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Montag, 11. Dezember 2017

Konzertbericht MTVs Headbangers Ball: MAX & IGGOR CAVALERA + OVERKILL + INSOMNIUM + DESERTED FEAR - 4.12.2017 München / Backstage (Werk)

Man mag es heutzutage kaum glauben, aber es gab einmal eine Zeit (1987 - 1997), in der im TV nicht nur bekloppte Casting-, Tanz- oder Kuppel-Shows liefen, sondern Musikvideos mit metallischem Inhalt. Ein Format tat sich seinerzeit besonders hervor: MTVs Headbangers Ball.
Gezeigt wurde alles, was der metallische Garten hervorbrachte - von VAN HALEN und AC/DC über SLAYER und METALLICA bis hin zu BIOHAZARD und SEPULTURA.
Letztere dürften bis heute mit einem ihrer Videos sicherlich in den Top-10 dieser Sendung sein: "Roots Bloody Roots"

21 Jahre später begeben sich die beiden Cavalera Brüder auf große Tour, um eben dieses wegweisende Werk würdig zu feiern. Und hier schließt sich der Kreis: MTVs Headbangers Ball Tour 2017 - MAX & IGGOR CAVALERA RETURN TO ROOTS !

Um die Sache Rund zu machen, werden zudem die Thrash Urgesteine OVERKILL, die finnischen Melo-Deather INSOMNIUM und die Thüringer Todesblei-Nachwuchshoffnung DESERTED FEAR zum Tourtross gehören.

DESERTED FEAR

Da der Münchner Gig zum einem an einem Montag stattfindet und zum anderen bereits um 18.30 Uhr beginnt, nimmt die normal übliche Prozedur ihren Lauf: Der Openig Act erhält die Arschkarte, zumindest was den Publikumszuspruch betrifft.
DESERTED FEAR machen das Beste daraus, was man in solch einer Situation machen kann: sie jagen ein Riff-Feuerwerk durch die Boxen, das jedem, der schon zu früher Stunde seinen Weg ins Backstage gefunden hat, unwillkürlich ins Knochenmark schießt und ihn so vergessen lässt, dass die Halle momentan noch halb leer ist.
DESERTED FEAR (© by metal-is-forever-alive)
Und so macht sich, trotz größerer Lücken im Publikum, bereits zum Opening-Doppelschlag ("The Fall of Leaden Skies" und "The Batalion of Insanities"), ein kleineres Tohuwabohu in den ersten Reihen bemerkbar.
Ebenfalls poistiv auf die Stimmung wirkt sich aus, dass DESERTED FEAR nahezu auf die komplette Light-Show zurückgreifen können, Rauchsäulen inklusive. So gibt es nicht nur die volle Dröhnung auf die Lauscher, es wird auch optisch einiges geboten - getreu dem Motto: Das Auge (head-)bangt mit.
Nach einer knappen Dreiviertelstunde beenden DESERTED FEAR, die sichtlich stolz sind, für diese Tour gebucht worden zu sein, ihren Gig mit "Bury Your Dead". Applaus gibt es im Anschluß daran auch - aber eher spärlich, und hauptsächlich aus den ersten Reihen.

INSOMNIUM

Wie schon DESERTED FEAR zuvor, haben auch INSOMNIUM damit zu kämpfen, dass zum einen die Ticketverkäufe zu wünschen übrig lassen, aber eben auch, dass der Großteil der Karteninhaber, wie es scheint, hauptsächlich wegen dem Headliner, und mit Abstrichen auch noch wegen Bobby "Blitz" Ellsworth und seiner Truppe gekommen ist.
Und so gestalltet sich, stimmungstechnisch gesehen, der Auftritt der Finnen ebenfalls zu einer zwiespältigen Angelegenheit. Während die vordere Hälfte der Halle Kopf steht, macht sich im hinteren Teil kultivierte Lethargie breit.
INSOMNIUM (© by metal-is-forever-alive)
INSOMNIUM lassen sich dadurch aber nicht aus dem Konzept bringen und heizen jedem, der sich darauf einläßt, mit einem knapp einstündigen Hitfeuerwerk mächtig ein: "The Primeval Dark", "While We Sleep", "Unsung", "The Killjoy", "Revelation", "Weather the Storm", "Down with the Sun", "Ephemeral", "One for Sorrow" - 9 Tracks bringen die Finnen auf der Setlist unter, die heute Abend fast ausschließlich mit Songs der beiden Alben "One for Sorrow" und "Shadows of the Dying Sun" bestückt wurde.
Wer mit Melo-Death was anfangen kann, wurde von den Finnen gehörig in die Mangel genommen, und konnte dabei, während der 60 Minuten andauernden Show von INSOMNIUM, seinen Nackenwirbeln eine Bewegungstherapie vom Feinsten gönnen.
Auch wenn INSOMNIUM nicht den Geschmack aller getroffen haben, muss man den Finnen trotzdem einen gelungenen Gig attestieren, der am Ende lediglich Abzüge in der B-Note (Sound etwas schwammig) verkraften muss.

OVERKILL

Mit solchen Problemen müssen sich OVERKILL heute nicht rumschlagen - die Halle hat sich inzwischen ordentlich gefüllt, der Sound ist druckvoll und klar, und der Großteil der Anwesenden steht wie eine Eins hinter den Kult-Thrashern. Beste Vorraussetzungen also für Bobby Blitz Elsworth & Co.
OVERKILL (© by metal-is-forever-alive)
Und wer OVERKILL schon einmal live gesehen hat, der weiß, dass OVERKILL nicht umsonst als eine der besten Live-Bands des Planeten gehandelt werden.
Mit dem Opening Track "Mean, Green, Killing Machine" vom aktuellen Album eröffnen die 5 New Yorker ihrer Show. Es dauert nur wenige Momente und der erste Mosh-Pit wird gesichtet.  Zum ersten mal heute Abend macht sich kollektive Begeisterung breit.
Und so entwickelt sich der Abend zu einem Triumphzug für OVERKILL, die, obwohl sie mittlerweile auch schon 32 Jahre auf den Bühnen der Welt unterwegs sind, immer noch abgehen, wie zu besten Zeiten.
Wer im etwas reiferen Alter, Klopper wie "Hello from the Gutter", "Wrecking Crew" oder "Elimination" immer noch glaubhaft auf die Bühne bringt, hat sich die Zuneigung der Fans und den daraus resultierenden Applaus redlich verdient - der entwickelt sich dann auch, nach dem letzten Song ("Fuck You"), zu einem lautstarken Orkan im Gehörgang eines jeden.

MAX & IGGOR CAVALERA Return to ROOTS

Dannach wird es kultig: Die Cavalera Brüder, ihres Zeichens Gründungsmitglieder von SEPULTURA, bringen das wohl erfolgreichste Album ihrer Karriere (nahezu) in gesamter Länge auf die Bühne - Vorhang auf für ROOTS
MAX & IGGOR CAVALERA (© by metal-is-forever-alive)
Da das Album heute Abend Track by Track, also wie auf dem Album, zu Live-Ehren kommt, eröffnen Max & Iggor ihren Gig mit dem Song, der sie unsterblich gemacht hat: "Roots Bloody Roots".
Kein Regisseur der Welt hätte sich ein besseres Skript für den heutigen Abend ausdenken können - wildes Haareschütteln, Moshpits allenthalben und ein Refrain, der die Hallenwände erbeben lässt, so laut er wird mitgebrüllt.
Über Fluch und Segen eines solchen Übersongs lässt sich streiten, es sieht aber fast so aus, dass bei den meisten Zuschauern, alles was nach diesem Track noch folgt, "nur" noch als schweißtreibende Zugabe wahrgenommen wird - und so wohnen heute Abend geschätzt 800 Nasen, dem wohl längsten Zugabenblock der Musikgeschichte bei.
Ganz so einfach darf man es sich natürlich nicht machen, sprechen wir doch über eines der einflußreichsten Alben der Metalgeschichte, dass neben dem bereits erwähnten Song, noch 15 weitere, der Thrash-Tribal Fusion Götter enthält.
MAX & IGGOR CAVALERA (© by metal-is-forever-alive)
Songs wie beispielsweise "Ratamahatta", "Attitude", "Cut-Throat" und "Breed Apart" haben ebenfalls bis heute nichts von ihrem Feuer verloren. Und so hängt über dem kompletten Auftritt der Cavalera Brüder eine besondere Stimmung, die man irgendwo zwischen Ekstase (unzählige Circle-Pits, kollektives Hüpfen, gebetsmühlenartiges Mitsingen, Headbangen bis zum Haarspliss) und Gänsehaut (ob des historischen Moments) einordnen kann.
Nach dem knüppelharten "Dictatorshit" und insgesamt etwas mehr als einer Stunde Spielzeit, verabschieden sich die Protagonisten dann für wenige Augenblicke von der Bühne, aber ohne Zugabe darf solch ein geschichtsträchtiger Abend natürlich nicht zu Ende gehen.
Der kleine Zugabenblock beinhaltet dann mit "Ace of Spades" noch eine musikalische Verbeugung vor dem Godfather of Rock & Metal (R.I.P. Lemmy) und eine Vollgasvariante von "Roots Bloody Roots".
Wer danach nicht wenigsten ein bisschen nach Luft japsen muss, soll auf ewig in der Klingeltonhölle von MTV schmoren, die der Sender damals, ziemlich bald nach dem Aus des TV Formats "Headbangers Ball" auf die Menschheit losließ. (JK)