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Dienstag, 19. Dezember 2017

Vorankündigung: BATUSHKA - SCHAMMASCH - TREPANERINGSRITUALEN - 24.1.2018 München / Backstage

http://backstage.info/

TROLLECH / "Každý Strom Má Svůj Stín" / Label: Ketzer Records / 8 Tracks / 39:05 Min

Wohl bin ich ein Wald und eine Nacht dunkler Bäume: doch wer sich nicht vor meinem Dunkel scheut, der findet auch Rosenhänge unter meinen Zypressen. (Friedrich Nietzsche)


Als ob es nicht schon genügend Genres und Unterkategorien im Metal geben würde, fügen die Tschechen TROLLECH dem Ganzen noch eine weitere metallische Schublade hinzu: Pure Forest Back Metal.

Kreativ sind die vier Tschechen, das muss man ihnen lassen - leider aber (zumeist) nur was das (Er)Finden von neuen Klassifizierungen betrifft. Musikalisch gesehen dagegen scheint die Phantasie (kreativer Art) von TROLLECH eher darauf bedacht zu sein, sich möglichst oft auf Tauchstation zu begeben.
Nicht dass das "Každý Strom Má Svůj Stín" ohne Höhepunkte auskäme oder gar, nicht hörbar wäre - keineswegs.
Der raue Mix aus Black Metal (skandinavische Schule) und Pagan Metal (osteuropäische Prägung) ist zumindest von der Umsetzung alles andere als schlecht gemacht und weiß, wenn auch nicht durchgängig, durchaus zu gefallen.
Vor allem der Opener "Hladiny vod" mit seinen immer mal wieder kurz aufblitzenden AGALLOCH Reminiszenzen und seinen Tempowechseln, sowie das zu gleichen Teilen abwechslungsreiche und eingängige "Každý Strom Má Svůj Stín" haben genügend Potenzial, um länger in Erinnerung zu bleiben.

Und trotzdem erinnert das siebte Studioalbum von TROLLECH oftmals an einen Besuch auf einem Gebrauchtwagenmarkt: Die Autos glänzen in der Sonne, das Angebot ist abwechslungsreich und auf den ersten Blick ist alles in Ordnung.
Doch wenn man genauer hinschaut, sieht man die kleinen Dellen, findet man den ein oder anderen Kratzer und stößt dabei auch auf verbaute (Ersatz-)Teile, die schon durch viele Hände gegangen sein müssen. Eigentlich nichts verwerfliches - handelt es sich doch um gebrauchte Ware.
Dennoch liegt genau hier der Hund begraben, zumindest in Fall von TROLLECH. Beschleicht einen doch des Öfteren das Gefühl, dass die Tschechen ihr Album mit (Ersatz-)Teilen anderer Bands zusammengeschustert haben.
Das Resultat: Irgendwann (sehr schnell) hat man sich satt gehört, und die anfängliche (Teil-)Zustimmung schlägt um in Langeweile.

So bleibt am Ende ein Album mit zwei guten Tracks (s.o.) übrig, das es im internationalen Vergleich aber schwer haben dürfte, für Furore zu sorgen.

6 von 10

https://www.facebook.com/trollech
https://trollech.bandcamp.com/

Vorankündigung: ACCEPT + NIGHT DEMON - 14.1.2018 München / Tonhalle

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Vorankündigung: RAGE + FIREWIND + DARKER HALF - 9.1.2018 München / Backstage

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Montag, 18. Dezember 2017

Konzertbericht GAAHLS WYRD + THE GREAT OLD ONES + AUDN - 12.12.2017 München - Backstage (Halle)



"... siehe, ich verkünde euch große Freude, die allem (Black Metal-) Volk widerfahren wird" -  GAAHLS WYRD “VARDØGER EUROPEAN TOUR 2017” 

"Ja ist den schon Weihnachten?" mag sich so manch einer gedacht haben, als bekannt wurde, dass Kristian Eivind Espedal alias Gaahl, kurz vor den Feiertagen, eine kleine aber feine Tour durch Europa fährt.
Zwei Jahre ist es jetzt her, dass Gaahl den Weg zurück in den Schoß der Metal Community gefunden hat, von der er sich einige Zeit distanziert hatte. Außer einem Konzert beim Blekk Metal Fest in Bergen am 15.11.2015 und der Ankündigung, unter dem Banner GAAHLS WYRD Alben aufnehmen zu wollen, ist seitdem allerdings nicht viel passiert - bis jetzt. 
Erstmals seit seinem Ausstieg (nennen wir es mal so) bei GORGOROTH, seinem Coming-Out und dem kurzen Intermezzo bei GOD SEED, packt Gaahl nun wieder das Reisefieber. 
Begleitet wird der Tour-Tross von THE GREAT OLD ONES  aus Frankreich und AUDN aus Island.


AUDN

Ein paar Minten später als auf den Eintrittskarten angegeben, eröffnen die fünf Isländer von AUDN den Konzertabend, um kurz vor 20 Uhr.
Island ist nicht erst seit heute ein gutes Pflaster für Black Metal, was eine stattliche Anzahl von genretypischen Bands beweist, die diesem bevölkerungsarmen Inselstaat entstammen. Entgegen den szenetypischen Gepflogenheiten verzichten AUDN auf jede optische Zierde, die Unwissenden den entscheidenen Hinweis geben könnte - kein Corpsepaint, keine Nieten, nicht einmal bedruckte Band-Shirts zieren die schlanken Körper der isländischen Emporkömmlinge. Ganz so wie HAM, die Urväter der isländischen Szene, setzen AUDN stattdessen auf ein eher klassisch gehaltenes Outfit: Schwarzes Hemd, schwarze Hose und teilweise auch noch ein Sakko, im selben Farbton.

AUDN (© by metal-is-forever-alive)
Der Einfluss von HAM ist bei AUDN übrigens auch musikalisch nicht gänzlich von der Hand zu weisen, auch wenn AUDN ihre Kompositionen um einiges harscher und riffbetonter auskleiden. Eine Dreiviertelstunde haben die Isländer Zeit, um mit diesem Gemisch in München auf Seelenfang zu gehen. Ein Unterfangen, das durchaus als von Erfolg gekrönt bezeichnet werden kann, zumindest wenn man die Begeisterung in den ersten Reihen als Maßstab nehmen will. Der ein oder andere, der nach dem letzten Song der Isländer lautstark eine Zugabe (die leider nicht geboten wird) fordert, wird nach dem Gig zudem am Merchstand gesichtet, um sich dort mit dem aktuellen Longplayer oder einem Leibchen (mit Aufdruck) einzudecken -  AUDN, ein Name, den man sich merken sollte.

THE GREAT OLD ONES

Mystisch und mit einer unübersehbaren Huldigung für H.P. Lovecraft (sein Konterfei ziert das riesige Backdrop), findet der Abend seine Fortsetzung. 
Es ist kein Geheimnis, auch wenn THE GREAT OLD ONES immer noch als Geheimtipp gehandelt werden, dass die Franzosen ein Faible für den amerikanischen Horrorliteraten haben - nehmen sich doch alle Alben (bisher drei Stück an der Zahl) der Franzosen, ausnahmslos den Fantasygeschichten des Autors an. 
Das aktuelle Werk "EOD: A Tale of Dark Legacy" ist zwar bereits schon im Januar dieses Jahres erschienen, ist deswegen aber nicht weniger interessant. Wobei interessant auf Platte und interessant in der Live-Umsetzung, zwei paar verschiedene Stiefel sind. 
THE GREAT OLD ONES (© by metal-is-forever-alive)
Können THE GREAT OLD ONES in der Konserve, mit ihren teils überlangen Stücken, mühelos eine düstere Atmosphäre heraufbeschwören, fällt ihnen dies (zumindest heute Abend) auf der Bühne merklich schwerer. Und so dauert es einige Minuten, bis immerhin Teile des Publikums, mit dem Dargebotenen warmwerden. Wobei "warm werden" eher der falsche Ausdruck ist, für eine Band, die ihren Sound irgendwo zwischen morbide und aggressiv angesiedelt hat. 
Da sich zudem, zum insgesamt doch sehr monoton wirkenden Sound, relativ wenig auf der Bühne abspielt, sieht man mal von den Positionswechseln, der mit Kapuzen (teil-)verhüllten Gestalten ab, hält sich die kollektive Begeisterung arg in Grenzen, sodass THE GREAT OLD ONES am Ende, unter Wert geschlagen, den Rückzug antreten.

GAAHLS WYRD

Danach macht sich allenthalben eine spürbare Vorfreude auf den Gig von Gaahl und seinem neuen Projekt breit, die einhergeht mit einer Spannungsnote, weiß im Prinzip doch keiner der Anwesenden, was ihn nun erwartet. 
GAAHLS WYRD (© by metal-is-forever-alive)
Gaahl hat zwar seit etwas mehr als zwei Jahren seine aktuelle Tuppe zusammen, hat aber immer noch kein (Debüt-)Album auf die schwarze Gemeinde losgelassen. So ist die Live-Aufnahme von besagtem Auftritt (Blekk Metal Fest in Bergen) bisher das einzige vertonte Zeugnis, von GAAHLS WYRD. Da dieses Album aber "nur" mit sechs Titeln bestückt wurde, die bis auf "Aldrande Tre" (GOD SEED) allesamt aus seligen TRELLDOM Zeiten stammen, existiert bis heute leider kein neues Material von Gaahl und seinen Mannen. 
Daran sollte sich auch heute Abend nichts ändern, und trotzdem gestallten sich die nun folgenden 90 Minuten als Hochgenuß für jeden Liebhaber schwarzmetallischer Klänge. 
Mit Corpsepaint und bedächtigem Schrittes voranschreitend, gekleidet mit schwarzer Jeans, Rollkragenpulover und Lederjacke, erscheint Gaahl wenige Momente nachdem seine musikalischen Zuarbeiter die Bühne betreten haben, auf der selbigen. 
                                                                                       
GAAHLS WYRD (© by metal-is-forever-alive)

Wobei "erscheint" in diesem Fall wörtlich zu nehmen wäre. Gleich einer religiösen Erscheinung, die eine mystische Aura umgibt, betritt Gaahl die Szenerie und veredelt die instrumentalen Klänge von "Steg" mit seinen Vocals, die bei diesem Song ihren beschwörenden Charakter voll entfalten können. Innerhalb weniger Momente ist das Backstage von der Bühne ausgehenden Magie in Besitz genommen und lässt sich vom Maestro für die nächsten 90 Minuten an die Hand nehmen. 
Wobei heute auch "an die Hand nehmen" wörtlich zu nehmen wäre - Gaahl badet (im übertragenen Sinne) in Wellen aus ihm entgegen gereckten Händen, lässt sich anfassen und lässt dabei Energie (welcher Art auch immer), von seinen Fingern, in die des Gegenübers fließen. Selten war Black Metal mehr spirituell als heute Abend. 
Den Höhepunkt dieses Energieflusses erreicht die Messe zu "Incipit Satan", welches wohl nur von Gaahl himself, in dieser beschwörenden Vollkommenheit vorgetragen werden kann. 
Zwischen diesen magischen Momenten entläd sich die aufgebaute Energie immer wieder in wilder Raserei, gleich einem Meteoriten, der ungebremst auf die Erde zurast - brachial und zerstörerisch. 
GAAHLS WYRD (© by metal-is-forever-alive)
Nach eineinhalb Stunden und einem insgesamt mehr als repräsentativen Querschnitt durch Gaahls Backkatalog (TRELLDOM, GORGOROTH, GOD SEED) endet dieser Abend, nachdem GAAHLS WYRD mit ihrer Show heute Abend mehrfach das Portal zur Anderswelt aufgestoßen haben, mit "Prosperity and Beauty".

Ob es sich bei GAAHLS WYRD um ein dauerhaft angelegtes Projekt, oder nur um eine Etappe auf Gaahls mystischer Reise zum nächsten (musikalischen) Ort handelt, wird die Zukunft zeigen - eines ist jedoch heute schon gewiss: Geschichtsträchtig wird es allemal. (JK)



Anmerkung: Wer dem Gig von GAAHLS WYRD nur deshalb ferngeblieben ist, weil sich Gaahl als homosexuell geoutet hat, hat nicht nur einen sehr guten Konzertabend verpasst, sondern auch den wahren Gedanken hinter dem Black Metal bis heute nicht verstanden. 
Zudem versteckt sich ein jeder, mit dieser Einstellung, hinter den selben moralischen Federn, mit denen sich die katholische Kirche seit Jahrhunderten schmückt. 
Wollt ihr wirklich päpstlicher als der Papst wahrgenommen werden?
Haltet es lieber mit Aleister Crowley, der gesagt hat: "Tu was du willst (als auch sexuell), soll sein das ganze Gesetz!" - mehr ist dem nicht hinzuzufügen!


Samstag, 16. Dezember 2017

SATYRICON / "Deep Calleth Upon Deep" / Label: Napalm Records / 8 Tracks / 43:29 Min

Es muss Herzen geben, welche die Tiefe unseres Wesens kennen und auf uns schwören, selbst wenn die ganze Welt uns verlässt. (Karl Gutzkow)

Dass SATYRICON im Erlebnispark "Black Metal" schon seit geraumer Zeit nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, dürfte hinlänglich bekannt sein.
Zu nachhaltig war die Abkehr vom Pfad der schwarzen Künste, der SATYRICON zu Glanzzeiten ("Nemesis Divina", "Dark Medieval Times", "The Shadowthrone") bis ins Pantheon geführt hatte.

In der Folge verdiente man sich dann (zurecht) die Poleposition im Black 'n' Roll. Mit "Volcano" und mit Abzügen auch noch mit "Now, Diabolical" haben SATYRICON auch hier großartige Alben veröffentlicht, mit denen man sich zum einen für neue Zielgruppen öffnete, gleichzeitig aber auch noch die "alten" Hörer bei Stange halten konnte.
Dass die Norweger aber seit dem halbgaren selbstbetitelten Album "Satyricon" in der Szene zwischenzeitlich nur noch als Fehlbesetzung für jede Geisterbahn wahrgenommen wurden, war so unnötig wie ein Kropf, und haben sich SATYRICON in letzter Konsequenz selbst zu zuschreiben.
Zu uninspiriert, zu selten auf den Punkt kommend, zu experimentell ... das 2013er Werk wird mit Sicherheit niemals zu den Meisterwerken von Satyr & Frost gezählt werden, auch wenn es mit "Walker Upon the Wind" und "Tro og Kraft" zwei sehr gute Tracks, sowie mit "Phoenix" eine gelungene Collaboration mit Sivert Høyems enthält.
Auch das Live-Album "Live at the Opera" war alles andere als hilfreich dabei, um verloren gegangenes Terrain wieder zurück zu erobern.
Nun also "Deep Calleth Upon Deep":
Obwohl längst noch nicht alles im Lot ist, hat Satyr seine krankheitsbedingte Zwangspause scheinbar dazu genutzt, den wankenden Riesen SATYRICON zu stabilisieren und ihm neuen Odem einzuhauchen.
Ob die Frischluftzufuhr allerdings für einen zweiten Frühling reichen wird, wird erst die Zukunft zeigen. Für den Moment kann allerdings vermeldet werden, dass "Deep Calleth Upon Deep" ein Schritt in die richtige Richtung ist.
Vor allem die musikalische Rückbesinnung auf alte (Band-)Werte, wie geschehen bei "Black Wings and Withering Gloom" steht den Norwegern sehr gut zu Gesicht.
Aber auch die, mit stylischen Hochglanz-Schwarz versehenen "To Your Brethren in the Dark", "Deep Calleth Upon Deep" und "The Ghost of Rome", geben Grund zur Hoffnung, dass Satyr & Frost es nochmals wissen wollen.
Der Rest des Albums benötigt Zeit um zu reifen, zudem ein Verständnis für progressive Strukturen, manchmal aber auch starke Nerven, wie z.B. bei "Dissonant".

Fazit: SATYRICON haben sich mit "Deep Calleth Upon Deep" mehr als respektabel aus der Affäre gezogen und den weiteren Wertverfall des ehemaligen Flaggschiffs abwenden können.
Phasenweise kann Album Nr. 9 sogar als zukunfsträchtiger Fingerzeig für die gesamte (moderate) Szene gewertet werden. Massenkompatibel ist "Deep Calleth Upon Deep" deswegen aber noch lange  nicht - und das ist gut so. (JK)

7.5 von 10

https://www.facebook.com/SatyriconOfficial/
https://shop.napalmrecords.com/

METALLIC X-MAS 2017 mit DESTRUCTION / DUST BOLT / PRIPJAT / TOXIC WALTZ / SWEEPING DEATH - 26.12.2017 München / Backstage (Werk)

http://www.backstage.info/

Montag, 11. Dezember 2017

Konzertbericht MTVs Headbangers Ball: MAX & IGGOR CAVALERA + OVERKILL + INSOMNIUM + DESERTED FEAR - 4.12.2017 München / Backstage (Werk)

Man mag es heutzutage kaum glauben, aber es gab einmal eine Zeit (1987 - 1997), in der im TV nicht nur bekloppte Casting-, Tanz- oder Kuppel-Shows liefen, sondern Musikvideos mit metallischem Inhalt. Ein Format tat sich seinerzeit besonders hervor: MTVs Headbangers Ball.
Gezeigt wurde alles, was der metallische Garten hervorbrachte - von VAN HALEN und AC/DC über SLAYER und METALLICA bis hin zu BIOHAZARD und SEPULTURA.
Letztere dürften bis heute mit einem ihrer Videos sicherlich in den Top-10 dieser Sendung sein: "Roots Bloody Roots"

21 Jahre später begeben sich die beiden Cavalera Brüder auf große Tour, um eben dieses wegweisende Werk würdig zu feiern. Und hier schließt sich der Kreis: MTVs Headbangers Ball Tour 2017 - MAX & IGGOR CAVALERA RETURN TO ROOTS !

Um die Sache Rund zu machen, werden zudem die Thrash Urgesteine OVERKILL, die finnischen Melo-Deather INSOMNIUM und die Thüringer Todesblei-Nachwuchshoffnung DESERTED FEAR zum Tourtross gehören.

DESERTED FEAR

Da der Münchner Gig zum einem an einem Montag stattfindet und zum anderen bereits um 18.30 Uhr beginnt, nimmt die normal übliche Prozedur ihren Lauf: Der Openig Act erhält die Arschkarte, zumindest was den Publikumszuspruch betrifft.
DESERTED FEAR machen das Beste daraus, was man in solch einer Situation machen kann: sie jagen ein Riff-Feuerwerk durch die Boxen, das jedem, der schon zu früher Stunde seinen Weg ins Backstage gefunden hat, unwillkürlich ins Knochenmark schießt und ihn so vergessen lässt, dass die Halle momentan noch halb leer ist.
DESERTED FEAR (© by metal-is-forever-alive)
Und so macht sich, trotz größerer Lücken im Publikum, bereits zum Opening-Doppelschlag ("The Fall of Leaden Skies" und "The Batalion of Insanities"), ein kleineres Tohuwabohu in den ersten Reihen bemerkbar.
Ebenfalls poistiv auf die Stimmung wirkt sich aus, dass DESERTED FEAR nahezu auf die komplette Light-Show zurückgreifen können, Rauchsäulen inklusive. So gibt es nicht nur die volle Dröhnung auf die Lauscher, es wird auch optisch einiges geboten - getreu dem Motto: Das Auge (head-)bangt mit.
Nach einer knappen Dreiviertelstunde beenden DESERTED FEAR, die sichtlich stolz sind, für diese Tour gebucht worden zu sein, ihren Gig mit "Bury Your Dead". Applaus gibt es im Anschluß daran auch - aber eher spärlich, und hauptsächlich aus den ersten Reihen.

INSOMNIUM

Wie schon DESERTED FEAR zuvor, haben auch INSOMNIUM damit zu kämpfen, dass zum einen die Ticketverkäufe zu wünschen übrig lassen, aber eben auch, dass der Großteil der Karteninhaber, wie es scheint, hauptsächlich wegen dem Headliner, und mit Abstrichen auch noch wegen Bobby "Blitz" Ellsworth und seiner Truppe gekommen ist.
Und so gestalltet sich, stimmungstechnisch gesehen, der Auftritt der Finnen ebenfalls zu einer zwiespältigen Angelegenheit. Während die vordere Hälfte der Halle Kopf steht, macht sich im hinteren Teil kultivierte Lethargie breit.
INSOMNIUM (© by metal-is-forever-alive)
INSOMNIUM lassen sich dadurch aber nicht aus dem Konzept bringen und heizen jedem, der sich darauf einläßt, mit einem knapp einstündigen Hitfeuerwerk mächtig ein: "The Primeval Dark", "While We Sleep", "Unsung", "The Killjoy", "Revelation", "Weather the Storm", "Down with the Sun", "Ephemeral", "One for Sorrow" - 9 Tracks bringen die Finnen auf der Setlist unter, die heute Abend fast ausschließlich mit Songs der beiden Alben "One for Sorrow" und "Shadows of the Dying Sun" bestückt wurde.
Wer mit Melo-Death was anfangen kann, wurde von den Finnen gehörig in die Mangel genommen, und konnte dabei, während der 60 Minuten andauernden Show von INSOMNIUM, seinen Nackenwirbeln eine Bewegungstherapie vom Feinsten gönnen.
Auch wenn INSOMNIUM nicht den Geschmack aller getroffen haben, muss man den Finnen trotzdem einen gelungenen Gig attestieren, der am Ende lediglich Abzüge in der B-Note (Sound etwas schwammig) verkraften muss.

OVERKILL

Mit solchen Problemen müssen sich OVERKILL heute nicht rumschlagen - die Halle hat sich inzwischen ordentlich gefüllt, der Sound ist druckvoll und klar, und der Großteil der Anwesenden steht wie eine Eins hinter den Kult-Thrashern. Beste Vorraussetzungen also für Bobby Blitz Elsworth & Co.
OVERKILL (© by metal-is-forever-alive)
Und wer OVERKILL schon einmal live gesehen hat, der weiß, dass OVERKILL nicht umsonst als eine der besten Live-Bands des Planeten gehandelt werden.
Mit dem Opening Track "Mean, Green, Killing Machine" vom aktuellen Album eröffnen die 5 New Yorker ihrer Show. Es dauert nur wenige Momente und der erste Mosh-Pit wird gesichtet.  Zum ersten mal heute Abend macht sich kollektive Begeisterung breit.
Und so entwickelt sich der Abend zu einem Triumphzug für OVERKILL, die, obwohl sie mittlerweile auch schon 32 Jahre auf den Bühnen der Welt unterwegs sind, immer noch abgehen, wie zu besten Zeiten.
Wer im etwas reiferen Alter, Klopper wie "Hello from the Gutter", "Wrecking Crew" oder "Elimination" immer noch glaubhaft auf die Bühne bringt, hat sich die Zuneigung der Fans und den daraus resultierenden Applaus redlich verdient - der entwickelt sich dann auch, nach dem letzten Song ("Fuck You"), zu einem lautstarken Orkan im Gehörgang eines jeden.

MAX & IGGOR CAVALERA Return to ROOTS

Dannach wird es kultig: Die Cavalera Brüder, ihres Zeichens Gründungsmitglieder von SEPULTURA, bringen das wohl erfolgreichste Album ihrer Karriere (nahezu) in gesamter Länge auf die Bühne - Vorhang auf für ROOTS
MAX & IGGOR CAVALERA (© by metal-is-forever-alive)
Da das Album heute Abend Track by Track, also wie auf dem Album, zu Live-Ehren kommt, eröffnen Max & Iggor ihren Gig mit dem Song, der sie unsterblich gemacht hat: "Roots Bloody Roots".
Kein Regisseur der Welt hätte sich ein besseres Skript für den heutigen Abend ausdenken können - wildes Haareschütteln, Moshpits allenthalben und ein Refrain, der die Hallenwände erbeben lässt, so laut er wird mitgebrüllt.
Über Fluch und Segen eines solchen Übersongs lässt sich streiten, es sieht aber fast so aus, dass bei den meisten Zuschauern, alles was nach diesem Track noch folgt, "nur" noch als schweißtreibende Zugabe wahrgenommen wird - und so wohnen heute Abend geschätzt 800 Nasen, dem wohl längsten Zugabenblock der Musikgeschichte bei.
Ganz so einfach darf man es sich natürlich nicht machen, sprechen wir doch über eines der einflußreichsten Alben der Metalgeschichte, dass neben dem bereits erwähnten Song, noch 15 weitere, der Thrash-Tribal Fusion Götter enthält.
MAX & IGGOR CAVALERA (© by metal-is-forever-alive)
Songs wie beispielsweise "Ratamahatta", "Attitude", "Cut-Throat" und "Breed Apart" haben ebenfalls bis heute nichts von ihrem Feuer verloren. Und so hängt über dem kompletten Auftritt der Cavalera Brüder eine besondere Stimmung, die man irgendwo zwischen Ekstase (unzählige Circle-Pits, kollektives Hüpfen, gebetsmühlenartiges Mitsingen, Headbangen bis zum Haarspliss) und Gänsehaut (ob des historischen Moments) einordnen kann.
Nach dem knüppelharten "Dictatorshit" und insgesamt etwas mehr als einer Stunde Spielzeit, verabschieden sich die Protagonisten dann für wenige Augenblicke von der Bühne, aber ohne Zugabe darf solch ein geschichtsträchtiger Abend natürlich nicht zu Ende gehen.
Der kleine Zugabenblock beinhaltet dann mit "Ace of Spades" noch eine musikalische Verbeugung vor dem Godfather of Rock & Metal (R.I.P. Lemmy) und eine Vollgasvariante von "Roots Bloody Roots".
Wer danach nicht wenigsten ein bisschen nach Luft japsen muss, soll auf ewig in der Klingeltonhölle von MTV schmoren, die der Sender damals, ziemlich bald nach dem Aus des TV Formats "Headbangers Ball" auf die Menschheit losließ. (JK)


Donnerstag, 7. Dezember 2017

STAHLSARG / "Mechanisms of Misanthropy" / Label: Non Serviam Records / 10 Tracks / 62:15 Min

Weit besser ist's, im groben Rock zu leben, statt als Millionär zu faulen unterm Marmorblock (Francois Villon).

Den ersten Platz bei der Wahl des phantsievollsten Bandnamens werden STAHLSARG wohl nicht gewinnen. Auch ist der Sound, auf den STAHLSARG bauen, alles andere als innovationspreis-verdächtig.
Vielleicht gelingt es den Briten aber trotzdem euch zu gewinnen, vorzugsweise mit dem aktuellen  Longplayer  "Mechanisms of Misanthropy".

Geboten wird kraftvoller, melodiöser Black Metal, der zudem gerne Elemente von Dark- und Death Metal in sich aufsaugt und als schwarzen Klumpen wieder ausspuckt - direkt ins Anlitz des Mainstream.
Wie die Auflistung der verschiedenen Genres, die STAHLSARG beackern, schon vermuten lässt, ist "Mechanisms of Misanthropy" sehr abwechslungsreich geraten.
Es kracht und knarzt an allen Ecken und Kanten, und der Anteil der Blastbeats ist auch nicht von schlechten Eltern, und dennoch finden STAHLSARG immer eine Möglichkeit, auf dem Pfad der Dunkelheit, durch das Aufstellen vereinzelter (genrefremder) Fakeln, die Schatten zum Tanzen zu bringen.
So hört man z.B. bei "Blonde Poison" mit etwas Phantasie die SISTERS OF MERCY im Melodieverlauf heraus, bei "Far Beyond the Dragons Teeth" bringen die Briten METALLICA (zu Beginn) das schwarze Ein-Mal-Eins bei, bevor sie zum Ende hin dem gemäßigten Melo Death einen Besuch abstatten, und beim leicht orientalisch (hauptsächlich zu Beginn) anmutenden "Pharmaceutical Frontline" sieht man die Truppe vor seinem geistigen Auge, auf Dromedaren durch die verschneiten norwegischen Fjorde ziehen.
Zudem versuchen sich STAHLSARG bei "Das Fallbeil" an der deutschen Sprache (etwas holprig) und lassen im Mittelteil Avantgarde-Bands, wie beispielsweise GRABNEBELFÜRSTEN hochleben.
Die Krönung ist jedoch das abschließende "In the Lungs of the Earth" - hier rühren STAHLSARG neben Black- und Death Metal, zudem auch noch etwas Doom und Goth unter die kräftig gewürzte Brühe - wohlgemerkt ohne dabei den schwarzen Faden zu verlieren, oder gar ins Kitschige abzudriften.

Fazit: STAHLSARG verschieben auf ihrem zweiten Longplayer mehrmals die Trennmauer, hinter der sich der Black Metal seit einiger Zeit verschanzt hat.
Für die einen dürfte dies einem Verrat an der reinen schwarzen Lehre gleichkommen, für andere hingegen bietet "Mechanisms of Misanthropy" das ein oder andere Schlupfloch, um seinen (musikalischen) Horizont zu erweitern, ohne dabei sein Gesicht innerhalb der Szene zu verlieren. (JK)

7.5 von 10

http://stahlsargofficial.com/
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Sonntag, 3. Dezember 2017

Konzertbericht EUROPE + BLACK TAPE LION - 28.11.2017 München/Backstage (Werk)

EUROPE: Walk the Earth World Tour

Wir schreiben das Jahr 1986: Helmut Kohl ist Bundeskanzler, in Tschernobyl kommt es zum atomaren Supergau und auf Merritt Island wird für das Challenger Space Shuttle und dessen Besatzung der "Final Countdown" gezählt.
... und hätte in diesem Jahr nicht der ein oder andere musikalische Lichtblick für Aufmunterung gesorgt, 1986 wäre zweifelsohne als eines der deprimierendsten Nachkriegsjahre in die Annalen der Menschheit eingegangen.
Einer dieser Lichtblicke war mit Sicherheit das dritte Studioalbum von EUROPE, die mit diesem Album unsterblich wurden.
31 Jahre später ist die Erde immer noch kein Platz der Glückseeligkeit, aber EUROPE gibt es zumindest noch, die mit "Walk the Earth" ihr mittlerweile elftes Studioalbum am Start haben und mit selbigen auf den Bühnen der Welt vorstellig werden.

Obwohl EUROPE auf der aktuellen Tour nur zwei Stopps auf deutschem Boden einlegen, ist der heutige Gig in München nicht gänzlich ausverkauft. Ob es an den happigen Ticketpreisen lag (um €45), oder daran, dass die Zielgruppe in die Jahre gekommen ist und an einem nass-kaltem Dienstagabend den Arsch von der heimischen Couch nicht mehr hochbekommt, mag ein jeder für sich entscheiden.
Fakt ist, als der Opening-Act BLACK TAPE LION um kurz nach 20 Uhr den Abend eröffnet, ist die Halle noch recht übersichtlich "gefüllt".
Nicht gerade die besten Bedingungen für eine Band, die heute Abend erst ihren vierten (!) Auftritt der noch jungen Karriere zu absolvieren hat.
BLACK TAPE LION (© by metal-is-forever-alive)
Trotz dieser suboptimalen Voraussetzungen, wirken die vier Regensburger zu keinem Zeitpunkt ihres knapp 40-minütigem Auftritts nervös. Hierfür: À la bonne heure!
Weniger respektabel ist allerdings das Liedgut, mit dem BLACK TAPE LION aufwarten. Obwohl sämtliche Songs technisch einwandfrei vorgetragen werden und BLACK TAPE LION auf gute Soundverhältnisse zurückgreifen können, mag der Funke nicht so richtig auf das Publikum überspringen.
Wer sich primär wegen EUROPE eine Konzertkarte zulegt, hat in der Regel nicht sonderlich viel mit modernem Alternative-Rock am Hut, zumal diesem auch noch der Hook abgängig ist.
Und so verpuffen neben einer TOM PETTY Hommage ("Free Fallin'") auch alle weiteren Songs der Regensburger heute Abend in der Belanglosigkeit.

Die folgende Umbaupause zieht sich dann etwas über das normal übliche (Zeit-)Maß. Woran es lag, war nicht auszumachen. Ein nicht funktionieren wollender Lockenstab kann jedenfalls nicht das Problem gewesen sein, sind EUROPE doch schon seit geraumer Zeit mit pflegeleichten Frisuren unterwegs.
                                                                                   
EUROPE (© by metal-is-forever-alive)
Um 21.20 Uhr hat das Warten dann endlich ein Ende und die Schweden betreten, einer nach dem anderen, bestens gelaunt die Bühne. Ein kurzer Gruß - los geht's.
Mit "Walk the Earth" und "The Siege" präsentieren EUROPE zu Beginn zwei Songs vom neuen Album, die beide (obwohl das Album erst enige Tage auf dem Markt ist) für ordentlich Tumult in den ersten Reihen sorgen.
Wer meint, dass EUROPE eine jener Bands ist, die nur von ihrer glorreichen Vergangenheit lebt, irrt gewaltig. 
Die Schweden sind vielmehr eine der wenigen Hair-Metal Bands aus der Blütezeit (Ende 80er/Anfang 90er Jahre) dieses Genres, die es geschafft haben, bis in die Neuzeit hinein, gute Songs zuschreiben, ohne dabei ihre Vergangenheit zu verleugnen.
EUROPE (© by metal-is-forever-alive)
Dass dem so ist, sieht man allein schon an der Tatsache, dass von den 19 Songs, die die Schweden heute Abend auf die Bühne bringen, 11 neueren Datums sind.
Ganz ohne die Klassiker geht es aber auch nicht, und so hauen Joey Tempest, John Norum & Co, zwischendurch immer mal wieder Relikte raus, welche seinerzeit auf MTV in Dauerrotation liefen: "Rock the Night", "Heart of Stone", "Girl from Lebanon", "Scream of Anger", "Superstitious" und "Cherokee".
Nur zu "Open Your Heart" und "Carrie" scheinen EUROPE inzwischen ein differenziertes Verhältnis aufgebaut zu haben, fehlen doch beide Schmachtfetzen auf der Setlist.
EUROPE (© by metal-is-forever-alive)
Ein Umstand, der für die meisten verschmerzbar ist, nur eine "Dame" (Münchens letzter Groupie?) moniert das Fehlen eben dieser Songs nach dem Konzert lautstark, während sie sich vor dem Backstagebereich aufreizend in Pose wirft und auf Einlass hofft.
Ob Joey ihr zu vorgerückter Stunde "Carrie" noch persönlich vorgeträllert hat, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Und so dürfte für sie, wie für alle anderen auch, der Abend nach "The Final Countdown" (einzige Zugabe) sein finales Ende gefunden haben. (JK)