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Sonntag, 12. Januar 2020

Konzertbericht MOONSPELL + ROTTING CHRIST +SILVER DUST - 15.12.2019 München/Backstage

Kurz vor dem Jahreswechsel lassen MOONSPELL und ROTTING CHRIST auf einer gemeinsamen Tour nochmals die Muskeln spielen und zeigen dabei einmal mehr, dass beide noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Komplettiert wird der vorweihnachtliche Reigen von SILVER DUST aus der Schweiz.


SILVER DUST

Wie die Jungfrau zum Kinde, dürften SILVER DUST wohl nicht zur Tourbeteiligung gekommen sein. Dennoch erschließt es sich den meisten Konzertgängern nicht (erst Recht nicht, nach dem Auftritt der Schweizer), was damit bezweckt werden sollte.
SILVER DUST (© by metal-is-forever-alive)
Wollte der Tourveranstalter Werbung für die Vielschichtigkeit im Metal machen? Wenn ja, dann waren SILVER DUST mit ihrem obskuren Stilmix (Dark Rock, Groove, Power Metal, Thrash, Industrial uvm.) prädestiniert dafür.
Oder wollten die beiden Hauptacts zeigen, dass sie ein Herz für "hoffnungslose" Fälle haben? Dann haben sie mit SILVER DUST einen der Top-Acts aus dieser Kategorie gefunden.
Oder liegen wir mit beiden Vermutungen völlig daneben und SILVER DUST wollten einfach nur ihre Steampunk/Gothica Klamotten vor großen Publikum einmal vorführen dürfen?
Fragen über Fragen. Leider konnte am Ende keine davon beantwortet werden. Nur eines kann nach ca 30 Minuten mit Bestimmtheit gesagt werden: Möge der Schleier des Vergessens sich schnell über diesen Auftritt legen.


ROTTING CHRIST

ROTTING CHRIST (© by metal-is-forever-alive)
Wie gut, dass es nun mit ROTTING CHRIST weitergeht, einer der besten Live-Bands des Planeten. Bereits wenige Sekunden des Openers "666" genügen, um die Gehörgänge durchzupusten und vorangegangene Qualen vergessen zu machen.
Die Griechen setzen dabei wie üblich weniger auf visuelle Effekte (sieht man einmal von den fliegenden Haaren der Musiker ab), sondern lassen musikalische Taten sprechen. Und hier haben ROTTING CHRIST jede Menge zu "erzählen". Können Sakis Tolis & Co inzwischen doch auf 32 Jahre Bandgeschichte zurückblicken und auf eindrucksvolle 13 Longplayer zurückgreifen.
ROTTING CHRIST (© by metal-is-forever-alive)
Dabei herausgekommen ist heute Abend eine 65-minütige Machtdemonstration einer top motivierten und spielfreudigen Band (keine Selbstverständlichkeit nach 49 Konzerten in 52 Tagen), die mit ihrem drückenden und glasklaren Sound nicht nur die Boxen des Backstage Werk bis zum Anschlag strapaziert, sondern auch dem Publikum alles abverlangt. Selbiges geht zu Songs wie "In Yumen - Xibalba", "Kata Ton Daimona Eaytoy", "Fire, God and Fear" oder "Societas Satanas" so dermaßen derbe ab, dass man sich unweigerlich die Frage stellt, wie zum Teufel wollen MOONSPELL das toppen? Den hunderten Kehlen, die nach getaner Arbeit, die Griechen lautstark abfeiern, stellt sich diese Frage offentsichtlich nicht, haben sie doch bereits ihren Headliner gesehen.


MOONSPELL

MOONSPELL (© by metal-is-forever-alive)
Was man anhand der Fanreaktionen nach dem ROTTING CHRIST Gig bereits erahnen konnte, findet nun tatsächlich statt: Ein (wenn auch kleiner) Teil der Zuschauer tritt jetzt schon die Heimreise an und der verbliebene Rest muss nun mit seinen Kräften haushalten, so dass MOONSPELL mit einem (anfänglich) relativ geräusch- und bewegungsreduziertem Publikum vorlieb nehmen müssen.
Da hilft kein Jammern und Wehklagen, also Augen zu und durch. Wobei der Spruch mit den geschlossenen Augen wohl doch keine so gute Idee war, würde man doch so einen durchaus ansprechenden Auftritt von Fernando Ribeiro & Co verpassen. Obwohl sich MOONSPELL um einiges ruhiger als eben noch ROTTING CHRIST präsentieren, was sich in der Natur der unterschiedlichen musikalischen Ausrichtungen erklärt, entwickelt sich (nach Anlaufschwierigkeiten) eine Show, die durchaus der eines Headliners würdig ist.
MOONSPELL (© by metal-is-forever-alive)
Nachdem der Einstieg in das Set mit drei Songs vom aktuellen Album "1755"  noch realtiv verhalten, seitens des Publikums aufgenommen wurde, kommt spätenstens ab Titel Nr. 4 von der Setlist ("Opium") Bewegung und Stimmung in die Menge vor der Bühne. Man kann förmlich die Erleichterung bei Fernando Ribeiro spüren, hier und jetzt doch keinen livehaftigen Schiffbruch erleiden zu müssen.
                                             
MOONSPELL (© by metal-is-forever-alive)
Von hier an frisst ihm das Münchner Publikum nun auch (dankbar) aus der Hand und lässt sich von ihm durch die abwechslungsreiche Setlist leiten. Eine bestens aufgelegte Band, sowie die ein oder andere Showeinlage (u.a. ein Sprung von Fernando in den Fotograben, um Fanhände zu schütteln) runden den Auftritt ab. Der kultige Dreierschlag zum Ende der regulären Spielzeit ("Mephisto", "Vampiria", "Alma Mater") sorgt dann auch noch für Gänsehautfeeling und lässt sogar die Anlaufschwierigkeiten vergessen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause kehren MOONSPELL dann nochmals zurück, um mit "Todos os Santos" und "Full Moon Madness" den Deckel auf den Abend zu machen.

Zum Jahresende gab es in München ein Wechselbad der Gefühle zu erleben: SILVER DUST sorgten mit ihrem Auftritt für (zumeist) ungläubiges Schulterzucken und die ein oder andere "What the Fuck?" Fragestellung im Publikum - ROTTING CHRIST haben die Kategorien Euphorie und Ekstase abgedeckt - und MOONSPELL waren für Nostalgie und Routine verantwortlich. Mehr Abwechslung geht kaum. (JK)