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Montag, 22. Januar 2018

Konzertbericht RAGE + FIREWIND + DARKER HALF - 9.1.2018 München / Backstage (Halle)

Von germanischer Heavy Metal Kunst, griechischen (Gitarren-) Göttern und vier Handlungsreisenden aus Down Under: SEASONS OF THE BLACK TOUR

Peavy Wagner erlebt momentan, zumindest musikalisch gesehen, seinen zweiten Frühling -  Live war die Truppe um den Hernener Sympathikus ja immer schon eine Wucht, nur im Studio schien es so, als habe man das Feuer etwas verloren, was letztendlich in vorhersehbaren Alben mündete. Mit dem Besetzungswechsel von 2015 hat man aber nochmals die Kurve bekommen, inzwischen sprühen die Veröffentlichungen von RAGE wieder vor Kreativität und Power.
Selbe Attribute sind auch FIREWIND kein Fremdwort, die ebenso wie die australischen Emporkömmlinge von DARKER HALF, nicht zweimal überlegen mussten, als die Anfrage kam, zusammen mit RAGE auf Tour zu gehen.

DARKER HALF

Los ging es um 19.45 Uhr mit dem Power-Metal-Quartett aus Sydney, das dem ein oder anderen von euch schon bekannt sein dürfte, waren DARKER HALF doch auch schon auf der letzten Tour von RAGE als Opening-Act gebucht.
Seitdem haben die Australier eine neue EP aufgenommen, und wie es scheint, an Performance und Stimmakrobatik gearbeitet, was sich im Vergleich zum letzten München Besuch (hier der Link zur Review von 2016) positiv bemerkbar macht.
DARKER HALF (© by metal-is-forever-alive)
So fällt nicht nur auf, dass Steven "Vo" Simpson inzwischen stimmlich wesentlich besser auf den Punkt kommt als noch zuvor, sondern hauptsächlich, dass DARKER HALF ihre Verehrung für die eisernen Jungfrauen, die bei der letzten Tour noch allgegenwärtig war, auf ein Minimum zusammengeschrumpft haben. So werden DARKER HALF heute wesentlich eigenständiger wahrgenommen als noch vor zwei Jahren, was nicht zuletzt auch daran liegt, das der Thrash Faktor der Anfangstage, im ansonsten vom Power-Metal dominierten Sound, etwas mehr Gewicht zugestanden wird.
So ist es dann auch keine Überraschung, dass gerade die flotteren Nummer, wie beispielsweise "Take the Plunge" oder "Aliens Exist", heute mit am besten ankommen. Aber auch "Heaven's Falling" kommt sehr gut an, was u.a. auch daran liegt, dass DARKER HALF hier den Aussie-Joker ("Back in Black" von AC/DC wird im Mittelteil integriert) ziehen.
Und so hinterlassen DARKER HALF heute Abend mit ihrem 35-minütigen Auftritt einen durchaus bleibenden Eindruck, was auch die Zuschauer in der gut gefüllten Halle finden, und dies durch Applaus bezeugen.  (JK)

FIREWIND

Schon Platon stellte fest, dass Musik und Rhythmus ihren Weg zu den geheimsten Plätzen der Seele finden.
Nach einer kurz gehaltenen Umbaupause kann dann jeder der Anwesenden sich selbst davon überzeugen, dass in der von Platon aufgestellten Behauptung viel Wahrheit liegt, zumindest wenn Gus G. und seine Mannen auf der Bühne stehen.
                                                                                 
FIREWIND (© by metal-is-forever-alive)
Wie kaum eine andere Combo im hart umkämpften Power-Metal Sektor, schaffen es FIREWIND, Melodie und Anspruch unter einen Hut zu bringen. Dieses Kunststück ist FIREWIND, wie schon siebenmal zuvor, auch auf dem aktuellen Album "Immortals" gelungen, was dazu führt, dass inzwischen viele bei den Griechen ihre musikalische Heimat bzw. ihren inneren Seelenfrieden gefunden haben.
Eine Begleiterscheinung dieser Entwicklung ist, dass es bei FIREWIND Konzerten in den ersten Reihen inzwischen genauso zugeht, wie bei den Münchner Verkehrsbetrieben: Es ist brechend voll, man hat wenig Bewegungsfreiheit und nahezu jeder brüllt so laut er kann. Einziger Unterschied zum MVV ist die Tatsache, dass sich FIREWIND pünktlich in Bewegung setzen.
Mit "Ode to Leonidas" und "We Defy" geht's dann los, zwei Songs vom letzten Longplayer, mit denen FIREWIND zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen - zum einen kann man sich davon überzeugen, wie das Material vom immer noch aktuellen Lonplayer live ankommt, und zum anderen darf der neue (wieder mal) Sänger mit zwei Titeln in das Set reinkommen, bei deren Entstehungsprozess er selbst mit eingebunden war.
FIREWIND (© by metal-is-forever-alive)
Beide Punkte können im Anschluß daran als gelungen abgebucht werden. FIREWIND werden heute Abend sogar so dermaßen derbe abgefeiert, dass man meinen könnte, bereits den Headliner vor sich zu haben - egal welcher Song gespielt wird, vom aktuellen Album oder von Alben vergangener Jahre, die Massen singen und jubeln. Selbst bei der Ballade "Lady of 1000 Sorrows" gönnt sich kaum einer ein Auszeit.  Gus G. freut es, scheint mit solch einer Begeisterung aber nicht gerechnet zu haben.
Stichwort Gus G.: Meistens hält sich der Meister dezent im Hintergrund, explodiert aber immer dann, wenn es nötig ist. Sein Gitarrenspiel ist über jeden Zweifel erhaben, geprägt von Souveränität und einer Nonchalance, die aktuell ihresgleichen suchen dürfte - doch niemals ist die Übermacht der Soli zu groß, immer steht der Song im Vordergrund. Großartig, wie übrigens die gesamte Show von FIREWIND, die nach "Falling to Pieces" ihr Ende findet. (JK)

RAGE

Als RAGE mit dem neuen Song "Justify" ihre Show eröffnen, fällt sofort der sehr klare Instrumentalsound auf. Trotz der hohen Lautstärke sind alle Instrumente deutlich zu hören. Leider wird dieser Eindruck etwas getrübt, als "Peavy" Wagner zu singen beginnt - denn von seiner Stimme ist zunächst kaum was zu hören. Doch schon im Refrain bessert sich dies ein wenig, außerdem erhält er tatkräftige Unterstützung aus dem Publikum.
                                                                                 
RAGE (© by metal-is-forever-alive)
Im Anschluß daran wird das Backstage in düster rotes Licht getaucht, es ertönt Glockengeläut, und Peavy formt seine Hände zu Teufelshörnern, die er sich an den Kopf hält. Da liegt der Gedanke nahe, dass nun "Send by the Devil" folgen könnte. Genau so ist es dann auch. Hier kann besonders Gitarrist Marcos Rodríguez glänzen. Einziger Nachteil: Als dieser Song veröffentlicht wurde hatten RAGE noch zwei Gitarren im Angebot - also kommt beim zweistimmigen Soloteil eine Gitarre vom Band, was aber nur kurzzeitig stört. 
Das folgende "From the Cradle to the Grave" bietet mit seinem groovigen Hauptriff guten Stoff zum Headbangen, was von den Fans auch rege genutzt wird. Im Folgenden bieten RAGE eine gute Mischung aus älteren ("Nevermore") und neueren Songs ("My Way", "Seasons of the Black"), wobei auffällt, dass die Victor Smolski-Ära (mit Ausnahme von "Straight to Hell") komplett ausgeklammert wird.
Insgesamt hat sich heute aber trotzdem einiges an älterem Songmaterial auf die Setlist geschlichen, was Marcos Rodríguez zu Witzen über sein, im Vergleich zu Peavy, deutlich jüngeres Alter animiert.
So kündigt er "End of All Days" mit den Worten an: „The next song is from 1996, the year I was born.“. So jung ist er natürlich nicht, aber er vermittelt zumindest manchmal wegen seiner Agilität und seines ausgiebigen Headbangings diesen Eindruck. Dass er bereits vor seinem Einstieg bei RAGE Erfahrung in einer RAGE-Coverband sammeln konnte, und somit die Riffs bestens beherrscht, merkt man ihm besonders bei "The Price of War" an, dessen Riff live deutlich besser klingt, als im Studio.
RAGE (© by metal-is-forever-alive)
Nach einem weiteren Song ("Blackened Karma“) vom aktuellen Album, folgt schon der letzte Song des Abends: "Don‘t Fear the Winter". 
Obwohl das Lied bereits 30 Jahre auf dem Buckel hat, ist es immer noch einer der ganz großen Höhepunkte eines jeden RAGE Konzertes. Dass das Publikum die Musiker danach natürlich nicht ohne "Higher Than the Sky" von der Bühne gehen lassen will, ist klar - in dessen langezogenen Mitsingpart in der Mitte, bauen RAGE noch einen kleinen Tribut an Ronnie James Dio (R.I.P.), in Form der angespielten Coverversionen von "Heaven and Hell" und "Holy Diver" mit ein. Gesungen wird dieser Part wie üblich von Marcos. Danach ist Schluß. (RH)

Diese Review wurde von Raphael (RH) und Jürgen (JK) verfasst. 
Die Zeilen über DARKER HALF und FIREWIND stammen aus der Feder von Jürgen, die über RAGE von Raphael.