aggressiven Shouts, auch sehr gefühlvoll singen kann. Die mit fünf Leuten mitgliedermäßig größte Band des Abends nutzt den Platz auf der Bühne voll aus, sodass es viel Bewegung auf der Bühne zu bestaunen gibt. Nach einigen Songs nimmt die Qualität der Show allerdings etwas ab, da FLOTSAM AND JETSAM zuviele Lieder spielen, die sich einander zu sehr ähneln. In der zweiten Hälfte des Auftritts nehmen die Amerikaner aber wieder etwas Fahrt auf, sodass am Ende ein positiver Gesamteindruck von der 50-minütigen Show überwiegt.

Doch während der folgenden Umbaupause wird deutlich, weswegen die Fans heute hier sind. Noch vor dem Start des Intros schallen „Destruction, Destruction“-Rufe durch die Halle. Als DESTRUCTION schließlich mit „Under Attack“, dem Titeltrack des neuen Albums, loslegen, ist es brechend voll und die Stimmung ist auf dem Höhepunkt. Darauf lassen sie gleich den Klassiker „Curse the Gods“ folgen. Allgemein konzentrieren sich DESTRUCTION heute auf älteres Material. Der Großteil der gespielten Songs ist vor 1990 erschienen. Doch auch die wenigen neueren Songs werden vom Publikum ausgesprochen gut aufgenommen. Zwischen den Songs gibt es immer wieder, wie zu Beginn „Destruction“-Rufe und bei eingängigen Liedern, wie „Nailed to the Cross“ wird kräftig mitgesungen. Zwischendrin fallen mal die Monitorboxen aus, sodass Schmier seinen Bass auf der Bühne nicht mehr hören kann. In der folgenden Reparaturpause gibt es zur Überbrückung ein spontanes Drum Solo. Als das Problem nach ein paar Minuten immer noch nicht behoben ist, setzt die Band ihre Show trotzdem fort, was von Schmier mit einem trotzigen „Scheiß auf technische Probleme!“ kommentiert wird. Wo er Recht hat, hat er Recht!
Die Band kann das Niveau des Anfangs dennoch problemlos halten und insbesondere das lange nicht gespielte „Black Death“ kommt sehr gut bei den Fans an. Schließlich geht die Band nach „The Butcher Strikes Back“ von der Bühne.
Natürlich hat das Publikum immer noch nicht genug bekommen, und so gibt es als Zugabe zunächst noch „Thrash Till Death“. Nach viel zu kurzen 90 Minuten verabschieden sich DESTRUCTION mit „Bestial Invasion“ von den Fans.

Und so geht ein toller Thrash-Abend in München zu Ende, von dem neben DESTRUCTION vor allem die Opener NERVOSA in Erinnerung bleiben werden. (RH)

Anmerkung: Diese Review wurde von unserem Neuzugang Raphael (RH) verfasst. 

Vorankündigung: TANKARD + ABANDONED 8.10.2016 München / Feierwerk (Beginn: 21 Uhr)