Die Welt zu Gast in München. Neben der schwedischen Doppelbesetzung
THERION und
LUCIFERIAN LIGHT ORCHESTRA haben sich dem Symphonic-Tour-Package noch die Russen von
IMPERIAL AGE und
EGO FALL aus China und der Mongolei angeschlossen.
Bunter zusammengewürfelt kann ein Tourpackage kaum sein. Leider wurde dieser Mut zur "Exotic", zumindest was die Verkaufszahlen der Tickets betrifft, nicht sonderlich wertgeschätzt. Letztendlich finden sich heute Abend nur ca halbsoviel Personen im Backstage (Halle) ein, wie eigentlich Platz gewesen wäre. Woran es lag? Am stolzen Ticketpreis von über 28 Euro, an der Tatsache, dass der Dienstag der unbeliebteste Tag der Woche zum Ausgehen ist, oder doch daran, dass
THERION kein aktuelles Album am Start haben?
Wie auch immer - kurz vor 19 Uhr eröffnen die Russen von
IMPERIAL AGE den Abend. Diese rücken dann auch gleich mit 5 Mann und 2 Frauen an, sodass teilweise auf der Bühne mehr Menschen zu beobachten sind, als in der ersten Reihe. Geboten wird (mittelmäßiger) Symphonic Power Metal mit dem typischen Mann/Frau Wechselspiel am Mikro. Das Ganze ist wirklich ganz nett anzusehen (vorallem wenn die beiden Damen, die ein hauchenges Lederoutfit tragen, ihre frisch eingedrehten Locken dezent zur Musik schütteln) und es bereitet auch kurzfristig Spaß den Klängen von
IMPERIAL AGE zu lauschen. Trotzdem ist das Gebotene auf Dauer einfach zu unspektakulär und zu gewöhnlich, um nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Freundlicher Applaus - der Nächste bitte!
Nach einer überraschend kurzgehaltenen Umbaupause folgt der Kontrast auf dem Fuße:
EGO FALL. Der chinesisch/mongolische Handlungsreisende in Sachen Metal geht, im Gegesatz zu seinen russischen Vorgängern, die Sache sehr ruhig, ja fast meditativ an.
Die Band schickt zuerstmal nur ihren Gitarristen (
Zhaolinang Li ?) vor, der den Gig auf einem Stuhl sitzend beginnt, dabei die chinesische Geige "Erhu" spielt und dazu auf chinesisch singt. Wow. Mit solch einem verträumten Einstieg hatte keiner gerechnet. Als dannach der Rest der Band, ebenfalls in traditionellen chinesischen Gewändern gekleidet, die Bühne betritt, steigt die Spannung ins Unermessliche, wie
EGO FALL wohl jetzt die Kurve Richtung Metal bekommen wollen. Doch die Sorge sollte sich als unbegründet erweisen. Absolut, denn
EGO FALL liefern in der Folge einen Auftritt ab, der mehr Metal ist, als so mach einem heute Abend lieb ist. Der Mix aus Death-Core, Alternative-Metal und Asia-Folk sorgt in der ersten Hälfte des Auditoriums für Party-Alarm, fliegende Mähnen und schweißtreibende 35 Minuten, während weiter Hinten in der Halle, ein paar leicht verängstig aus der Wäsche schauende Symphonic/Gothic Fans sich den Weg ins Freie bahnen. Nach etwas mehr als einer halben Stunde, verabschieden sich die Asiaten und machen Platz für das
LUCIFERIAN LIGHT ORCHESTRA.
Und man muss es (leider) so sagen wie es ist, das
LUCIFERIAN LIGHT ORCHESTRA verdankt seinen Platz vor dem Headliner nur der Tatsache, dass es sich hierbei um das Nebenprojekt von
Christofer Johnsson handelt. Ansonsten wäre dieser (zumindest live) nicht gerade vor Energie strotzende Beitrag, nicht als Co-Headliner zu verkaufen gewesen. Ganz so schlecht, wie es sich nun vielleicht anhören mag, ist die Musik des
LUCIFERIAN LIGHT ORCHESTRAs aber keineswegs. Die Songs haben durchaus soviel Potenzial, dass man Zuhause auf der Couch, sich davon gut unterhalten lassen kann. Nur auf der Bühne überzeugt diese Geschichte nicht wirklich. Da helfen die Masken der Musiker, das Mysterium, wer wohl dahinter stecken mag und eine peinlich auf lasziv getrimmte Sängerin (die zwar singen kann, aber eine Show hinlegt, für die sie wohl nur in einem drittklassigen Bordell in Sirbirien Applaus bekommen würde) auch nicht. Sorry
Christofer.
Die nächsten 120 (!) Minuten gehören
THERION die die aktuelle Tour unter das Motto "Best-of" gestellt haben.
Und nachdem beim
LULLABY NIGHT ORCHESTRA zuvor schon so manch einer kurz vorm Einnicken war, geht hier erfreulicherweise vom ersten Moment die Luzie ab. Dafür sorgt alleine schon der 4er-Schlag ("Ginnungagap", "Schwarzalbenheim", "Nifelheim", "Vanaheim") vom "Secret of the Runes"-Album zu Beginn, der müde Männer (und Frauen) blitzartig wieder munter macht. Im weiteren Verlauf des Abends wird von fast jedem Album, der mittlerweile 28-jährigen Erfolgsgeschichte
THERIONs zumindest ein Song präsentiert. Nur die ersten 3 Alben und "Crowning of Atlantis" werden mit einem Bann belegt. Dafür kommt zum allerersten Mal "Black Fairy" zu Live-Ehren. Welch freudige Überraschung!
Sämtliche Songs werden druckvoll durch die Boxen gejagt, jede Note sitzt und die drei Vocalartisten-/inen liefern fett ab. Jeder Song ein Hochgenuss!
Da ist es dann auch verschmerzbar, dass zu "Mon amour, mon ami" unsere Table-Dance Tante vom Dingens
ORCHESTRA zuvor, die den Titel zusammen mit
Thomas Vikström singt, ein weiteres Mal meint, sich "schauspielerisch" in Szene setzen zu müssen.
Dies ist aber auch der einzige Kritikpunkt am (ansonsten) hochklassigen Auftritt, den
Christofer Johnsson und seine Truppe spielfreudig und sympathisch nach etwas mehr als zwei Stunden wie gewohnt mit "To Mega Therion" zu Ende bringen. (JK)