Jeder Mensch trägt stets einen Keim in sich, der seine Originalität ausmacht, jedes Individuum hat seine Geschichte. (August Strindberg)
Sechs lange Jahre haben sich TYR Zeit gelassen, um den "Valkyrja"-Nachfolger auf den Weg zu bringen. Sechs Jahre, in denen nicht nur der ein oder andere Wal auf den Färöer Inseln ausgeweidet wurde, sondern auch der Platz hintern den Kesseln bei TYR neu besetzt wurde: Tadeusz Rieckmann gibt neuerdings für Kári Streymoy den Takt bei den Nordmännern vor. Das war es aber auch schon an Neuigkeiten bzw mit den Änderungen aus dem Hause TYR.
Ansonsten wuchern TYR mit ihren allseitsbekannten (und beliebten) Pfunden. Dabei fehlen darf natürlich nicht die feine progressive Note, mit der die Färinger seit längerer Zeit schon ihre Alben aus der breiten Masse der nordisch-angehauchten Heavy Metal Veröffentlichungen hervorheben. Ebenso vertraut und liebgewonnen, die Leidenschaft für Midtempo und Melodie, welche TYR auch auf Album Nr. 8 mit schlafwandlerischer Sicherheit beherschen.
Auch beim Thema Sound und Produktion haben TYR sich nicht lumpen lassen, was wiederum den thematischen Abstieg in die nordische Unterwelt ("Hel") insgesamt sehr opulent wirken lässt.
Ebenfalls gut zu Gesicht steht "Hel", dass die Insulaner härtetechnisch eine (minimale) Spur zugelegt haben. Beste Beispiele hierfür sind der Opener "Gates of Hel" und "Empire of the North". Man kann sich dabei schon jetzt die Schwitzflecken auf den Shirts der Konzertgänger auf der nächsten Tour bildlich vorstellen.
"Ragnars Kvæði" und "Alvur Kongur" sind nicht nur zwei (der vielen) Highlights der Platte, sondern führen zudem auch noch die Tradition fort, der Metalgemeinde die färingische Sprache näher zu bringen.
Für das ruhige Momentum auf dem Album sorgt "Sunset Shore". Komplett ohne Kitsch, dafür mit schön progressiver Note und zum Ende hin an Tempo gewinnend. TYR können auch in diesem Metier punkten.
Man könnte so beliebig fortfahren, finden sich doch bei jedem Track Merkmale, die in der Schnittmenge von Eingängikeit und Melodiösität beheimatet sind.
So sei abschließen nur noch "Far from the Worries of the World" besonders erwähnt, da dieser Track (meiner Meinung nach) nicht nur beste des gesamten Albums ist, sondern den Abwechslungsreichtum und die technische Reife der (halb-)erneuerten Truppe am besten verkörpert.
Fazit: TYR schlagen mit "Hel", im Vergleich zu den direkten Vorgängeralben eine etwas härtere Gangart an. Besonders in der ersten Albumhälfte lässen es TYR (für ihre Verhältisse) das ein oder andere Mal krachen, ohne dabei aber ihre Trademarks (Melodie und Eingänigkeit) aus den Augen zu verlieren.
Die zweite Hälfte fällt im Vergleich dagegen zwar etwas ab, hat aber immer noch genug zu bieten, um sagen zu können, dass TYR nach der langen Pause absolut nichts verlernt haben. (JK)
8 von 10
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