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Mittwoch, 24. Juli 2019

Konzertbericht VICIOUS RUMORS + AIR RAID + MAGISTARIUM - 16.4.2019 München/Backstage

Vicious Rumors lassen den Digital Dictator hochleben - 30th Anniversary Tour


Nicht ist so beständig, wie die Tatsache, dass VICIOUS RUMORS nie zweimal in der selben Besetzung auf Tour gehen. So auch heuer.
War auf der letzten ausgedehnten Europa Tournee noch Nick Holleman mit dabei, darf sich nun Nick Courtney am Mikro versuchen. Nicht zu vergessen, das zweite Gastspiel von Brian Allan, der zwischen Nick 1 und Nick 2 kurz mal als Platzhalter fungieren durfte.
Bei diesem Wechselreigen blickt eigentlich schon lange niemand mehr durch und nicht wenige würden am liebsten eine Zeitmaschine besteigen, die einen in die Jahre zwischen 1986 und 1995 zurückbefördert.  Da wurde Kontinuität nämlich so buchstabiert: C a r l  A l b e r t.
Aus jener Zeit stammt auch jenes Album, welches aktuell auf der 30-Anniversary-Release-Tour komplett zu Live-Ehren kommt: "Digital Dictator"
Heißen wir also die Soldiers of the Night willkommen!


MAGISTARIUM

Bevor jedoch Geoff Thorpe & Co an die Instrumente dürfen, heizen MAGISTARIUM den Massen ein. Wobei "einheizen" und "Massen" nicht ganz der Wahrheit entsprechen. Zwar füllt sich der kleine Club im Münchner Backstage peu a peu, von Ansturm kann zu früher Stunde aber noch nicht gesprochen werden. Und so mühen sich die fünf Hannoveraner Herren auf der Bühne redlich in den ersten Minuten ihres Gigs, um zumindest ein wenig Stimmung in die Hütte zu bekommen. Was nur bedingt funktioniert. Der Symphonic Power-Metal mit Prog-Würze, den MAGISTARIUM kredenzen, ist (zumindest heute Abend) nicht dafür gemacht, um ein Publikum in Verzückung zu versetzten, dass sich nach einer Oldschool-Dröhnung sehnt. Da hilft es dann auch wenig, dass Sänger Oleg Rudych eine klassische Gesangsausbildung genossen hat. Nur zur Pumpkin Zugabe "I Want Out" (zu großen Teilen auf russisch vorgetragen!) kommt durchgängig Bewegung ins Publikum, so dass zumindest der Abschluß zum einheizen der Massen (inzwischen ist der Club auch ordentlich gefüllt) taugt.


AIR RAID

Obwohl die Schweden mit ihrer flinken Heavy Metal Interpretation ebenfalls nicht im selben Gefilde, wie der Headliner auf Beutezug geht, ist bei AIR RAID von der ersten Minuten an Alarm angesagt. Wie ausgewechselt wirkt nun das Publikum, dass zu Songs wie "Aiming for the Sky", "Demon's Eye", dem YNGWIE MALMSTEEN Cover "Rising Force" oder "Hold the Flame" abgeht, wie der alterhrwürdige Duracell-Hase. Wo eben bei MAGISTARIUM weitesgehend noch Stehblues angesagt war, geht das Publikum nun ab, als ob bei jedem Zuschauer ein Batteriewechsel vorgenommen wurde. AIR RAID wissen anscheinend selbst nicht wie ihnen geschieht, was der ein oder andere ungläubige Blick ins Publikum verrät. Anyway. Selten war eine knappe Dreiviertelstunde (gefühlt) so schnell rum, wie heute Abend. Top Soundverhältnisse und eine Band, die vor Agilität nur so strotz, tragen ihr übriges dazu bei, dass dieser Auftritt bei den meisten der Anwesenden den Moment überdauern wird.


VICIOUS RUMORS

Nun wird es feierlich: 30 Jahre Digital Dictator. Welch bockstarkes Album VICIOUS RUMORS damals rausgehauen haben, war wohl den wenigsten seinerzeit bewußt. Dem damaligen Zeitgeist entspechend und gleichzeitig seiner Zeit voraus. Können nicht viele Alben von sich behaupten. Und so läuft das Album auch heutzutage immer noch locker flockig rein.
Dementsprechend erwartungsfroh schauen alle Richtung Bühne als Geoff Thorpe, Larry Howe und der (wie es anmutet) beliebig oft austauschbare Rest der Truppe zu den Klängen des Intros "Replikant" einmarschiert. Inzwischen dürfte die Liste der ehemaligen Mitglieder von VICIOUS RUMORS mehr Namen beinhalten, als das Telefonbuch manch einer Kleinstadt. Neueste Einträge: Cody Green (Bass) und Nick Courtney (Gesang). Gitarrist Gunnar DÜGrey, der schon ein paar Monate länger dabei ist, komplettiert das "Jugend forscht" Team bei VICIOUS RUMORS.
Irgendwie schon schräg, dass momentan 3/5 von VICIOUS RUMORS noch nicht geboren waren bzw. noch einen Schnuller zum einschlafen gebraucht haben, als "Digital Dictator" veröffentlicht wurde. Und so kommt es, wie es (leider) kommen muss: Die (heutigen) Show kommt hüftsteif rüber. Die Jungen trauen sich nicht und an Geoff nagt der Zahn der Zeit. Kaum Stageacting, nahezu kein Headbanging und noch viel weniger Ausstrahlung geht von der Bühne aus. Einzig und allein Larry Howe hält die (wilde) Flamme des Heavy Metal bei VICIOUS RUMORS noch am Leben.
Den Songs kann diese Darbietung (zum Glück) nichts anhaben. "Minute to Kill", "Lady Took a Chance", "R.L.H." und wie sie alle heißen, funktionieren auch heute noch. Auch in dieser Konstellation, da es zumindest an der technischen Umsetzung und der stimmlichen Präsentation nichts zu bemängeln gibt.
Nichts zu bemängeln gibt es auch an der Setlist. Ganze 9 Tracks legen VICIOUS RUMORS noch zum komplett durchgezockten "Digital Dictator"-Album obendrauf - Respekt!
Und so findet der Abend trotz des ein oder anderen Kritikpunkts doch noch einen halbwegs versöhnlichen Abschluß! (JK)