About me

Mein Bild
DON`T KILL YOUR LOVE...BUY LEGAL CDs AND SUPPORT THE BANDS LIVE!!! STAY HEAVY!

Mittwoch, 24. Juli 2019

Týr / "Hel" / Label: Metal Blade Records / 13 Tracks / 69:53 Min

Jeder Mensch trägt stets einen Keim in sich, der seine Originalität ausmacht, jedes Individuum hat seine Geschichte. (August Strindberg)


Sechs lange Jahre haben sich TYR Zeit gelassen, um den "Valkyrja"-Nachfolger auf den Weg zu bringen. Sechs Jahre, in denen nicht nur der ein oder andere Wal auf den Färöer Inseln ausgeweidet wurde, sondern auch der Platz hintern den Kesseln bei TYR neu besetzt wurde: Tadeusz Rieckmann gibt neuerdings für Kári Streymoy den Takt bei den Nordmännern vor. Das war es aber auch schon an Neuigkeiten bzw mit den Änderungen aus dem Hause TYR.
Ansonsten wuchern TYR mit ihren allseitsbekannten (und beliebten) Pfunden. Dabei fehlen darf natürlich nicht die feine progressive Note, mit der die Färinger seit längerer Zeit schon ihre Alben aus der breiten Masse der nordisch-angehauchten Heavy Metal Veröffentlichungen hervorheben. Ebenso vertraut und liebgewonnen, die Leidenschaft für Midtempo und Melodie, welche TYR auch auf Album Nr. 8 mit schlafwandlerischer Sicherheit beherschen.
Auch beim Thema Sound und Produktion haben TYR sich nicht lumpen lassen, was wiederum den thematischen Abstieg in die nordische Unterwelt ("Hel") insgesamt sehr opulent wirken lässt.
Ebenfalls gut zu Gesicht steht "Hel", dass die Insulaner härtetechnisch eine (minimale) Spur zugelegt haben. Beste Beispiele hierfür sind der Opener "Gates of Hel" und "Empire of the North". Man kann sich dabei schon jetzt die Schwitzflecken auf den Shirts der Konzertgänger auf der nächsten Tour bildlich vorstellen.
"Ragnars Kvæði" und "Alvur Kongur" sind nicht nur zwei (der vielen) Highlights der Platte, sondern führen zudem auch noch die Tradition fort, der Metalgemeinde die färingische Sprache näher zu bringen.
Für das ruhige Momentum auf dem Album sorgt "Sunset Shore". Komplett ohne Kitsch, dafür mit schön progressiver Note und zum Ende hin an Tempo gewinnend. TYR können auch in diesem Metier punkten.
Man könnte so beliebig fortfahren, finden sich doch bei jedem Track Merkmale, die in der Schnittmenge von Eingängikeit und Melodiösität beheimatet sind.
So sei abschließen nur noch "Far from the Worries of the World"  besonders erwähnt, da dieser Track (meiner Meinung nach) nicht nur beste des gesamten Albums ist, sondern den Abwechslungsreichtum und die technische Reife der (halb-)erneuerten Truppe am besten verkörpert.


Fazit: TYR schlagen mit "Hel", im Vergleich zu den direkten Vorgängeralben eine etwas härtere Gangart an. Besonders in der ersten Albumhälfte lässen es TYR (für ihre Verhältisse) das ein oder andere Mal krachen, ohne dabei aber ihre Trademarks (Melodie und Eingänigkeit) aus den Augen zu verlieren.
Die zweite Hälfte fällt im Vergleich dagegen zwar etwas ab, hat aber immer noch genug zu bieten, um sagen zu können, dass TYR nach der langen Pause absolut nichts verlernt haben. (JK)

8 von 10

http://tyr.fo/
https://tyrband.bandcamp.com/


ASP - Konzertbericht - 3.5.2019 - München - Muffathalle

Schöne Menschen, "Hejo Hejo Hejo"-Rufe und die Mini Playback-Show on Stage
oder
20 Jahre ASP - Die Pentagrammophon-Tour 2019

Kinder wie die Zeit vergeht. Man mag es kaum glauben, aber es ist doch tatsächlich schon zwei Dekaden her, als uns der schwarze Schmetterling zum ersten Mal in Verzückung versetzte. Auf die Frage "Hast du mich vermisst?", die uns Alexander "Asp" Spreng damals in Form des Album-Titels stellte, konnte es folglich nur eine Antwort geben: "Ja, wir haben dich vermisst!". Und zwar so sehr, dass ASP (verdientermaßen) auch 20 Jahre später immer noch als DAS verbindende Brückenglied der in schwarzen Klamotten gewandeten Szenen (Gothik, Metal, Rock) gefeiert werden. Da ist es fast schon logisch, dass das heutige Konzert in der Muffathalle zu München ausverkauft ist.


THE LITTLE BIG MAN

Über die Vorband des heutigen Abends gab es verschiedenste Informationen im Vorfeld des Konzerts zu lesen/hören. Durchgesetzt hatten sich letztendlich zwei Varianten. Erstens: Bei THE LITTLE BIG MAN handelt es sich um eine von ASP inspirierte Band. Zweitens: Der Opening-Act ist eine ASP Coverband. Drittens: Beides falsch!
THE LITTLE BIG MAN ist, wenn man so will, nämlich der kleine EBM Bruder von ASP bzw. ein Trio, welches aus den beiden Gitarristen Lee (Nachname unbekannt) und Lutz Demmler, sowie dem Sänger (surprise, surprise) Alexander Spreng besteht. Definitiv eine gelungene Überraschung!
Weniger gelungen, wenn nicht gar eine mittelschwere Enttäuschung, ist die Art und Weise, wie die knappe halbe Stunde dieser speziellen "Vorband" gestaltet wurde - nämlich zu großen Teilen aus der Konserve: Drumcomputer meets Synthesizer-Tape-Recorder. Und wäre nicht der livehaftige Gitarrensound und die phantastische Stimme von Asp allgegenwärtig gewesen, hätte nur noch Marijke Amado gefehlt, um die Nummer komplett in die Tonne kloppen zu können.


ASP

Als wäre dies eben nicht genug der Gimmicks gewesen, folgt nun auch noch eine halbstündige Umbaupause. Warum auch immer? Haben THE LITTLE BIG MAN ihre "Show" doch auf geschätzt 4 m² abgezogen und bis auf ihren beiden Gitarren nichts "Fremdes" auf die Bühne mitgebracht, was nun großartig entfernt werden müsste. Anyway.
Als gegen 21 Uhr das Hallenlicht erlischt, brandet lauter Jubel auf, bekommen die ca 1200 Zuschauer nun doch endlich das geliefert, weswegen man (oder Frau) eigentlich gekommen ist: 20 Jahre ASP.
In den folgenden zweieinhalb Stunden brennen ASP ein retroprespektivisches Hitfeuerwerk ab, welches nahezu keine Wünsche offen lässt und dabei alle Schaffensphasen der Frankfurter Truppe abdeckt: "Schwarzer Schmetterling", "Denn ich bin der Meister", "Astoria verfallen, "Rücken an Rücken", "Ich bin ein wahrer Satan", "Schwarzes Blut" etc. pp. Wessen Blut bei diesem hochklassigem Griff in die musikalische Schatzkiste von ASP nicht in Wallung kommt, ist entweder aus Holz, oder ganz einfach auf der falschen Veranstaltung.
Besondere Erwähnung verdienen sich zudem "Abertausend Fragen" (moderiert, gesungen und gelebt von einem Asp, der alleine hier das Eintrittsgeld wert war), "Osternacht" (mit männlicher Kantorka aus dem Publikum und Handpuppe), sowie "Küss mich" (zum ersten Mal seit dreizehn (!) Jahren wieder im Repertoire).
Nicht ganz so passen wollen hingegen die unzähligen und karnevalssitzunganmutenden "Hejo-Hejo-Hejo" Rufe und die arg an den Musikantenstadl erinnernden einfältigen Mitklatsch-Orgien seitens des Publikums.
Da aber heute Abend laut Alexander Spreng nur schöne Menschen anwesend sind und sich die meisten davon nicht an diesem seltsamen Gebaren zu stören scheinen, schnell weiter im Text.
Das mit einem Augenzwinkern angekündigte und leidenschaftlich vorgetragene "Ich will brennen" läutet das nahende Ende der musikalischen Reise durch 20 Jahre ASP  ein, bevor mit "Fortsetzung folgt..." der finale Punkt hinter den heutigen Abend gesetzt wird.

Bleibt abschließend nur noch zu hoffen, dass "Fortsetzung folgt..." als Versprechen in die Zukunft zu werten ist und ASP uns 20 weitere Jahre an ihrem Können, ihrer Poesie und ihrer Leidenschaft teilhaben lassen. (JK)

ENISUM / "Moth's Illusion" / Label: Avantgarde Music / 12 Tracks / 61:58 Min

Die schönste List des Teufels ist es, uns zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt. (Charles Baudelaire)

Aus dem schönen Piemont flattert dieser Tage ENSIUMs sechste Veröffentlichung "Moth's Illusion" über die Alpen zu uns herüber. Als ENISUM 2006 als Ein-Mann-Instrumental-Projekt gegründet wurd, war noch nicht abzusehen, dass 13 Jahre später ein Quartett Longplayer Nr. 6 einspielen würde. Auch das ENISUM einmal Vocals zulassen würden, war zu Beginn alles andere als vorhersehbar. Ganz überraschend kommt die Entwicklung für alle, die ENISUM schon etwas länger auf dem Schirm hatten, dann aber doch nicht. Konnten doch die drei Alben vor "Moth's Illusion" bereits mit (gutturalem) Gesang und teilweise mit weiblichen Vocals aufwarten. Komplett neu hinzu gekommen ist anno 2019 allerdings männlicher Klargesang.
Eine Hinzunahme, mit der sich ENISUM allerdings verhoben haben. Nicht nur, dass Marcello Apolinari aka Lys bei den höheren Tönen versucht, die Tonleiter neu zu interpretieren (schiefe Töne en masse), auch die aberwitzige Idee, eine Ballade ("Petrichor") mit aufs Album zu nehmen, erweist sich als Rohrkrepierer.
Glücklicherweise haben ENISUM keine weiteren Überraschungen dieser Art auf "Moth's Album" versteckt, so dass das restliche Material ohne Schreckmomente reinläuft. Allerdings muss hier angemerkt werden, dass dies keinesfalls mit "alles im grünen Bereich" gleichzusetzen wäre.
Denn, bis auf wenige Ausnahmen ("Afframont", "Moth's Illusion", "A Forest's Refuge" und mit Abstrichen auch noch "Burned Valley") finden nämlich alle anderen Kompositionen ebenso ihren schnellen Tod.
Ähnlich wie man es in lauen Sommernächten an Strassenlaternen beobachten kann, ist "Moth's Illusion", wenn man so will, der Motte bzw. ENISUMs Verderben.
Flattert(n) sie doch so lange um die Strassenlaterne/Kompositionen herum, bis ihr/ihnen am Ende der Atem knapp wird und sie sich total verausgabt, ihrem Schicksal ergib(t)en, ohne ihr eigentliches Anliegen zu Ende gebracht zu haben

Fazit:"Moth's Illusion" ist eine zwiespältige Angelegenheit. Gespickt mit ein paar guten Songs, die jedoch nicht darüber hinwegtäuschen können, dass das Album allgemein darunter leidet, dass ENSIUM zwar eine Vielzahl guter Ideen hatten, diese aber oftmals nicht zu Ende gedacht, oder suboptimal umgesetzt wurden.


5 von 10


http://www.enisum.eu/
https://www.facebook.com/enisum 

Konzertbericht VICIOUS RUMORS + AIR RAID + MAGISTARIUM - 16.4.2019 München/Backstage

Vicious Rumors lassen den Digital Dictator hochleben - 30th Anniversary Tour


Nicht ist so beständig, wie die Tatsache, dass VICIOUS RUMORS nie zweimal in der selben Besetzung auf Tour gehen. So auch heuer.
War auf der letzten ausgedehnten Europa Tournee noch Nick Holleman mit dabei, darf sich nun Nick Courtney am Mikro versuchen. Nicht zu vergessen, das zweite Gastspiel von Brian Allan, der zwischen Nick 1 und Nick 2 kurz mal als Platzhalter fungieren durfte.
Bei diesem Wechselreigen blickt eigentlich schon lange niemand mehr durch und nicht wenige würden am liebsten eine Zeitmaschine besteigen, die einen in die Jahre zwischen 1986 und 1995 zurückbefördert.  Da wurde Kontinuität nämlich so buchstabiert: C a r l  A l b e r t.
Aus jener Zeit stammt auch jenes Album, welches aktuell auf der 30-Anniversary-Release-Tour komplett zu Live-Ehren kommt: "Digital Dictator"
Heißen wir also die Soldiers of the Night willkommen!


MAGISTARIUM

Bevor jedoch Geoff Thorpe & Co an die Instrumente dürfen, heizen MAGISTARIUM den Massen ein. Wobei "einheizen" und "Massen" nicht ganz der Wahrheit entsprechen. Zwar füllt sich der kleine Club im Münchner Backstage peu a peu, von Ansturm kann zu früher Stunde aber noch nicht gesprochen werden. Und so mühen sich die fünf Hannoveraner Herren auf der Bühne redlich in den ersten Minuten ihres Gigs, um zumindest ein wenig Stimmung in die Hütte zu bekommen. Was nur bedingt funktioniert. Der Symphonic Power-Metal mit Prog-Würze, den MAGISTARIUM kredenzen, ist (zumindest heute Abend) nicht dafür gemacht, um ein Publikum in Verzückung zu versetzten, dass sich nach einer Oldschool-Dröhnung sehnt. Da hilft es dann auch wenig, dass Sänger Oleg Rudych eine klassische Gesangsausbildung genossen hat. Nur zur Pumpkin Zugabe "I Want Out" (zu großen Teilen auf russisch vorgetragen!) kommt durchgängig Bewegung ins Publikum, so dass zumindest der Abschluß zum einheizen der Massen (inzwischen ist der Club auch ordentlich gefüllt) taugt.


AIR RAID

Obwohl die Schweden mit ihrer flinken Heavy Metal Interpretation ebenfalls nicht im selben Gefilde, wie der Headliner auf Beutezug geht, ist bei AIR RAID von der ersten Minuten an Alarm angesagt. Wie ausgewechselt wirkt nun das Publikum, dass zu Songs wie "Aiming for the Sky", "Demon's Eye", dem YNGWIE MALMSTEEN Cover "Rising Force" oder "Hold the Flame" abgeht, wie der alterhrwürdige Duracell-Hase. Wo eben bei MAGISTARIUM weitesgehend noch Stehblues angesagt war, geht das Publikum nun ab, als ob bei jedem Zuschauer ein Batteriewechsel vorgenommen wurde. AIR RAID wissen anscheinend selbst nicht wie ihnen geschieht, was der ein oder andere ungläubige Blick ins Publikum verrät. Anyway. Selten war eine knappe Dreiviertelstunde (gefühlt) so schnell rum, wie heute Abend. Top Soundverhältnisse und eine Band, die vor Agilität nur so strotz, tragen ihr übriges dazu bei, dass dieser Auftritt bei den meisten der Anwesenden den Moment überdauern wird.


VICIOUS RUMORS

Nun wird es feierlich: 30 Jahre Digital Dictator. Welch bockstarkes Album VICIOUS RUMORS damals rausgehauen haben, war wohl den wenigsten seinerzeit bewußt. Dem damaligen Zeitgeist entspechend und gleichzeitig seiner Zeit voraus. Können nicht viele Alben von sich behaupten. Und so läuft das Album auch heutzutage immer noch locker flockig rein.
Dementsprechend erwartungsfroh schauen alle Richtung Bühne als Geoff Thorpe, Larry Howe und der (wie es anmutet) beliebig oft austauschbare Rest der Truppe zu den Klängen des Intros "Replikant" einmarschiert. Inzwischen dürfte die Liste der ehemaligen Mitglieder von VICIOUS RUMORS mehr Namen beinhalten, als das Telefonbuch manch einer Kleinstadt. Neueste Einträge: Cody Green (Bass) und Nick Courtney (Gesang). Gitarrist Gunnar DÜGrey, der schon ein paar Monate länger dabei ist, komplettiert das "Jugend forscht" Team bei VICIOUS RUMORS.
Irgendwie schon schräg, dass momentan 3/5 von VICIOUS RUMORS noch nicht geboren waren bzw. noch einen Schnuller zum einschlafen gebraucht haben, als "Digital Dictator" veröffentlicht wurde. Und so kommt es, wie es (leider) kommen muss: Die (heutigen) Show kommt hüftsteif rüber. Die Jungen trauen sich nicht und an Geoff nagt der Zahn der Zeit. Kaum Stageacting, nahezu kein Headbanging und noch viel weniger Ausstrahlung geht von der Bühne aus. Einzig und allein Larry Howe hält die (wilde) Flamme des Heavy Metal bei VICIOUS RUMORS noch am Leben.
Den Songs kann diese Darbietung (zum Glück) nichts anhaben. "Minute to Kill", "Lady Took a Chance", "R.L.H." und wie sie alle heißen, funktionieren auch heute noch. Auch in dieser Konstellation, da es zumindest an der technischen Umsetzung und der stimmlichen Präsentation nichts zu bemängeln gibt.
Nichts zu bemängeln gibt es auch an der Setlist. Ganze 9 Tracks legen VICIOUS RUMORS noch zum komplett durchgezockten "Digital Dictator"-Album obendrauf - Respekt!
Und so findet der Abend trotz des ein oder anderen Kritikpunkts doch noch einen halbwegs versöhnlichen Abschluß! (JK)