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Mittwoch, 30. August 2017

SEER / "Vol. III & IV: Cult of the Void" / Label: Art Of Propaganda / 8 Tracks / 45:14 Min


Wartet nicht auf die Zeit, denn die Zeit wartet nicht auf euch. (Katharina von Siena)

Verstehe einer die Welt. Kein Jahr nachdem uns SEER eine profane Zusammenfassung ihrer beiden EPs von 2015 & 2016 als ersten "richtigen" Longplayer verkauft haben, kommen die Kanadier jetzt mit einem Album um die Ecke, welches zwar komplett mit neuem Material ausgestattet ist, im Prinzip aber aus zwei EPs besteht.
Und um die Konfusion komplett zu machen, sind beide Albumhälften auch noch unterschiedlicher als Tag und Nacht, genauer gesagt, in verschiedenen Genres beheimatet.
Und zu guter Letzt, auch das Coverartwork ist alles andere als glücklich gewählt, nährt es doch die Hoffnung, dass bei "Vol. III & IV: Cult of the Void" der Black Metal ein gewichtiges Wörtchen mitreden durfte. Doch auch hier gehen SEER ihre eigenen, zuweilen sehr undurchsichtigen Wege. Zwar findet die ein oder andere Black Metal Anleihe (in der ersten Albumhälfte) Verwendung im Soundkonstrukt von SEER, aber eben nur marginal. Ansonsten setzten SEER auf einen Mix aus Sludge und Doom.

Dieser hat dann aber, trotz aller Verwirrungen im Vorfeld, durchaus seinen Reiz, auch wenn man ein paar Momente benötigt, um in die Songs reinzukommen, da die Stimmfarbe von Bronson Lee Norton der von Michael Poulsen (VOLBEAT) gelegentlich sehr nahe kommt.

Obwohl alle vier Songs von "Vol. III" nicht wirklich mit großen Refrains gesegnet sind, kann man trotzdem keinem der Tracks eine gewisse Eingängigkeit absprechen. Das liegt vor allem am Gespür der Kanadier für intensiv arrangierte Spannungsbögen, aber auch an den feinen Melodien, die allerdings die mächtigen Riffs und die daraus resultierende Heavyness zumeist im Vordergrund agieren lassen.
Am besten funktioniert dieses Zusammenspiel bei "They Used Dark Forces", u.a. auch, weil sich SEER hier mal richtig fies anhören und zudem dem alten Gevatter Doom erlauben, permanent auf Seelenfang zu gehen.

Der Übergang zu "IV" wird abrupt vollzogen und könnte nicht krasser ausfallen. Wo zuvor noch harte Riffs das Zwerchfell zum vibrieren brachten, herrscht jetzt instrumentale Sanftmütigkeit, die scheinbar nur eines zum Ziel hat: Die vorherigen Spuren komplett zu verwischen.
Trotzdem haben auch diese Tracks ihren Charme, da sie zum einen, entfernt die mächtigen AGALLOCH auf den Plan rufen, und zum anderen, von einer latenten Spiritualität gespeist sind.
Um besser Zugang zur ruhigen, entspannten Welt von SEER zu bekommen, empfiehlt es sich aber, beide Albumhälften separat (also nicht nacheinander) anzuhören. Ganz so, wie man es eigentlich mit zwei verschiedenen EPs gemacht hätte.

Fazit: Ist die Zeit wirklich schon reif für ein Album, das nicht nur komplett aus dem Rahmen fällt, sondern, für das man auch mehrmals um die Ecke denken muss? Entscheidet selbst. (JK)

6.5 von 10

https://www.facebook.com/seervancouver
http://www.art-of-propaganda.de

Sonntag, 27. August 2017

Vorankündigung: THE VISION BLEAK + NOCTE OBDUCTA + SAILLE - 30.9.2017 München / Backstage

http://backstage.info/

Vorankündigung: CARNIVORE DIPROSOPUS + STILLBIRTH + GUTSLIT - 30.8.2017 München / Backstage

http://backstage.info/

+++ NEWS +++ NEWS +++ NEWS +++ NEWS +++

Die finnischen Fürsten der Dunkelheit CARDINALS FOLLY werden diesen Herbst ihr viertes Studioalbum veröffentlichen. "Deranged Pagan Sons" wird am 4. September in der CD Version via Nine Records, und in der LP Version über Topillo Records veröffentlicht. +++ Metal Blade bringen am 8. September die beiden RIOT Alben "Army of One" und "Through the Storm" als Re-Release auf den Markt. Erhältlich werden die beiden Kult-Alben jeweils als CD-Digi und LP sein. Pre-Order your copies now at: metalblade.com/riot +++ EISBRECHER haben mit ihrem neuem Album "Sturmfahrt" die Spitzenposition in den deutschen Charts erklommen. Glückwunsch +++ Auch die Damen von EXIT EDEN werfen momentan sicherlich ganz gerne einen Blick auf die Album-Charts, ist ihr Debütalbum "Rhapsodies in Black" doch dort auf dem respektablen Platz 15 eingestiegen +++ Tour-Dates BELPHEGOR + DESTRÖYER 666 + ENTHRONED: 25.9. Dresden / Puschkin, 3.10. Erfurt / From Hell, 4.10. Berlin / SO 36, 5.10. Oberhausen / Helvete, 20.10 Graz / Explosiv, 21.10. Wien / Szene +++

Donnerstag, 24. August 2017

NIGHT DEMON / "Darkness Remains" / Label: SPV -Steamhammer / 10 Tracks / 38:02 Min

Jeder Mensch trägt seinen Dämon in sich, der ihn reizt und ihn zu seinen Handlungen treibt (Sokrates).

Zwei volle Jahre musste sich die kuttentragenden Heavy Metal Kundschaft in Geduld üben - nun ist es endlich soweit: "Darkness Remains", der zweite Longplayer der Kalifornier NIGHT DEMON hat das Licht der (Metal-)Welt erblickt.
Wie schon auf dem Debütalbum "Curse of the Damned" lassen NIGHT DEMON auch diesesmal die Blütezeit des klassischen Heavy Metals, die Achtziger Jahre, hochleben.
Jene Zeit, als Bands wie beispielsweise ANGEL WITCH, DIAMOND HEAD und IRON MAIDEN für Furore sorgten und sich aufmachten, unsterblich zu werden.
Unsterblich sind NIGHT DEMON noch nicht, aber, wenn sie so weiter machen, wie aktuell mit "Darkness Remains", dürfte es nicht mehr lange dauern, bis das Trio aus Ventura/Kalifornien, in einem Atemzug mit den Helden jener Zeit genannt wird. 
Schon der Einstieg mit "Welcome to the Night" lässt keine Wünsche offen und offenbart das riesige Potenzial, mit dem Jarvis Leatherby und seine beiden Mitstreiter gesegnet sind.
Geradlinig angelegte Kompositionen, die schnell auf den Punkt kommen und dabei den Hymnenfaktor ständig im Auge behalten. Besser geht es kaum.
Wie momentan kaum eine andere Heavy Metal Combo schaffen es NIGHT DEMON, den Geist vergangerer Tage zu beschwören, ohne dabei die eigene Authenzität zu verlieren.
Konnte man NIGHT DEMON vor zwei Jahren noch ankreiden, dass die Eingängigkeit gelegentlich etwas zu kurz gekommen ist, präsentieren sich die drei Herren auf  "Darkness Remains" nun wie aus einem Gruß und das komplette Album frisst sich mit jedem Hördurchgang tiefer und tiefer in die Gehörgänge.
Lediglich "On Your Own" fällt ab, was aber in Anbetracht des hohen Qualitätsstandards des restlichen Materials verschmerzbar ist.

Fazit: Abwechslungsreich, eingängig und voller Hingabe - NIGHT DEMON schmieden auf "Darkness Remains" feinsten Traditionallistenstahl, der jedem Anhänger der NWoBHM das Pipi in die Augen treiben dürfte.  (JK)

Anspiel-Tipps: "Maiden Hell", "Darkness Remains", "Welcome to the Night", "Hallowed Ground"

9 von 10

https://www.nightdemon.net/
https://www.facebook.com/nightdemonband

Freitag, 18. August 2017

Konzertbericht SACRED REICH + KRYPTOS - 9.8.2017 München/Backstage

Forever Young - 30 Jahre "Ignorance"

Es gibt nur sehr wenige Bands weltweit, die, obwohl sie seit über 20 Jahren kein neues Material mehr rausgebracht haben, heutzutage immer noch ziehen und eine eigene Headliner-Tour fahren können.
SACRED REICH gehören zu diesem elitären Kreis, was nicht zueletzt auch auf die Frühwerke "The American Way" (1990), "Surf Nicaragua" (1988) und eben "Ignorance" (1987) zurückzuführen ist.


Wer an seinem Kalender seit 1987 die Blätter immer regelmäßig abgerissen hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass SACRED REICH in diesem Jahr einen runden Geburtstag zu feiern haben: 30 Jahre "Ignorance".
Die dazu passende Tour führt Phil Rind & Co natürlich auch nach Deutschland - einer der vier Stopps im Lande der Dichter, Denker und Kuttenträger ist München.
Ebenfalls mit an Bord des Tourbusses ist Indiens Metal-Exportschlager No. 1 - KRYPTOS.

Wenige Minuten nach 20 Uhr starten KRYPTOS mit "Blackstar Horizon" in ihr Set und schnell wird klar, dass SACRED REICH keinen besseren Opener, als KRYPTOS hätten finden können: Mit ihren Oldschool-Outfit (Röhrenjeans, wellige Langhaarfrisuren, 80er/90er Jahre-Shirts) entsprechen die Inder nahezu jedem Thrash-Sterotyp. Aber auch der Sound (etwas PRIEST hier, ein wenig MAIDEN dort, und obendrauf ganz viel KREATOR und OVERKILL) dem KRYPTOS frönen, ist metertief in jener Zeit verwurzelt, als "Ignorance" das Licht der Welt erblickte.
KRYPTOS (© by metal-is-forever-alive)

Und so schließt sich der Kreis zwischen Gestern und Heute in der Dreiviertelstunde, in der sich die vier Inder auf der Bühne austoben. Mit ihren lauten, schnellen Riffs und einer agilen Bühneshow schaffen es Nolan Lewis, Ganesh K. und der Rest der Truppe so relativ schnell, den Funken auf das Münchner Publikum überspringen zu lassen. Nur schade, dass die meisten Ticketinhaber sich erst zum Headliner blicken lassen. So ist die Halle bei KRYPTOS nur spärlich gefüllt, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Wer zu (für Münchner Verhältnisse) früher Stunde schon da ist, macht ordentlich Alarm, sodass selbst bei ca 60 Anwesenden von einem würdigen Rahmen gesprochen werden kann.

Nach einer etwas über Gebühr dauernden Umbaupause, in der sich aber zumindest die Halle ordentlich füllt, entern die Herren Rind, Arnett, Rainey und Hall gegen 21.15 Uhr die Bühne und eröffnen die (Album-) Feierlichkeiten, genauso wie es sich gehört - mit "Ignorance".
                                                                           
SACRED REICH (© by metal-is-forever-alive)

Anders als von vielen erhofft, präsentieren SACRED REICH ihr Debütalbum heute jedoch nicht in ganzer Schönheit, sondern nur selektiv. Neben dem titelgebenden Track, finden zudem noch "Administrative Decisions", "Victim of Demise", "Violent Solutions" und "Death Squad" ihren Weg auf die heutige Setlist. Selbst einen Titel wie "Sacred Reich" trifft heute der Bannstrahl. Dafür gibt es aber das allseits beliebte Hit-Potpourri der Texaner ausgiebig und ungefiltert auf die Mütze. Bei Kloppern wie z.B. "Independent", "Love...Hate", "War Pigs" oder "The American Way" bleibt kein Wunsch unerfüllt.
Die Truppe um Phil Rind tritt gewohnt souverän auf und bringt im passenden Moment (wie z.B. vor "One Nation" oder "Crimes Against Humanity") zudem ihre politische Botschaft (Together We're Strong - No Racism) unter das Thrash-Metal Volk. Thrash-Metal war/ist von jeher immer schon die Metalsparte mit der aussagekräftigsten Botschaft, wenn es darum ging/geht, mutig den Finger in die Wunden der Gesellschaft zu legen.
SACRED REICH (© by metal-is-forever-alive)

Da wir uns aber auf keiner Wahlkampfveranstaltung befinden, steht jederzeit die Musik und der Spaß im Vordergrund, was wilde Moshpits und vereinzelte Crowdsurfer eindrucksvoll beweisen.
In den insgesamt 80 Minuten, die der heutige Auftritt von SACRED REICH dauert, hauen die Texaner nahezu alles raus, was geht und zeigen, dass sie auch nach über 30 Jahren nichts an Können eingebüßt haben und einen Saal immer noch in ein Tollhaus verwandeln können.
Sollte irgendjemand daran nur eine Sekunde gezweifelt gehabt haben, dürfte er allerspätestens beim abschließenden "Surf Nicaragua" all seine Zweifel über Bord geworfen haben und sich wie anno dazumal, vor dreißig Jahren gefühlt haben, oder, wie im 7. Thrash-Himmel. (JK)

Randnotiz: Wer rechtzeitig vor dem Gig kam, konnte sich seine gesammelten Schätze (LPs, CDs, Bilder usw.) signieren lassen und ein Foto mit SACRED REICH machen. Geduldig haben sich Phil, Wiley, Jason und Greg über eine Stunde lang, den Fans und ihren Wünschen gestellt. Mehr Fannähe geht kaum. Respekt!
(© by metal-is-forever-alive)

Donnerstag, 17. August 2017

Bericht vom FREE & EASY FESTIVAL in München

Sommerzeit ist FREE & EASY Zeit.

An 17 Tagen über 100 Musik-Acts (u.a. DEATH ANGEL, LOUDNESS, PRONG, ICED EARTH, J.B.O., BLUES PILLS, SANCTUARY) auf vier verschiedenen Bühnen, dazu Kleinkunst, Infoveranstaltungen und Aftershow-Partys - alles kostenlos!
Das Münchner Free & Easy Festival geht heuer bereits in die 22. Auflage und zieht mittlerweile auch weit über die Stadtgrenzen der bayerischen Landeshauptstadt Musikliebhaber verschiedenster Couleur an, die im altehrwürdigen Backstage eine schöne Zeit verbringen möchten.
Da wollten auch wir von Metal-Is-Forever-Alive nicht fehlen, und haben dem Festival an zwei verschiedenen Tagen einen Besuch abgestattet.

SAMSTAG 29.7.2017

Nachdem in den Jahren 2013- 2016 jeweils "nur" die Bayerische Luftgitarrenmeisterschaft im Backstage stattgefunden hatte, ist es den Veranstaltern in diesem Jahr gelungen, die Deutsche Luftgitarrenmeisterschaft, im Rahmen des Free & Easy Festivals, nach München zu holen.
Fünf Teilnehmer haben sich qualifiziert und kämpfen in 2 Runden a 60 Sekunden darum, sich ein Jahr lang Deutscher Luftgitarrenmeister nennen zu dürfen. Der Sieger ist zudem automatisch für die Luftgitarrenweltmeisterschaft in Oulu/Finnland qualifiziert.
                                               
(© by metal-is-forever-alive)
Damit alles fair zugeht, ist eine fünfköpfige Jury (u.a. mit Alexx von EISBRECHER) anwesend, die nach jeder Performance Noten vergibt.
                                     
PYOGENESIS (© by metal-is-forever-alive)


PYOGENESIS (© by metal-is-forever-alive)

PYOGENESIS (© by metal-is-forever-alive)
Für das musikalische Rahmenprogramm wurden PYOGENESIS verpflichtet, die neben ihrer Tätigkeit als Begleitband für die Luftgitarren-Heroen, auch noch ein  schweisstreibendes 70-minütiges Set von Stapel ließen.
                                   
(© by metal-is-forever-alive)
Am Ende des Abends gab es dann selbstverständlich noch die Siegerehrung des neuen Deutschen Luftgitarrenmeisters: Patrik "Ehrwolf" Culek



MONTAG 31.7.2017

Nach soviel Kultur, darf die Muse natürlich nicht zu kurz kommen. Deshalb haben wir uns am darauf folgenden Montag für ein Kontrastprogramm enschieden, das lieblicher nicht sein könnte: SOUL DEMISE + PEQUOD + DISTASTE

Der Montag ist seit Menschengedenken dazu gemacht, um vormittags seinen Kater vom Wochenende im Büro auszuschlafen, und um sich abends mittels Death, Thrash und Grind die Trommelfelle blutig schießen zu lassen.

DISTASTE aus Linz übernehmen heute Abend den Part des Einheizers, wobei bei Temperaturen um 30 Grad im Außenbereich und bei gefühlt 40 Grad im kleinen Backstage Club, eher eine Abkühlung von nöten wäre. Doch zum Jammern beibt keine Zeit.
DISTASTE (© by metal-is-forever-alive)

Erbarmungslos jagen DISTASTE ihren Grindcore durch die Boxen. Schnell - hart - brutal. Es bleibt in der halben Stunde, die DISTASTE auf der Bühne stehen, kaum Zeit zum durchatmen. Und obwohl der Großteil der Anwesenden die Grind-Heimsuchung mit Sicherheitsabstand zur Bühne bestaunt hat, werden die Österreicher mit warmen (passend zu den Begleitumständen) Applaus verabschiedet.
Anschließend werden die Lokalmatadoren von PEQUOD von der Leine gelassen, die mit ihrer Death-/Thrash- Mischung für die nächste Hitzewallung sorgen.
Anders als noch beim Opening-Act, traut sich das Publikum von Anfang an bis an den Bühnerand vor, was optisch gleich viel mehr her macht. Ganz Mutige trotzen nun gar komplett der Hitze und schütteln ihr Haupthaar rytmisch zur Musik, was vom Rest des Publikums freudig zur Kenntnis genommen wird, weht nun doch endlich (Headbanging sei Dank) ein laues Lüftchen durch den Club - die Geburtsstunde des Metal-Ventilators. 
PEQUOD (© by metal-is-forever-alive)

40 Minuten später verabschieden sich tropfnasse PEQUOD vom schweißgebadetem Publikum und räumen die Bühne für den fränkischen Sommernachtstraum SOUL DEMISE.
Und die lassen zu vorgerückter Stunde nochmals ordentlich die Puppen tanzen. Wobei tanzen nur metaphorisch verstanden werden darf. Erschöpft von der abendlichen Hitzeschlacht stehen die meisten nur noch mit nach vorne gebeugtem Oberkörper da und werfen abermals den metallischen Haar-Ventilator an.
Nur einer mag nicht ins Gesamtbild passen. Ein erst spät hinzugestoßener Gast im Business-Outfit (Anzug, Hemd, Lackschuhe), kann dem Haareschütteln absolut nichts abgewinnen, sondern fröhnt (als Einziger) stattdessen dem core-typischen Violent Dancing, was bei der Haarschüttelfraktion zuerst auf Unverständnis stößt, nach wenigen Momenten aber als das Highlight des Abends gewertet wird, was unzählige, im Videoaufnahmemodus gezückte Handys beweisen.
SOUL DEMISE (© by metal-is-forever-alive)

Gegen 23 Uhr findet das hitzige Treiben sein Ende und binnen Minuten ist der Club leer, strömt doch alles der tropischen Nacht entgegen, um sich zumindest etwas Abkühlung zu verschaffen. (JK)

Dienstag, 15. August 2017

CUSTARD / "A Realm of Tales" / Label: Pure Steel Records / 12 Tracks / 55:21 Min

Es geht mit Geschichten wie mit vielen Menschen, sie werden mit zunehmenden Alter schöner und schöner, und das ist erfreulich. (Hans Christian Andersen)

Es geschah vor gar nicht all zu langer Zeit, da trafen sich vier Musikanten und ein Barde im beschaulichen Herne, um auszuloten, ob, und wenn ja, welche Magie vom Märchen heutzutage noch ausginge.
Tag ein, Tag aus, saßen sie beisammen und wollte keine Antwort finden, als ihnen des nächtens plötzlich die Schutzheiligen des Heavy Metal erschienen, um ihnen eine Frage zu stellen: "Nennt uns ein Märchen, welches ohne Mystik, phantastische Wesen oder Zauberei auskommt."
Da fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen - bis heute gibt es immer noch keine Geschichten, die mehr verwunschene und magische Momente in sich bergen, als die Märchen. Und da dies so ist, war es längst überfällig, ein (Metal-)Album aufzunehmen, das die Geschichten aus vergangenen Tagen in den Mittelpunkt stellt: "A Realm of Tales"

Der thematische Rahmen wäre also abgesteckt, werfen wir nun einen Blick auf das musikalsiche Gewand und spitzen dabei die Ohren.
Nach einem atmosphärischem Intro blasen CUSTARD zur Jagd auf die Schneekönigin: "Queen of Snow" führt die bewährte Mischung aus knackigen Power-Metal Klängen und eingängigen Melodien weiter, die die Truppe aus Herne seit jeher auszeichnet. Der Refrain frisst sich zudem ohne Umwege direkt ins Hirn und nistet sich dort ein - starker Auftakt!
Nachdem der Opener sich noch im Fahrwasser alter STORMWITCH bewegte, kehren CUSTARD in der Folge zu ihrem für sie typischen Stil-Mix zurück, der bekanntermaßen irgendwo zwischen PRIMAL FEAR und HELLOWEEN (ohne das Fanfaren- und Kinderchorgedöns) einzuordnen sein dürfte.
"The Pied Piper" leiht sich dann auch gleich mal, in leicht abgewandelter Form, das Opening-Riff von "Future World" aus und entwickelt sich in den nächsten fünf Minuten zu einer "We Love the Pumpkins" Hommage.
Nach dem orientalisch angehauchtem "Arabian Nights", folgt mit dem flotten "Snow White" der nächste Klopper alter Hamburger Schule. Ohne zu übertreiben, bis hier hin genügt das gebotene internationalen Ansprüchen.
Die zweite Albumhälfte eröffnet dann abermals mit einem kurzen Intro, nach dem CUSTARD den (Semi-)Balladenfreunden aufspielen: "The Little Match Girl" überzeugt zu Beginn mit viel Gefühl, verliert hinten raus aber etwas an Authenzität.
Mit "Daughter of the Sea" werden wieder etwas härtere, aber nicht minder eingängigere Töne angeschlagen. Trotzdem kann dieser Song nicht ganz mit den Glanzlichtern vom Anfang des Albums Schritt halten.
"Witch Hunter" fällt im Vergleich zum restlichen Material sogar noch etwas mehr ab.
Nach der kleinen Schwächeperiode kann "Sign of Evil" hingegen wieder überzeugen. Nach verhaltenem Beginn, nimmt dieser Track im Verlauf schön Fahrt auf, ehe er im Refarin melodisch explodiert.
Und das abschließende "Forged in Fantasy" ruft dann noch GAMMA RAY in den Sinn und lässt das Album so enden, wie es begann - hochklassig.

Fazit: Mit "A Realms of Tales" haben CUSTARD ein Album abgeliefert, dass auch nach dem x-ten Hördurchlauf nicht langweilig wird. Abgesehen vom ein oder anderen Hänger in der Mitte des Albums, hat der sechste Longplayer von CUSTARD ansonsten alles, um in Konzert der Großen mitspielen zu können. (JK)

8 von 10

Samstag, 5. August 2017

BLACK MESSIAH / "Walls of Vanaheim" / Label: Trollzorn / 15 Tracks / 72:15 Min

Das ist mein Streit: Sehnsucht geweiht, durch alle Tage schweifen. Dann, stark und breit, mit tausend Wurzelstreifen tief in das Leben greifen - weit aus dem Leben reifen, weit aus der Zeit (Rainer Maria Rilke).

Neo-Vikinger aller Länder vereinigt euch - BLACK MESSIAH sind zurück.

Die Gelsenkirchener Pagan-Horde um Mastermind Zagan läßt auf "Walls of Vanaheim" nicht nur den zweiten Vanenkrieg wieder aufleben (musikalisch gesehen), sondern hat mit dem zweiten Konzeptalbum der Bandhistorie, nach dem etwas schwächeren Vorgängeralbum ("Heimweh"), wieder zurück zu alter Stärke gefunden - Odin sei Dank!

Die Einleitung und die Übergänge zwischen den einzelnen Tracks werden von Tom Zahner gesprochen, der die Text-Passagen, Dank seiner Betonung und seiner eindringlichen Stimmfarbe, zu einem Hörerlebnis der ebsonderen Art macht.
Wie schon auf "First War of the World" und "The Final Journey" pendeln BLACK MESSIAH auch auf der neuesten Veröffentlichung sprachlich zwischen Englisch und Deutsch, was zugegebenermaßen nicht nur etwas irritierend wirkt, sondern insgesamt eher hinderlich als förderlich eingestuft werden muss, zumindest was den Spannungsaufbau betrifft.
Bis auf diesen "Gimmick" gehen Musik und Text  auf "Walls of Vanaheim" aber ansonsten eine perfekt aufeinander abgestimmte Symbiose ein, die momentan im ihresgleichen suchen dürfte, im Pagan-Sektor.
Wobei BLACK MESSIAH ihre Vorstellung von Pagan-Metal auf "Walls of Vanaheim" noch ein Stückchen weiter reformiert haben, als auf den beiden direkten Vorgängeralben ohnehin schon. So gibt es zwei "Neuerungen", die beide den Fans der ersten Stunde, weniger, bis gar nicht schmecken dürften, der restlichen Hörerschaft aber runtergehen dürfte wie Öl.

Das BLACK MESSIAH sich peu a peu vom Black Metal der Anfrangstage verabschiedet haben, dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben. Realtiv neu ist allerdings, dass sich BLACK MESSIAH inzwischen weit offen für Einflüsse aus dem Power-Metal präsentieren.
Wobei die Gelsenkirchener immer noch Lichtjahre von der Einstufung als Power-Metal Band entfernt sind, sodass die mit Trinkhorn bewaffnete Anhängerschaft wieder beruhigt durchatmen darf. Vor allem, wenn am Ende das wohl beste BLACK MESSIAH Album der Neuzeit dabei herausgekommen ist.

Tracks wie beispielsweise "Mime's Tod", "Die Bürde des Njörd" und "A Feast of Unity" legen davon eindrucksvoll Zeugnis ab und heben BLACK MESSIAH auf eine neue Ebene - eine sowohl heidnisch/atmosphärische, als auch eingängig/verspielte Ebene.

8.5 von 10

https://www.facebook.com/BlackMessiah666
http://www.trollzorn.de