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Dienstag, 31. Januar 2017

SIRENIA / "Dim Days of Dolor" / Napalm Records / 11 Tracks / 56:33 Min

Wer sich an die Vergangenheit nicht erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. (George de Santayana)

Nachdem das Vorgängeralbum "The Seventh Life Path" schon mit dem Vorwurf leben musste, dass Morten Veland langsam aber sicher die Ideen auszugehen scheinen, dachte sich das Mastermind von SIRENIA wohl: "Ist der Ruf erstmal ruiniert, lebt sich gänzlich ungeniert."
Ist der Einstieg mit "Goddess of the Sea", "Dim Days of Dolor" und "The 12th Hour" noch ganz passabel, lässt in der Folge die Qualität der Songs von Minute zu Minute immer mehr ab.
Mehr als minimalistischen Eindruck können die Tracks jedenfalls nicht mehr hinterlassen. Im Gegenteil, die Nummern sind, man muss es leider so benennen, größtenteils recht austausch- und vorhersehbar.
Das kurze Aufbäumen in Form von "Playing with Fire" vermag es auch nicht mehr, die Kohlen aus dem allerwelts Gothic-Feuerchen zu holen.
Auch hilft es relativ wenig, dass SIRENIA sich mal wieder eine neue Sängerin (Emmanuelle Zoldan) geleistet haben. Die Dame hat definitv mehr Volumen und Ausdruck in den Stimmbändern, als das bei Vorgängerin Aylin der Fall war. Ein Umstand, der ihr letztendlich aber wenig nützt, da auch sie es nicht vermag, das sinkende Schiff wieder flott zu bekommen.
Dennoch ist ihr mit "Aeon's Embrace" ein Höhepunkt vergönnt. Kann die ausgebildete Opernsängerin hier doch zeigen, welch wunderbare Stimme sie hat.
Ein kompletter Reinfall ist "Dim Days of Dolor" aber nicht. Immer dann, wenn die symphonischen Arrangements für sich alleine sprechen können und, wenn SIRENIA etwas Härte unter den Sound mischen, so wie beispielsweise im letzten Drittel von "Fifth Column", können sie für einen kurzen Moment aus dem Tal der Tränen ausbrechen.

Fazit: Vertonte Langeweile, mit teilweise wunderschönen symponischen Arrangements.
Mit "Dim Days of Dolor" nähern sich SIRENIA nun endgültig TARJA an - stimmlich gut, kompositorisch mittelmäßig; Nachhaltigkeit gleich Null.
Der korsetttragenden Zielgruppe wird dies auch weiterhin egal sein. Der Rest dürfte aber einen großen Bogen um diese Veröffenlichung machen. (JK)

5.5 von 10

Freitag, 27. Januar 2017

ART X / "The Redemption of Cain" / Metalville - Rough Trade / 10 Tracks / 57:41 Min

"Hörst du nicht, wie das Blut deines Bruders von der Erde zu mir schreit? Du hast den Acker mit dem Blut deines Bruders getränkt, deshalb stehst du unter einem Fluch und musst das fruchtbare Ackerland verlassen. Wenn du künftig den Acker bearbeitest, wird er dir den Ertrag verweigern." (Zitat aus dem ersten Buch Mose).

Rock-/Metal-Opern und kein Ende. Bisher wurde nahezu schon jedes (für Metal relevante) Thema (u.a. nordische, ägyptische, griechische Gottheiten, außerirdische Lebensformen, Liebesgeschichten usw.) durchgekaut. Ein Thema wurde bisher aber sträflich mit Missachtung gestraft - die Bibel. Dabei ist dieses Buch doch förmlich wie für Metal gemacht, enthält es doch unzählige Passagen/Geschichten über Satan und die Hölle und ist blutrünstig wie kaum ein anderes Buch.
Der Text von Kain und Abel ist solch eine morbide Geschichte. Vorhang auf für "The Redemption of Cain and Abel".
Wer jetzt allerdings darauf hofft, dass ART X ähnlich eingängig und schwungvoll wie AVANATASIA zu Werke gehen, dem sei gesagt, dass hinter dem ART X Project Gabriele Bernasconi steckt, der zum einen (wie es der Name vermuten lässt) Italiener ist und zum anderen bei CLAIRVOYANTS als Sänger tätig ist.
Womit wir auch schon beim musikalischen Wert dieser Aufnahme wären. Genauso, wie die Hauptband des Herrn Bernasconi, stecken ART X metertief im Morast der langweiligen Zweitklassigkeit (Drittklassigkeit?) fest.
Da hilft es dann auch relativ wenig, dass es Gabriele Bernasconi gelungen ist, einige bekannte Namen (Blaze Bayley, Amanda Sommerville, Andre Matos, Zak Stevens ... ) aus der zweiten Reihe der Metal Prominenz, für ART X begeistern zu können.
Wenn man so will, kann man ART X als das Dschungelcamp der Metal B- und C-Promis bezeichen.
Für ein wenig Aufmerksamkeit machen manche doch bei jedem Mist mit ...

Fazit: Das beste an "The Redemption of Cain" ist, das Coverartwork.
Der Rest ist schnell erzählt: 9 belanglose Songs, von denen absolut nichts hängen bleibt - nur "Eden, Finally ..." kann halbwegs überzeugen.
Zudem wird vielzuoft auf die Prog-Karte gesetzt, sodass jeder Anflug von Eingängigkeit sofort im Keim erstickt wird.
Wem das immer noch nicht reicht, dem sei gesagt, dass auch die Produktion nicht das Gelbe vom Ei ist. Amen.(JK)

3 von 10 

Mittwoch, 25. Januar 2017

Konzertbericht NEBELKRÄHE + HAILSTONE + CHAEDRIST - 20.1.2017 München / Feierwerk

Geburtstagsfeierlichkeiten mit Corpsepaint

Fast auf den Tag genau, seit einem Jahrzehnt existiert die Münchner Avantgarde Black Metal Truppe NEBELKRÄHE nun schon.
Was liegt da näher, als diesen runden Geburtstag mit einem Jubiläumskonzert zu begehen und gemeinsam mit seinen Fans zu feiern - im Feierwerk.
Neben den zahlreich (zum Headliner) erschienen Fans, folgten auch die beiden Münchner Untergrund Bands HAILSTONE und CHAEDRIST dem Ruf der Nebelkrähe und fungieren als Anheizer bei den Feierlichkeiten.

Da in München bekanntermaßen die Uhren etwas anders ticken und der Münchener leider eine sehr spezielle Art im Umgang mit Vorbands hat, er ignoriert sie in der Regel, ist die Kranhalle im Feierwerk, als CHAEDRIST pünktlich um 19.30 Uhr ihren Gig beginnen, noch relativ übersichtlich besucht. Wer schon da ist, hält sich im hinteren Bereich der kleinen Halle auf, sodass sich in Front of Stage erstmal gähnende Leere präsentiert.
CHAEDRIST (© by metal-is-forever)
Nichtsdestotrotz steigen CHAEDRIST energiegeladen mit "Jenseits aller Sonnen" und "Alte eiserne Brücken" vom Debütalbum "Grandevality" ein. Dieser Doppelschlag hat definitiv Eindruck hinterlassen, sodass sich das Publikum in der Folge zwar nicht komplett bis zum Bühnenrand vorwagt, aber immerhin den ein oder anderen Schritt der Bühne näher kommt.
In den 40 Minuten, die der Auftritt dauert (bei sehr guten Soundverhältnissen), mischen CHAEDRIST ihre Setlist ausgewogen durch. So werden vom Debütalbum "Grandevality" ebenso 4 Tracks gespielt, wie vom kommenden zweiten (noch unbetitelten) Album. Kurz vor Ende des Auftritts können CHAEDRIST sogar noch einen "Mutigen" mit ihrem Extrem-Metal (Melo Black Metal meets Death Metal) dazu animieren, den Haar-Rotor anzuwerfen.
"Lichtdurchflutet" beendet einen sehr guten Auftritt der jungen Truppe, der definitiv mehr Publikumszuspruch verdient gehabt hätte.

Nach einer angenehm kurzen Umbaupause, steht mit HAILSTONE der nächste Einheizer für den Jubiläumsgig von NEBELKRÄHE bereit.
Interessanter Nebenaspekt bei HAILSTONE ist die Tatsache, dass mit Bastian Diez ein NEBELKRÄHE-Mitbegünder bei HAILSTONE an der Gitarre steht.
Wie schon bei der Vorgängerband, kann das Münchner Death Metal Quartett seine Show auf einen fetten Sound aufbauen. Druckvoll jagen HAILSTONE insgesamt 10 Tracks durch die Boxen. Und, welch Überraschung, das inzwischen zahlreicher erschienene Publikum, geht vom ersten Moment an mit.        
HAILSTONE (© by metal-is-forever)
HAILSTONE haben sichtlich Spaß daran und bringen mit einer kraftvollen Performance ihres Melo-Death Metals (alter Stockholmer und Göteborger Schule) den ein oder anderen sogar dazu, zum ersten mal heute Abend, die Tauglichkeit seines Deos zu testen.
Unterm Strich kann behauptet werden, dass selbst diejenigen, die speziell nur für NEBELKRÄHE gekommen waren, sich hier bestens unterhalten fühlten. Was wiederum beweist, zumindest heute Abend, dass die Kluft (sofern vorhanden), zwischen avantgardistischen Black Metal Klängen und roher Death Metal Gewalt gar nicht so groß sein kann.

Nach einer weiteren kurz gehaltenen Umbaupause ist es dann gegen 21.45 Uhr Zeit für den Jubilar.
Mit gewohnt finster geschminkten Gesichtern entern NEBELKRÄHE die Bühne und beginnen ansatzlos mit "ebenbürtig" ihren Feiertag.
Sofort ist Stimmung in der Hütte. Dutzende Fäuste und Matten setzten sich in Bewegung und geben dem Jubiläumsgig einen würdigen Rahmen.
NEBELKRÄHE (© by metal-is-forever)
Die abwechslungsreiche sowie progressive Melange der Münchner Black Metaller trifft voll ins Schwarze und kann das inzwischen in stattlicher Anzahl anwesende Publikum während der gesamten Show in seinem Bann ziehen.
Neben altbekanntem Liedgut präsentieren NEBELKRÄHE heute Abend auch zwei Songs vom kommenden Album. "Kraniche" und "Nielandsmann", so der Arbeitstitel der beiden neuen Tracks, werden den Fans sozusagen als Geburtstagsüberraschung serviert.
Vom Publikum wurden beide Tracks gut an- und aufgenommen, allerdings soll nicht verschwiegen werden, dass "Nielandsmann" einen noch nicht ganz fertig konzipierten Eindruck hinterlassen hat.
Beim folgenden "Der Flaneur" zeigen sich die fünf NEBELKRÄHEn dann wieder von ihrer besten Seite und machen einmal mehr deutlich, dass Kategorien und Etiketten niemals ihr Ding sein werden.
NEBELKRÄHE (© by metal-is-forever)
Danach ist aber auch schon Schluß mit der wilden Reise durch die progressiven Black Metal Welten der Münchner Jubilare, die nach dem Song kurz von der Bühne runter gehen.
Aber nur sekundenweise. Und so gibt es noch einen Nachschlag vom Geburtstagsbuffet, in Form von "über den Fluss hinweg" und "Et in Arcadia Ego".

Abgesehen vom spärlichen Publikumsandrang zu Beginn, war dies ein sehr gelungener Konzertabend. Wer die Feierlichkeiten zu NEBELKRÄHEs 10. Geburtstag verpasst hat, ist selbst Schuld, muss aber hoffentlich nicht bis zum nächsten runden Geburtstag warten, um zu merken, dass München sehr wohl Metal kann. In diesem Sinne - Happy Birthday NEBELKRÄHE. (JK)

MAGNUM / "The Valley of Tears - The Ballads" / SPV - Steamhammer / 10 Tracks / 53:54 Min

Tanze, als würde niemand zusehen. Liebe, als wurdest du niemals verletzt. Singe, als würde niemand zuhören. Lebe, als wäre der Himmel auf Erden. (Mark Twain)

Unglaubliche 45 Jahre sind Bob Catley und Tony Clarkin nun schon im Namen des Hard Rock unterwegs. Hunderte Konzerte haben MAGNUM in diesem Zeitraum rund um Globus gespielt, wurden, und werden bis heute, von tausenden Fans gefeiert und bringen es inzwischen auf die stolze Anzahl von 20 Studioalben. Das letzte Album "Sacred Blood Divine Lies" von 2016 heimste überall gute Kritiken ein und Catley & Clarkin erbrachten einmal mehr den Beweis, dass Qualität keine Frage des Alters ist.
Bei solch einer Vita ist es dann auch ganz normal, dass ab und zu mal eine Compilation auf den Markt geworfen wird.
Die letzte Best-of Zusammenstellung "Evolution" hat  inzwischen auch schon über 5 Jahre auf dem Buckel.
Nachdem "Evolution" aber eher die rockige Seite von MAGNUM in den Vordergrund stellte, ist es mit "The Valley of Tears" nun an der Zeit, ausschließlich die softe Seite der Briten zu zeigen.

Die Zusammenstellung enthält insgesamt 10 Tracks, die allesamt entweder neu aufgenommen wurden, oder in überarbeiteter Version den Weg auf die Compilation gefunden haben.

01 Dream About You (remastered)
02 Back in Your Arms Again (newly re-recorded)
03 The Valley of Tears (remixed, remastered)
04 Broken Wheel (newly re-recorded)
05 A Face in the Crowd (remixed, remastered)
06 Your Dreams Won’t Die (remastered)
07 Lonely Night (acoustic version, newly re-recorded)
08 The Last Frontier (remixed, remastered)
09 Putting Things In Place (remixed, remastered)
10 When The World Comes Down (new live version)


Fazit: Große Emotionen, phantastische Songs und eine Stimme, die wie eh und je Gefühle transportieren kann.
Eine wirklich gelungene Zusammenstellung der Kuschelrocksongs von MAGNUM, die bis auf das Fehlen von "It Must Have Been Love" und "Les Morts Dansant" keine Wünsche offen lässt. (JK)

Ohne Bewertung

Samstag, 21. Januar 2017

Konzertbericht FLESHGOD APOCALYPSE + CARACH ANGREN + NIGHTLAND - 7.1.2017 München / Backstage (Halle)

Keine Chance auf Winterschlaf. 

Die erste ernstzunehmende Tour des noch jungen Jahres 2017 hat es gleich in sich - FLESHGOD APOCALYPSE geben sich die Ehre und haben neben ihren italienischen Landsmänner von NIGHTLAND auch noch die schwarz angehauchten Extrem-Metaller von CARACH ANGREN mit im Gepäck.

Den Anheizer dürfen heute Abend NIGHTLAND machen, die, als sie pünktlich gegen 20 Uhr die Bühne betreten, mit freundlichem Applaus, und von einigen mit einem breiten Grinsen begrüßt werden. Ein Schelm wer jetzt denkt, dass das Schmunzeln etwas mit dem leicht nuttigem Latexoutfit der Band zu tun hatte.

NIGHTLAND (© by metal-is-forever)
Wie dem auch sei, NIGHTLAND waren natürlich nicht nur gekommen, um ihre neuen Beinkleider vorzuführen, sondern hauptsächlich, um sich musikalisch zu betätigen.
Und hier bedient die Band die komplette Bandbreite des Symphonic-Black-Metal. Leider leidet die Band (das Publikum übrigens ebenso) unter einem grottenschlechtem Drumsound. NIGHTLAND scheinen trotzdem ihren Spaß zu haben und bringen in den 35 Minuten ihren Bühnenexistenz immerhin sieben Tracks unter, die teilweise im Refrain (bitte festhalten) an RHAPSODY erinnern. Extrem-Metal der anderen Art. (JK)

Nach dem durchwachsenen Auftritt von NIGHTLAND kommen die Niederländer von CARACH ANGREN jetzt gerade recht, spielen sie doch in einer ganz anderen Liga.
Was als erstes aufällt, als CARACH ANGREN zu den Klängen von "Once Upon a Time" einmarschieren, ist die Tatsache, dass aus dem sonst üblichen Trio, ein Quartett geworden ist.
CARACH ANGREN (© by metal-is-forever)
Um Sänger Seregor mehr Bewegungsfreiheit auf der Bühne zu geben, hat die Band kurzerhand einen Live-Gitarristen für die teuflischen Riffs engagiert. Eine Entscheidung, die bereits nach wenigen Momenten Früchte trägt. Selten hat man Seregor so leidenschaftlich sein Sensenmikro schwingen gesehen. Auch der theatralische Aspekt bekommt so mehr Raum, sodass die Gruselgeschichten, die CARACH ANGREN erzählen, mit mehr Leben erfüllt werden.
Ganze 60 Minuten dürfen sich CARACH ANGREN heute Abend auf der Bühne austoben, die, wie es scheint, inzwischen auf eine sehr breite Fanbasis zurückgreifen
CARACH ANGREN (© by metal-is-forever)
können. Diesen Eindruck kann man auf jeden Fall gewinnen, wenn man die zahlreichen Shirts mit dem Bandlogo im Publikum sieht.
Musikalisch werden alle Alben der Bandhistorie bedient, wobei die beiden letzten Veröffentlichungen am besten wegkommen.
Auch das letztes Kapitel der heutigen Grusel-Märchenstunde "Bloodstains on the Captain's Log" hinterlässt, wie übriges der gesamte Auftritt einen diabolisch guten Eindruck, sodass das Fehlen einer Zugabe verschmerzt werden kann. (JK)

Nachdem CARACH ANGREN die Bühne verlassen haben, wird erst einmal der Vorhang geschlossen. Da FLESHGOD APOCALYPSE bekanntermaßen großen Wert auf den optischen Aspekt legen, steigt so schon einmal die Spannung, weil man so bis kurz vor Beginn nicht weiß, was sich die Band diesmal für ihre Show ausgedacht hat. Als der Vorhang schließlich gelüftet wird, ist bereits alles fertig aufgebaut. Die Bühne passend zum aktuellen Album "King" mittelalterlich gestaltet. Es gibt goldene Mikrofonständer, ein kleines Pult mit einem aufgeschlagenen Buch und einer Flasche Wein mit Glas, einen Kerzenleuchter auf dem Klavier und hinten vor dem großen Backdrop stehen auf jeder Seite gekreuzte Flaggen. Sehr athmosphärisch!
FLESHGOD APOCALYPSE (© by metal-is-forever)
Während die Klänge des Intros "Marche Royale" aus den Boxen tönen, betritt die Band nun der Reihe nach, begonnen mit Live-Sängerin Veronica Bordacchini die Bühne. Jedes Bandmitglied wird mit freudigem Applaus begrüßt. Doch erst als Gitarrist/Sänger Tommaso Riccardi die Bühne betritt, wird es richtig laut.
Passend zum Intro steigt die Band nun gleich in den Opener "In Aeternum" des aktuellen Albums ein. Leider ist der Sound erstmal nicht besonders gut. Was man hört, ist hauptsächlich Schlagzeug, Klavier und die Orchestersamples. Doch schon beim zweiten Song "Healing Through War" bessert sich der Soundmatsch langsam und sofort kommt Stimmung auf, und dass, obwohl die Band mit zwei eher langsamen Songs begonnen hat. Schneller wird es mit dem folgenden "Pathfinder", dessen eingängiger Refrain von einigen Leuten im Publikum mitgesungen wird. In der Folge wird es dann athmosphärisch. Die folgende Ansage von Frontmann Tommaso zu "Cold as Perfection", dass nur die Toten perfekt sind, passt sehr gut zum Konzept der Show. Bei diesem Lied darf dann auch Gastsängerin Veronica erstmals Solo singen.
FLESHGOD APOCALYPSE (© by metal-is-forever)
Obwohl ihr Operngesang nicht wirklich zum schnellen Death Metal der Band passt, muss man zugeben, dass sie eine beeindruckende Stimme hat und auch die höchsten Töne perfekt trifft!
Das nun bereits nach einer halben Stunde der bekannteste Song der Band, "The Violation", folgt, überrascht etwas, denn diesen Track hätte man eher am Ende erwartet. Erstaunlich ist auch, dass FLESHGOD APOCALYPSE den Song heute sogar noch schneller spielen als im Studio. Dass man diese sowieso schon extrem schnellen Blastbeats noch beschleunigen kann, zeugt von den außergewöhnlichen Fähigkeiten von Drummer Francesco Paoli.  Den Song so früh zu bringen, war aber dennoch eine gute Entscheidung, denn so kann sich die Band anschließend wieder dem neuen Album widmen. Nach einigen neueren Songs ist es dann aber doch wieder Zeit für ein älteres Lied. Hierzu fordert Tommaso eine Wall of Death. Diesem Wunsch kommt das Publikum nur zu gerne nach, und man sieht es wirklich selten, dass im gut gefüllten Backstage von der zweiten Reihe bis fast nach ganz hinten alle mitmachen. Und so gibt es nach dem Signal des Sängers zu Beginn von "The Egoism" ordentlich Bewegung im Publikum. Dass diese Band wirklich ausgezeichnete Live-Qualitäten besitzt, zeigt sich auch beim folgenden "Syphilis", welches auf Platte recht langweilig ist, sich aber auf der Bühne als absoluter Volltreffer entpuppt. Hier kommt es auch zu fast theaterartigen Szenen, wenn Veronica ihren Platz an der Seite der Bühne verlässt, und im Duett mit Tommasos Growls, den Refrain des Liedes mit viel Gestik vorträgt.
Sehr schade ist aber, dass die Band nach diesem Lied bereits die Bühne verlässt.
FLESHGOD APOCALYPSE (© by metal-is-forever)
Nachdem natürlich laute Zugaberufe durch die Halle schallen, kehrt Tomasso ans Mikro zurück und stellt das Publikum vor eine Wahl: Option 1: Nachhausegehen („We go home.“), oder Option 2: Weiterspielen („We go on.“). Erwartungsgemäß entscheiden sich die Fans für die zweite Variante und so gibt es ersteinmal mit "In Honour of Reason" einen alten Song vom ersten Album, von welchem bisher noch überhaupt nichts gespielt wurde. Im Anschluß daran folgt das klavierlastige "Minotaur (The Wrath of Poseidon)". Überhaupt bekommt Pianist Francesco Ferrini heute deutlich mehr Raum als im Studio und so darf auch er mit einigen schnellen Läufen sein Können zeigen. Leider ist der folgende Song ("The Forsaking") der letzte des Abends, nach dessem Ende, die Band mit tosendem Applaus verabschiedet wird und der Vorhang ein letztes mal fällt. (RH)

Vom FLESHGOD APOCALYPSE, CARACH ANGREN & NIGHTLAND Konzert berichten für euch, Jürgen (JK) und Raphael (RH).

Donnerstag, 19. Januar 2017

HAMMERFALL / "Built to Last" / Napalm Records / 10 Tracks / 47:30 Min

Der Wein mit der Pille ist im Becher mit dem Fächer. Im Pokal mit dem Portal ist der Wein gut und fein. Der Becher mit dem Fächer ist zerbrochen. Im Kelch mit dem Elch ist nun der Wein gut und fein. Im Pokal mit dem Portal ist der Wein mit der Pille (Zitat Danny Kaye aus dem Film "Der Hofnarr").

Wer kennt sie nicht, eine der kultigsten Kino-Szenen, zum Thema Mittelalter und Ritter. Ähnlich verhält es sich bei den schwedischen Tempelrittern von HAMMERFALL und deren hammerschwingendem Bandmaskottchen Hector. Ohne zu übertreiben, kann man sagen, dass Joacim Cans und seine Mannen im Heavy Metal Sektor inzwischen Kultcharakter innehaben. Allerdings, ähnlich verwirrend, wie in der Kinoszene, mit der chaotischen Wahl des richtigen Kelches, mutet inzwischen auch die "zwei Schritte vor und einer zurück Taktik" bei HAMMERFALL an. Mal möchte man "modern" ("Infected") klingen, dann doch wieder nicht ("(r)Evolution"). Und nun, mit welchem Inhalt ist anno 2016, der "Built to Last" Kelch gefüllt?
Um es vorweg zu nehmen, der Kelch, um bei dieser Spielerei zu bleiben, ist auf "Built to Last" wieder gut und fein, mit traditionellem Heavy Metal gefüllt und hat nichts mehr mit der Panscherei des "Infected" Bechers zu tun.
Hector ist zwar immer noch nicht ganz der Alte, aber er weiß zumindest wieder wo der Hammer hängt.
So schwingen HAMMERFALL den selbigen kraftvoll bei "Bring It!", "The Star of Home", "Hammer High", "The Sacred Vow" und "Second to None", und zwar mit einer Vehemenz und hymnischer Nachhaltigkeit, die nur einen Rückschluß zulässt - HAMMERFALL wollen schnellstmöglich zurück auf den Platz, der ihnen zusteht - auf den Power Metal Thron.
Zwar haben die aktuellen Platzhirsche SABATON und POWERWOLF im Moment noch die Nase vorn, doch mit "Built to Last" haben die Templer endlich wieder ein Eisen im Feuer, das das Rüstzeug hat, um den beiden auf die Pelle zu rücken.
Das man letzendlich diesmal noch nicht ganz aufschließen kann, liegt an den halbgaren Tracks "New Breed" und "Dethrone and Defy" und an dem Umstand, dass HAMMERFALL es sich gefallen lassen müssen, an den Göttergaben der Vergangenheit "Glory to the Brave", "Legacy of Kings" und "Crimson Thunder" gemessen zu werden, die wenn man ehrlich ist, nur schwer zu übertreffen sein dürften. 

Fazit: Endlich - HAMMERALL machen wieder Spaß. Mit "Built to Last" lassen die Schweden endgültig den "Infected" Ausrutscher hinter sich und rücken die typischen HAMMERFALL Trademarks (gesunde Härte, große Melodien, Refrains zum mitsingen und  Joacim Cans Stimme) wieder in den Vordergrund. (JK)


8 von 10

www.facebook.com/hammerfall
www.hammerfall.net/

Sonntag, 15. Januar 2017

ENTRAPMENT / "Through Realms Unseen" / Pulverised Records / 11 Tracks / 39:09 Min

Er sah nicht, daß der Tod ihm zornige Blicke zuwarf, die Hand in die Höhe hob und mit der dürren Faust drohte ... (Zitat aus "Der Gevatter Tod"). 

ENTRAPMENT aus den Niederlanden laden zum dritten mal durch und ballern dem geneigten Death Metal Konsumenten "Through Realms Unseen" vor den Latz.
Michael Jonker, seines Zeichens Alleinunterhalter bei ENTRAPMENT (er singt und hat alle Instrumente alleine eingespielt) stammt zwar aus dem Land des Tulpenkönigs, was ihn aber nicht daran hindert, seine Songs teilweise schwedischer (die 90er lassen grüßen) klingen zu lassen, als es so manche Schweden-Truppe heutzutage selbst hinbekommt.
Zudem scheint der Herr eine Leidenschaft für BOLT THROWER zu haben, was sich durch den hohen Midtempo-Anteil auf dem Album bemerkbar macht.
So ist "Through Realms Unseen" überwiegend ein, für oldschool Death-Metal Verhältnisse, abwechslungsreiches, groovendes Album geworden, welches zudem auch noch gelegentlich die Death 'n' Roll Karte ausspielt.
Und trotzdem hat "Through Realms Unseen" ein kleines Problem - dem Album geht im letzten Drittel etwas die Puste aus.
Gehen die ersten 5 Tracks, die uns ENTRAPMENT kredenzen, noch als Warenbestand der Death-Metal Feinkostabteilung durch, hinterlassen die weiteren Songs (Ausnahme "Hybrid Maelstrom") eher einen Geschmack, der an Massenware aus einer Fast-Food-Küche erinnert - mundet im ersten Moment, macht aber nicht satt.

Fazit: Mit konsequentem Songwriting wäre hier mehr drinn gewesen.
Glänzt "Through Realms Unseen" zu Beginn noch durch seine Artenvielfalt, können ENTRAPMENT zum Ende hin nur noch selten Akzente setzen. (JK)

 7 von 10

Freitag, 13. Januar 2017

NEWS +++ NEWS +++ NEWS +++ NEWS

Die australische Oldschool-Death-Metal Combo NOCTURNAL GRAVES hat bei Season of Mist eine neue Labelheimat gefunden und wird noch in diesem Jahr ihr ein neues Album veröffentlichen +++ Am 12. Februar kehren SIX FEET UNDER mit einem neuen Studioalbum zurück. Der 12. Longplayer der Band wird via Metal Blade Records veröffentlicht und wurde "Torment" getauft +++ Die belgischen Extrem-Metaller EMPTINESS haben einen Slot beim renomierten Roadburn Festival (21.4. Tilburg/NL) ergattert +++DEEP PURPLE kommen auf ihre alten Tage auch nochmals mit einem neuen Album um die Ecke. Ein Veröffentlichungstermin steht noch nicht fest, wohl aber schon der Name des Albums: "Infinite" +++ Tour Dates - ROSS THE BOSS und ANCILLOTTI: 5.3. Wien, 6.3. Mannheim/7er Live Club, 8.3. Hamburg/Bahnhof Pauli, 10.3. Essen, 11.3. Andernach +++

Samstag, 7. Januar 2017

Konzertbericht SIX FEET UNDER + ACID DEATH + DEATH BED CONFESSION + DOWNCAST COLLISION + FROM THE SHORES - 13.12.2016 München / Backstage

An einem Mittwoch-Abend macht die „X-Mass in Hell Tour“ von SIX FEET UNDER in der Backstage Halle in München halt. Mit dabei, vier weitere Bands, die stilistisch unterschiedlicher nicht sein könnten.
Vor nur etwa 50 Leuten starten From FROM THE SHORES mit ihrer Show. Das Elektro-Intro verwirrt zunächst, aber sobald die ersten Töne der Band erklingen ist klar: Hier wird geknüppelt, und nicht getanzt.
FROM THE SHORES Live (© by The Discovered Land)
Die Italiener spielen sehr schnellen Death Metal mit vielen Blastbeats. Doch trotz aller Geschwindigkeit und Härte ist der Sound sehr klar, sodass man jedes Riff deutlich heraushören kann. Das ist in diesem Fall auch wichtig, denn die Band setzt neben den dominanten Knüppelparts eben auch auf die Macht des Riffs. Auch wenn alle Bandmitglieder sehr fähig an ihren Instrumenten zu sein scheinen, fällt bei FROM THE SHORES besonders der Schlagzeuger auf, der trotz seiner Körpergröße von nur etwa einem Meter eine beachtliche Leistung abliefert. Sein Blastbeatgewitter ist aller Ehren wert! Warum man dieses tolle Schlagzeugspiel allerdings so auffällig und fast schon elektronisch triggern muss, bleibt ein Rätsel. Dies kann aber trotzdem den positiven Eindruck nicht schmälern.
Als nächstes sind DOWNCAST COLLISION aus den Niederlanden an der Reihe. Die fünf Musiker steigen mit einem sehr Metalcore-lastigen Song in ihr Set ein. Die Sängerin/Bassistin der Band Monica Janssen überrascht mit äußerst tiefen Growls, kann ihre Stimme aber auch variabler einsetzen, was sie mit hohen Screams und gelegentlich eingesetztem Klargesang unter Beweis stellt.
DOWNCAST COLLISION (© by The Discovered Land)
Gerade in den melodischen Parts klingt sie ein wenig wie Jill Janus von HUNTRESS. Sehr überzeugend! Ab dem zweiten Song geht es dann auch musikalisch in eine bessere Richtung, denn der Metalcore-Einfluss wird geringer, und der Melodic Death Metal dominiert weitesgehend. Optisch bieten DOWNCAST COLLIOSION auch was an - obwohl die Band noch keine Studioaufnahmen veröffentlicht hat, ist sie heute Abend die einzige Band mit einem großen Backdrop. Als die Band nach 30 Minuten die Bühne verlässt, gibt es viel Applaus von den paar "Mutigen", die sich jetzt schon direkt vor der Bühne aufhalten. Der Großteil der Anwesenden macht es sich weiterhin im hinteren Teil der Halle gemütlich, sodass insgesamt leider keine angemessene Stimmung aufkommen will. In München ticken nicht nur die Uhren anders, sondern eben auch das Publikum. Schade.
Das sind erstmal keine so guten Vorraussetzungen für die dritte Band des Abends: DEATH BED CONFESSION.
Das kann die Band aber nicht daran hindern, eine gute Show abzuliefern. Mit ihrem sehr bluesigen, eher langsamen Death Metal mit viel Klargesang sind die Amerikaner zwar eher stilistische Außenseiter, können die wenigen Anwesenden vor der Bühne aber schnell von ihrer Musik überzeugen. Da die Songs im Gegensatz zu den beiden vorherigen Bands mit nicht ganz so viel Highspeed aus den Boxen wummern, kann man dazu sehr gut headbangen. Musikalisch haben die Jungs auch was auf der Pfanne und auch Sänger Jay Quintana versteht was von seinem Handwerk. Das bleibt auch dem ein oder anderen Metalhead nicht verborgen, sodass gegen Ende der Show schon etwas mehr Leute vor der Bühne stehen.
Obwohl es bereits spät ist, steht mit ACID DEATH noch eine vierte Vorband auf dem Programm.
ACID DEATH Live (© by The Discovered Land)
Hier gibt es Old School Death Metal auf die Lauscher. Obwohl der Sound erstmals an diesem Abend unterirdisch schlecht ist und zwischen den einzelnen Riffs und Passagen kaum ein Unterschied auszumachen ist, schaffen es ACID DEATH die vorderen Reihen vor der Bühne zu füllen. Insgesamt dürfte die Zahl der Ticketbesitzer inzwischen auf ungefähr 100 Leute angewachsen sein, was aber in einer Halle, die immerhin ca. 600  Personen fasst, immer noch keine richtige Stimmung aufkommen lässt. Trotz dieser Widrigkeiten lassen es sich ein paar "Hartgesottene" nicht nehmen, einen Moshpit auf die Beine zu stellen.
Als ACID DEATH nach 45 Minuten ihre Show beenden ist es bereits 23 Uhr und es kommt die Frage auf, wie SIX FEET UNDER so spät noch eine volle Headliner-Show spielen wollen, denn normalerweise sind Konzerte im Backstage vor Mitternacht zu beenden. Der Nachbarschaft zuliebe.
Doch sobald die Band um ex CANNIBAL CORPSE Frontmann Chris Barnes die Bühne betritt, ist diese Frage erstmal nebensächlich.
Ohne Intro geht es direkt mit „The Enemy Inside“ los und es macht sich sofort Begeisterung im Publikum breit. Obwohl es immer noch nicht voller geworden ist, drängen nun alle Anwesenden zur Bühne. Da die Band im Vorfeld der Tour angekündigt hatte, ihr gesamtes erstes Album „Haunted“ von 1995 am Stück zu spielen, folgt als nächstes logischerweise "Silent Violence".
SIX FEET UNDER Live (© by The Discovered Land)
Auch bei den nachfolgenden Stücken hält die Begeisterung an; es wird von Anfang bis Ende gemosht. Dieses Album für die Show auszuwählen war eine exzellente Idee, deckt es doch alle Facetten des Death Metal ab. Melodische Lieder wie "Still Alive", bei denen Gitarrist Ray Suhy seine Solofähigkeiten zeigen kann, wechseln sich mit harten, schnellen Songs wie "Suffering in Ecstasy" ab. Chris Barnes hält sich nicht lange mit Ansagen auf., was der Netto-Spielzeit zugute kommt. Dafür headbangt er umso furioser, was bei seinen knielangen Dreadlocks eine Kunst für sich ist. Track um Track wird von den Fans bejubelt und als nach 35 Minuten mit "Haunted" das Ende ihres ersten Albums ankündigt, erwartet man, etwa die Hälfte der Show gesehen zu haben. Doch leider kündigt die Band nach "Insect" und "Drowning" von der „Alive and Dead“-EP und „War Is Coming“ bereits den letzten Song an: "TNT" (AC/DC). Danach verlassen SIX FEET UNDER unter tosendem Applaus die Bühne. Selbstverständlich wird lautstark eine Zugabe eingefordert, doch SIX FEET UNDER denken gar nicht daran.
So geht ein Death Metal Abend mit einem etwas faden Beigeschmack zu Ende, dem eine Vorband weniger sehr gut getan hätte - 50 Minuten Spielzeit sind für eine Headliner Show definitiv zu wenig! (RH)

Noch mehr Bilder vom Gig gibt es hier:
https://www.facebook.com/The-Discovered-Land-1409685862678568/?fref=ts

Mittwoch, 4. Januar 2017

BETHLEHEM / "Bethlehem" / Prophecy Productions / 10 Tracks / 50:48 Min

Von den Toten auferstanden.
Das letzte Lebenszeichen von BETHLEHEM gab es im Jahr 2014, mit dem dritten und finalen Teil der Dark Metal Triologie. Wenige Monate nach dieser Veröffentlichung sah es so aus, als hätte Jürgen Bartsch seinem Suiziadelen Projekt den Garaus gemacht - teilte er doch mit, dass BETHLEHEM von nun an Geschichte seien. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt - "Bethlehem".
Und, BETHLEHEM hätten sich kein besseres Jahr für ihre Auferstehung aussuchen können, als das Krisenjahr 2016 - ist dieses Jahr doch mit großen Abstand das bekloppteste und selbstzerstörerischste seit langer Zeit - Kriege, Hungersnöte, Epedemien, Fluchtbewegungen um den halben Globus und ratlose Politiker wohin man schaut. Da ist es doch fast schon wie Balsam für die geschundene Seele, wenn man den lyrischen Ergüssen auf "Bethlehem" lauscht, und dabei für einen kurzen Moment vergisst, dass man sich eigentlich die Pulsadern aufritzen wollte.
Neben der wieder gefundenen Härte und einem kompositorischem Quantensprung, im Vergleich zu "A Sacrificial Offering ..." und "Hexa...", fällt vor allem auf, dass die Kollaboration von Jürgen Bartsch mit Onielar BETHLEHEM sehr gut zu Gesicht steht; bringt sie doch wieder jenes kranke Anlitz der Band zum Vorschein, welches BETHLEHEM seit "S.U.I.Z.I.D." Tagen verloren gegangen zu sein schien.
Neben den Texten, die selbst (seinerzeit) einen Klaus Kinski sprachlos und nachdenklich hinterlassen hätten, dürfte "Bethlehem" mit seiner depressiven Grundatmosphäre, der wilden Raserei, welche durch traurige Pianoparts und feine Melodien immer wieder eingefangen wird, jeden Fan der ersten Stunde wieder milde stimmen und ihm aufzeigen, dass man ab sofort seinen Blick nicht nur zur Weihnachtszeit gen BETHLEHEM richten sollte, wenn man seine Depression neu befeuern möchte. (JK)

8.5 von 10 

Anmerkung: "Bethlehem" ist als Digipack CD und als 2 CD-Box erhältlich. Die limitierte Box (500 Stk) enthält neben dem Digipack noch eine Bonus CD mit 4 exclusiven Tracks, ein Bonus-Booklet und ein Armband.

http://en.prophecy.de/artists/bethlehem/

Vorankündigung: NEBELKRÄHE - 20.1.2017 München/Feierwerk 19.30 Uhr

http://www.feierwerk.de/