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Dienstag, 29. Januar 2019

EVIL WARRIORS / "Fall From Reality" / Label: War Anthem Records / 8 Tracks / 46:35 Min

Was ist Realität? Tief in uns ist sie so schwer fassbar wie ein Traum, und wir sind keines Ereignisses sicher. (Anaïs Nin)


Sieben Jahre haben sich Alastor, Beast und Exesor Zeit gelassen, einen Nachfolger für das Debütalbum "Expressions of Endless Dreams" einzutrümmern. Sieben Jahre in denen viel Wasser die Pleiße hinuntergfloßen ist und Leipzig sein (innerstädisches) Gesicht peu a peu verändert hat, hin zu einer modernen Stadt.
Ihr Gesicht in dieser Zeitspanne nicht verändert haben EVIL WARRIORS - wie eh und je fühlen sich die drei Sachsen auf eher traditionellen Black Metal Pfaden wohl und machen um modernere Einflüsse eher einen Bogen. Keinen Bogen hingegen machen EVIL WARRIORS um den Death Metal, finden sich auf "Fall from Reality" doch einige, wenn auch in unaufdringlicher Art und Weise gehalten, Elemente im Sound wieder.
Die energetische Mischung aus melodisch aufbrausendem Schwarzmetall, Death-Metal Anleihen und den im Hintergrund zuarbeitenden atmosphärischen Strömungen machen aus "Fall from Reality" ein Album, das einen realtiv schnell in Besitz nimmt und auch so schnell nicht mehr loslässt.
In seinen besten Momenten ("Excess", "Reincarnation", "Pillow of Cold Water", "Worthless Wretch") erinnert es sogar an WATAIN, ohne dabei allerdings zu aufdringlich an die schwedischen Schlachtabfallverwerter heranzurücken.

Fazit: Die siebenjährige Veröffentlichungspause hat EVIL WARRIORS alles andere als geschadet, wie "Fall from Reality" beweist.
Auf Album Nr. 2 schaffen es die Sachsen mehr als nur einmal, den Hörer mit ihren rasenden und hypnotischen Gitarrenriffs in ihren Bann zu ziehen und die Welt um sich herum zu Eis erstarren zu lassen. Reife Leistung. (JK)

8 von 10

https://www.facebook.com/Evil.Warriors.Excess
http://www.war-anthem.de


WHITESNAKE / "The Purple Tour" / Label: Rhino / 13 Tracks / 74:41 Min

Es ist nicht wichtig, was du betrachtest, sondern was du siehst. (Henry David Thoreau)

David Coverdale, ehemals beste Stimme des Hard Rock, hat in seiner Karriere schon jede Menge erlebt - hauptsächlich positives. Neben den Platin-Erfolgen mit seiner Band WHITESNAKE in den 80er Jahren, zählt auch seine Mitgliedschaft bei DEEP PURPLE (MK III + MK IV) sicherlich zu den Meilensteinen des Rock.
Vor 3 Jahren hatte Herr Coverdale dann die geniale Idee, seine Zeit bei DEEP PURPLE, allen Rock Interessierten, nochmals in Erinnerug rufen zu wollen - unter dem Banner von WHITESNAKE.
Der Rest ist (mal wieder) Geschichte: "The Purple Album" war nicht nur mega-erfolgreich, was die Verkaufszahlen betrifft, sondern auch die Steilvorlage, eine WHITESNAKE Tour mit eben diesen Songs zu fahren.
Und Coverdale wäre nicht Coverdale, wenn er von dieser Tour nicht einen Mittschnitt hätte anfertigen lassen, um die Welt, mit dem nunmehr insgesamt 11. WHITESNAKE Livealbum, zu beglücken.
Neben Langzeitmitglied Reb Beach (Gitarre), sowie Tommy Aldridge (Schlagzeug), der bei den weißen Schlangen bereits seine dritte Amtszeiterlebt erlebt, gehören noch Michael Devin (Bass), Joel Hoekstra (Gitarre) und Michele Luppi (Keyboard) zum Live-Personal.
Vor allem die Entscheidung, Michele Luppi mit auf Tour zu nehmen, muss von Coverdale generalstabsmäßig geplant worden sein, bedient der Italiener auf "The Purple Tour" doch nicht nur das Keyboard, sondern unterstützt den Meister zudem auch noch tatkräftig bei den Vocals. Böse Zungen könnten behaupten, dass es sich hierbei um ein geschicktes Ablenkungsmanöver handelt, weil Coverdale und die hohen Töne, seit geraumer Zeit auf Kriegsfuß stehen.
Sieht man aber davon ab, dass Coverdale niemals wieder so gänsehautmäßig wie auf "... in the Heart of the City" singen wird, ist das "The Purple Tour" Album aller Ehren Wert.
So wird auf 75 Minuten nicht nur ein representativer DEEP PURPLE (MK III + MK IV) Querschnitt geboten , sondern auch jede Menge WHITESNAKE Klassiker, von denen  "Fool for Your Loving", "Is This Love" und "Ain't No Love in the Heart of the City" am besten eingefangen wurden.

Fazit: Über Coverdales Stimmvolumen mag man inzwischen geteilter Meinung sein. Fakt ist aber, dass David Coverdale bei den tiefen und mittleren Tönen auch heute noch eine Macht ist. Zudem ist er nach wie vor, einer der charismatischsten Performer, die der Hard Rock je hervorgebracht hat.
... und die Songs sind sowie zeitlos und über jeden Zweifel erhaben. (JK)

7 von 10


Anmerkung: "The Purple Tour" gibt es in unterschiedlichen Versionen: Als CD/DVD bzw. CD/Blu-ray, als Doppel-LP, oder als Einzel-CD, und selbstverständlich auch in digitalen Versionen. (JK)

https://whitesnake.com/home/
https://www.facebook.com/Whitesnake.official
http://www.rhino.com/


SACRED LEATHER / "Ultimate Force" / Label: Cruz Del Sur Music / 7 Tracks / 41:29 Min

Noch ehe man Respekt genießt, muss man ihn sich verdienen. Und um ihn zu verdienen, darf man sich ihn nicht wünschen. (Leo Tolstoi)

Dieser Spruch des großen Leo Tolsoi drückt genau jenes Dilemma aus, in welchem sich Bands befinden, die nach der Blütezeit (1980er/90er) des Metal/Hard Rock gegründet wurden. Zum einen versucht man auf den Pfaden seiner Helden/Idole zu wandeln, zum anderen muss/soll man sich dabei seine eigenen Sporen verdienen.
Und genau diese Zerrissenheit, zwischen altbewährtem und eigenen Ideen, spürt man auch dem Debütalbum "Ultimate Force" von SACRED LEATHER zu jedem Zeitpunkt an.
Angetreten mit der Mission, die Botschaft des riff-orientierten Heavy Metals alter Schule, im Hier und Jetzt, zu neuer Blüte zu verhelfen, haben sich SACRED LEATHER 2014 in Indiana/USA gegründet.
Und nicht nur musikalisch, auch optisch füllen die 5 Herren jede Klischeeschublade aus: Komplett in Leder gekleidet, mit Nietenarmbändern und Ketten aufgehübscht und auf den muskulösen Armen haufenweise Tattoos in die Haut gestochen - Ähnlichkeiten zu JUDAS PRIEST, MERCYFUL FATE und WILD DOGS sind kein Zufall, sondern Programm. Nur die Vollbärte wollen nicht so richtig ins Bild passen.
Vom optischen Gesichtspunkt hätten SACRED LEATHER also perfekt auf jedes Poster im Metal Hammer der 1980er Jahre gepasst. Teil 1 der Mission wurde damit schonmal mit Bravour erfüllt.
Kommen wir nun zu Teil 2 der Mission, den Worten ("Since the incarnation of Sacred Leather, it has been this band’s mission to return the true essence of heavy metal to the masses" O-Ton SACRED LEATHER) auch musikalische Taten folgen zulassen.
Doch leider können SACRED LEATHER hier nicht ganz so überzeugen wie beim Styling, was natürlich tragisch ist, da sich Musik nun mal hauptsächlich (vor allem im Metal) über den musikalsichen Wert einer Veröffentlichung verkauft und nicht über das Outfit einer Truppe.
Von den 7 Tracks, die SACRED LEATHER für ihr Erstlingswerk ausgesucht haben, können, wenn man ehrlich ist, gerade einmal zwei Songs ("Ultimate Force", "Dream Searcher") vollständig überzeugen. Der Rest ist gut gemachte Durchschnittsware - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Eigentlich schade, da die Jungs definitiv großes Potenzial haben. Aber das haben andere auch.
Bands wie beispielsweise ENFORCER, RAM oder STRIKER bringen neben feinen Leadgitarren und ausdruckstarkem Gesang, zudem auch noch Melodiösität und Eingängigkeit mit. Eigenschaften die nicht nur plakativ, sondern überlebenswichtig sind, wenn man heutzutage nachhaltig auf sich aufmerksam machen möchte.

Fazit: Was SACRED LEATHER hier abliefern, bekommt man von ähnlich gelagerten Bands (s.o.) oftmals um einiges flüssiger und eingängiger dargeboten.
Zwei gute Songs reichen einfach nicht, um auf breiter Front Werbung für sich machen zu können. Schon gar nicht bei einem Debütalbum.
Und so dürften sich SACRED LEATHER früher oder später auf den Wühltischen der einschlägigen Händler wiederfinden, wo sie gemeinsam mit vielen anderen (ehemals) hoffnungsvollen Talenten, ihr Dasein fristen werden. (JK)

5.5 von 10

www.facebook.com/leathersacredleather/


LIZZY BORDEN / "My Midnight Things" / Label: Metal Blade Records / 10 Tracks / Min

Das Alter ist beschwerlich - noch mehr für die Jüngeren, die mit ihm zu tun bekommen. (Heinrich Mann)

Elf lange Jahre haben sich LIZZY BORDEN Zeit gelassen, um einen Nachfolger für das 2007er Album "Appointment with Death" in die Umlaufbahn zu schießen - 11 Jahre, in denen Lizzy Harges Borden bemerkt haben muss, dass er noch zu jung ist, um als Metal Rentner zurückgezogen sein restliches Leben zu fristen  - 11 Jahre, in denen sich einiges im Headquarter der Heavy Metal/Glam Rock Instution getan hat.
Neben den fast schon obligatorischen Besetzungwechseln innerhalb des Bandgefüges, fällt auf "My Midnight Things" vor allem eines auf: LIZZY BORDEN haben sich, musikalisch gesehen, eine radikalen Kurswechsel verpasst.
Fans der ersten Stunde dürfte diese Entwicklung nur bedingt, bis gar nicht schmecken, und ob sie damit jüngere Fans akquirieren können, ist zumindest mehr als fragwürdig.
Wird das siebte Studioalbum von LIZZY BORDEN mit dem Titeltrack noch ganz traditionell eröffnet, übrigens eine Hammernummer, die allen Puristen das Pipi in die Augen treiben dürfte, läuten LIZZY BORDEN ab Track Nr. 2 "Obsessed with You" die scheinbar so gewollte radiotaugliche Zukunft der ehemaligen Heavy Glam Rock Truppe ein. Wobei Zukunft in diesem Fall dann doch eher mit Sargnagel gleichzusetzen wäre.
Ich habe keine Ahnung, welche fragwürdigen Substanzen LIZZY BORDEN beim komponieren dieses Albums konsumiert haben könnte (Kukidentpulver geschnupft? Klosterfrau Melissengeist inhaliert? Faktu akut geschluckt?). Fakt ist, das neue Soundgemisch, bestehend aus ein paar LIZZY BORDEN Querverweisen und einigen MY CHEMICAL ROMANCE-, MARILYN MANSON- ("Obsessed with You"), DEF LEPPARD- ("The Scar Across My Heart") Bestandteilen, sowie einer großen Portion amerikanischem Stadionrock neuerer Prägung, hört sich nicht nur abenteuerlich an, es ist es auch.
Zwar waren LIZZY BORDEN auch schon in früheren Zeiten alles andere als stocksteif auf einen bestimmten Sound festgelegt, aber dass man sich nun traut, seine Stammkundschaft so dermaßen ungehemmt vors Schienbein zu treten, ist schon mehr als verwunderlich, wenn nicht gar unverständlich.
Viel zu oft driften LIZZY BORDEN auf "My Midnight Things" in seichte Rock Gefilde (an der Grenze zum Pop) ab und lassen dabei nichts unversucht, ihre durchschnittlich wirkende Radiokost mit ein paar metallischen Riffs, besonders originell wirken zu lassen.
Ein Versuch, der meistens zum Scheitern verurteilt ist. So findet sich neben dem bereits schon erwähnten Titeltrack  "My Midnight Things"  kaum noch weiteres Material, dass an alte Schandtaten erinnert.
Sicherlich, für sich betrachtet, also wenn man die Vergangenheit dieser Band ausblenden könnte, ist "My Midnight Things" ein solides (Hard) Rock Album geworden, welches locker flockig nebenbei reinläuft und dabei auch keinem weh tut. Aber kann dies wirklich der Anspruch einer (ehemaligen) Kultruppe sein?

Fazit: Und wieder mal geht eine Legende, beim krampfhaften Versuch, sich an die Moderne anbiedern zu müssen, vor die Hunde. (JK)

4 von 10

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Konzertbericht BEHEMOTH + AT THE GATES + WOLVES IN THE THRONE ROOM - 11.1.2019 München / Backstage

Seine Unheiligkeit Nergal gibt sich die Ehre und begibt sich nach seiner überstandenen Leukemieerkrankung ein weiteres mal auf Tournee: "I Loved You at Your Darkest".
Begleitet wird das Polnische Quartetto Infernale von den Schwedischen Todesblei-Veteranen AT THE GATES und der US-Amerikanischen Blackgaze Kommune WOLVES IN THE THRONE ROOM.

WOLVES IN THE THRONE ROOM

Wie es sich für Öko-Black-Metal Band gehört, ist das erste was einem bei einem WOLVES IN THE THRONE ROOM Auftritt auffällt bzw.in die die Nase sticht, der penetrante Duft von diversem Räucherwerk mit Waldaroma. Die einen macht es wuschig, den anderen wird übel davon.
WITTR (© by metal-is-forever-alive)
Während sich bei bei den olfaktorischen Reizen die (Wald)Geister scheiden, herrscht bei den akustischen Reizen hingegen Eintracht unter dem, bei wildem Schneetreiben angereistem Metalvolk. Mit ihrem inzwischen zur Perfektion gereiften Mix aus nordischen Riffs und einer von Synthesizerklängen unterstützen naturmystisch angehauchten Atmosphäre, schafft es die Truppe um die Weaver Brüder auch heute, binnen Minuten, die Leute in ihren Bann zu ziehen. Einzig und allein der Sound hinkt der Darbietung auf der Bühne etwas hinterher.
Viel zu schnell ist die halbe Stunde vorüber, die WITTR heute Abend zur Verfügung hatten, in der sie aber immerhin drei ihrer überlangen Songs (alle vom "Thrice Woven" Album) unterbringen konnten.

AT THE GATES

Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause von gerade einmal 15 Minuten, betreten Tomas Lindberg und seine Mitstreiter, zu den Klängen von "Der Widerstand", dem Intro des aktuellen Albums, die Bühne. Ein kurzer Gruß, los geht's. Als ersten Song des Abends lassen AT THE GATES den Titelsong von besagtem Longplayer "To Drink from the Night Itself" auf die Anhänger der schwedischen Todesbleilehre los. Und wer dabei seinen Blick kurz auf das Publikums richtet, der kann erkennen, dass nicht wenige zur treuen Gefolgschaft dieser Spielart im allgemeinen und von AT THE GATES im speziellen zählen.
AT THE GATES (© by metal-is-forever-alive)
Was dabei aber ebenso auffällt, ist, dass es auch eine größere Anzahl von Zuschauern gibt, die dem auf der Bühne Gebotenem die kalte Schulter zeigen. Death Metal spaltet also nicht nur den Schädel, sondern auch das Publikum.
Wer aber zumindest ein bisschen was übrig hat für die schwedischen Legenden, der erfreut sich in den folgenden 60 Minuten an einem bunt durchgemischten Set, aus dem neben den üblichen Verdächtigen wie "Slaughter of the Soul", "Suicide Nation" und "Blinded by Fear" auch noch "Death and the Labyrinth" und "At War with Reality" herausstechen.

BEHEMOTH

Hier dauern die Umbauarbeiten auf der Bühne einiges länger als noch zuvor, erklärt sich aber dadurch, dass die Roadies erstmal das Equipment der vorherigen Bands abräumen müssen, die sich beide nur auf der vorderen Hälfte der Bühne austoben durften. Außerdem muss auch noch die Pyrotechnik für die Show "scharf" gestellt werden. Wobei der Begriff "Show" heute Abend wirklich einmal seinen Namen verdient hat.
BEHEMOTH (© by metal-is-forever-alive)
Wo andere ähnlich gelagerte Metal Bands kleckern (Backdrop, Kerzen, Weihrauch, Nebelmaschine), klotzen BEHEMOTH und dringen in Dimensionen vor, die sonst eher in anderen Musiksparten ihre Nachahmer finden.
Kann man die Pyroshow noch als typisch (wenn es sowas gibt) "Metal" bezeichen, sieht es bei den fliegenden Kostümwechseln und der, bis ins kleinste Detail einstudiert wirkenden Performance auf der Bühne, schon etwas anders aus. Jede Bewegung, jeder Laufweg, jede Pose - alles wirkt wie eine Choregraphie. Beinahe könnte man meinen, man wäre bei einem LADY GAGA, ANDREA BERG oder CHER Konzert gelandet. Aber eben nur beinahe. Denn neben der Show, präsentieren BEHEMOTH natürlich auch ihre Musik. Und die bietet keinerlei Angriffsfläche.
BEHEMOTH (© by metal-is-forever-alive)
In die etwas mehr als 80 Minuten, die Nergal, Seth, Inferno und Orion auf der Bühne stehen, packen sie fette 14 Tracks, bei guten Soundverhältnissen selbstverständlich.
Neben fünf Songs vom neuen Album "I Loved You at Your Darkest" geben BEHEMOTH noch eine Hit-Zusammenstellung der Alben "Satanica", "Demigod", "Evangelion" und "The Satanist" zum Besten. Andere Alben werden heute Abend nicht berücksichtigt, was schade, in Anbetracht der gespielten Hochkaräter aber verschmerzbar ist.
Beendet wird der Konzertabend sprichwörtlich mit einem Paukenschlag: Alle vier BEHEMOTHs mit Trommeln, aufgereiht, nebeneinader auf der Bühne stehend und "Coagvla" als letzte Botschaft in die schwarze Nacht schickend.

BEHEMOTH sind endgültig auf dem Thron des Extrem-Metal angekommen und herrschen nun nach Belieben über ein ganzes Genre und beherrschen dabei das große Show-Einmaleins wie sonst keiner.
Man mag darüber denken wie man will, wenn BEHEMOTH dieses Niveau halten können, wird den Polen aber auf absehbare Zeit niemand die Krone entreisen können. Dazu sind die Shows zu perfekt, die Alben zu mächtig und das Talent der vier Musiker zu groß.
Es sollte sich also jeder glücklich schätzen, diesem Spektakel beiwohnen zu dürfen. Umsomehr, wenn Nergal & Co mit solch einem eindrucksvollem Package die Bühnen unsicher machen, wie heuer mit AT THE GATES und WOLVES IN THE THRONE ROOM. (JK)

DOWNFALL OF GAIA "We Pursue the Serpent of Time"


TRAITORS GATE / "Fallen" / Label: No Remorse Records / 10 Tracks / 52:43 Min

Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern, nicht mehr staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge ist erloschen. (Albert Einstein)

Laut Einsteins Relativitätstheorie vergeht die Zeit für schnell bewegte Uhren langsamer als für langsam bewegte bzw. bewegungslose Uhren. Aha. Und was hat das alles mit "Fallen" von TRAITORS GATE zu tun?
Nun, zum einen haben sich die vier Herren von TRAITORS GATE mehr als drei Dekaden Zeit (Bandgründung 1982!) gelassen, um ihren ersten Longplayer einzutüten, da half übrigens auch kein noch so ruckartiges Bewegen oder Beschleunigen von Uhren oder anderen Zeitmessern. Und zum anderen, ist das nun endlich in den Regalen der Händler stehende Album realtiv langweilig ausgefallen.
Lässt man mal die einzigen beiden Lichtblicke des Albums "Edge of Destruction" und "Fall from Grace" außen vor, kann man "Fallen" getrost allen JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN Fans als Einschlafhilfe verordnen.
Zu behäbig, zu phantasielos, zu vorhersehbar - "Fallen" vereint viele Attribute in sich, nur leider keine, die eine Kaufempfehlung rechtfertigen würden.
Erschwerend hinzu kommt zudem auch noch, dass "Fallen", obwohl mit 10 Songs ausgestattet, im Prinzip nur mit fünf neuen Tracks aufwarten kann, da TRAITORS GATE auch noch die Frechheit besitzen, den ersten Longplayer der Bandhistorie, mit der vor Jahresfrist erschienen EP "Only the Strong" aufzufüllen. 

Fazit: Sollten Rob Halford, Glenn Tipton, Adrian Smith, Steve Harris & Co einmal das Zeitliche segnen, dürfte der jeweilige Nachlassverwalter auf deren Anrufbeantwortern, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, spannenderes Material vorfinden, als jenes, welches TRAITORS GATE aktuell versuchen an den Mann zu bringen.

4 von 10


https://www.noremorse.gr


BLAZE BAYLEY / "December Wind" / Label: Blaze Bayley Recordings / 13 Tracks / 58:27 Min

In Erinnerung zu schweben wie im Wind ein welkes Blatt, hüte dich! Nur das heißt Leben, wenn dein Heut ein Morgen hat. (Emanuel Geibel)

Dass BLAZE BAYLEY Sänger bei IRON MAIDEN war, dürfte allgemein bekannt sein. Dass er seit seinem Ausstieg bei den Jungfrauen weiterhin sehr aktiv war und immer noch ist, dürfte der breiten Massen aber verborgen geblieben sein. Warum eigentlich? Immerhin hat der Mann seitdem 10 (!) Soloalben veröffentlicht. So hat BLAZE BAYLEY z.B. vor kurzem den dritten Teil ("The Redemption of William Black") seiner metallischen Science-Fiction- Triologie veröffentlicht.
Mit "December Wind" bestreitet BLAZE BAYLEY nun zum ersten Mal rein akustische Wege. Seine markante Stimme steht bei allen Komposition klar im Vordergrund, die wie gewohnt kräftig und ausdrucksstark den Songs ihren Stempel aufdrückt.
Den besonderen Reiz dieses Albums macht aber mindestens genauso viel, die unaufdringlich in den Hintergrund komponierte Instrumentalisierung (Gitarre und Violine) aus, die ein ums andere Mal zu begeistern weiß. Großes Lob an dieser Stelle an BLAZE BAYLEY für sein songwriterisches Talent. Hört euch nur "The Crimson Tide" oder "Stealing Time" an, und ihr wisst wovon ich rede.
Gerade bei letztgenanntem Titel dürfte Fans der Eisernen Jungfrauen das Freudenpipi in die Augen schießen, und das, obwohl die meisten BLAZE BAYLEY seinerzeit, beim Thema Fanliebe, die kalte Schuler gezeigt hatten.
Inzwischen hat BLAZE BAYLEY damit aber seinen Frieden gemacht. Und so finden sich auf "December Wind" auch zwei IRON MAIDEN Titel ("2AM" und "Sign of the Cross") wieder, die im akustischen Gewand ebenfalls eine gute Figur machen. (JK)

Fazit: Ein Album, das zu gleichen Teilen zu überraschen, als auch zu gefallen weiß.

8 von 10

http://www.blazebayley.net/
https://www.facebook.com/officialblazebayley


Konzertbericht EXODUS + SODOM + DEATH ANGEL + SUICIDAL ANGELS - 16.12.2018 München/Backstage

An den vier Sonntagen vor Weihnachten, den Adventssonntagen, soll man sich (laut Kirche) auf den baldigen Geburtstag des Herrn vorbereiten und sich daran erfreuen. Na dann: Macht hoch die Tür, das Tor macht breit, hier kommen die Herren der Thrash-Herrlichkeit!

Eröffnet wird die Weihnachtsfeier der metallischen Art von der griechischen Thrash-Abrissbirne SUICIDAL ANGELS. Wer die Griechen bereits einmal live erleben durfte, der weiß, dass es für eine Veranstaltung dieser Art wohl keinen besseren Opener geben könnte, als die Truppe um Nick Melissourgos.
SUICIDAL ANGELS (© by metal-is-forever-alive)
Mit ihrem unverwechselbaren Mix aus Härte und Groove und Nackenbrechern wie z.B. "Bloodbath" oder "Apokathilosis" bringen die SUICIDAL ANGELS innerhalb kürzester Zeit (heute Abend waren es knapp 40 Minuten) jeden Schuppen in Stimmung. Da springt sogar beim Münchner Publikum, das für seine längere Anlaufzeit bei Konzerten bekannt ist, relativ schnell der Funke über - und das nicht nur in den ersten beiden Reihen.
Nur der Circle Pit bei "Moshing Crew"ging etwas in die Hose, erinnerte die Darbietung doch eher an ein lahmes Feuerballspiel im Sportuntericht, als an einen ekstatischen Reigen unter Thrashern. Abgesehen davon, ist der Auftritt aber aller Ehren Wert und hat seine Aufgabe, das Publikum anzuschwitzen, perfekt erfüllt. Efcharisto.

Die zweite Kerze auf dem Thrash-Metal-Adventskranz hört auf den Namen DEATH ANGEL und hat seit den 1980er Jahren eine immense Leuchtkraft. Die drei Frühwerke der Kalifornier gehören allesamt ins Gebetsbuch eines jeden Tharshers. Da gibt es keine zwei Meinungen. Und auch die Alben nach der Reunion bewegen sich allesamt auf einem hohem Niveau. Ergo: Die Hütte brennt die nächsten 55 Minuten lichterloh!
                                                                                             
DEAT ANGEL (© by metal-is-forever-alive)
Besonders erfreulich dabei: Von den acht Songs die DEATH ANGEL heute Abend vom Stapel lassen, gehören vier dem Debütalbum "The Ultra-Violence" an. Los geht's mit "Evil Priest" von besagtem Album, welches den Grundstein für einen grandiosen Auftritt legt, bei dem nahezu keine Wünsche offen bleiben.
Wo andere Thrash-Kapellen sich in Härte zu übertrumpfen versuchen, setzen DEATH ANGEL eher auf die filigrane Karte. Hier sind im Besonderen die Soli zu nennen, die ein ums andere Mal für Staunen im Publikum sorgen.
Wenn man zudem noch eine Rampensau vom Kaliber eines Mark Osegueda in seinen Reihen hat, kann sowieso nichts mehr schief gehen.
Und so vergeht die knappe Stunde wie im Flug. "The Moth" vom aktuellen Album "The Evil Divide" setzt den Schlußpunkt hinter einem nahezu perfekten Auftritt, der definitiv mehr Spielzeit verdient gehabt hätte.

Nach diesem Abriss von DEATH ANGEL war zu befürchten, dass es SODOM schwer haben dürften dagegen anzustinken. Doch da hat man die Rechnung ohne Tom Angelripper gemacht.
SODOM (© by metal-is-forever-alive)
Der hat nämlich nicht nur aus Deutschlands bekanntestem Trio (sorry Großenkneten) kurzerhand erstmals ein Quartett gemacht, sondern präsentiert mit Frank Blackfire auch noch einen alten Bekannten. Ebenfalls ein alter Wegbegleiter der Gelsenkirchener Truppe findet sich rechts und links auf den beiden Bühnenaufstellern: Knarrenheinz.
SODOM (© by metal-is-forever-alive)

Alles zusammen lässt nur eine Schlußfolgerung zu: SODOM Goes Back to Roots! Wer vorab schon in die neue EP "Partisan" reingehört hatte, der war davon allerdings nicht mehr wirklich überrascht. Dazu ist das neue Material zu oldschool-lastig. Die heutige Setlist übrigens auch.
Bis auf die beiden neuen Songs ("Partisan" & "Conflagration") der aktuellen EP finden sich nur ältere Perlen auf der selbigen. Bei "Agent Orange", "Blasphemer" und "Bombenhagel" geht die Meute sogar so derbe ab, dass Kondenswasser von der Hallendecke tropft. Also alles in bester Ordnung? Nicht ganz.
Wer genau hinschaut, dem fällt auf, dass es SODOM zwar meisterhaft verstehen, die Thrashkeule zu schwingen, aber (leider) massiv an Fingerfertigkeit an der Gitarre verloren haben. Nichts gegen Frank Blackfire, aber einem Bernemann kann er nunmal nicht das Wasser reichen.
Und so wirkt der Auftritt von SODOM letztendlich doch etwas hölzern. Umso mehr, wenn man Vergleiche zum heutigen Auftritt von DEATH ANGEL und EXODUS zulässt.


Womit wir auch schon mittendrin bei EXODUS wären, die ebenfalls, wie ihre kalifornischen Kollegen von DEATH ANGEL, zum heutigen Tourabschluß, einen absoluten Sahnetag erwischt haben.
EXODUS (© by metal-is-forever-alive)
Wie schon zuvor bei SODOM und DEATH ANGEL ist auch bei EXODUS die Setlist auf oldschool gebürstet. So werden neben 2 Songs von "Fabulous Desaster" Album auch noch 5 (!) Tracks vom "Bonded by Blood" Meisterwerk unters Volk gebracht. Dem neuen, alten Sänger Steve Souza kann es nur recht sein, ist sein Gesangsstil doch dafür prädestiniert.
Und so entwickelt sich eine wilde Thrash-Sause, die mit Höhepunkten nur so gespickt ist. Einer dieser Höhepunkte war zweifelsohne der Monster-Circle Pit (inkl Wall of Death) bei "A Lesson in Violence". Was vorher bei SUICIDAL ANGELS nahezu komplett in die Hose ging, sieht hier auf einmal wie aus dem Lehrbuch aus.
                                                 
Aber nicht nur hier gibt das Münchner Publikum nochmals alles. Selten hat man, und zwar von Anfang bis Ende der Show, solch ein wildes Gezappel und kollektives Haareschütteln erleben dürfen, wie heute bei EXODUS. An Verschnaufpausen ist nicht zu denken: "And Than There Were None", "Impaler", "Fabulous Desaster", "Piranha" - ein Hit jagt den anderen.
Da aber jeder wilden Sause etwas Abwechslung gut zu Gesicht steht, ertönt zwischen "Blacklist" und "The Toxic Waltz" auf einmal "Motorbreath" von METALLICA (einige von euch dürften schonmal von ihnen gehört haben).
Der letzte Song des Abends, der gesamten Tour, ist auch der Schluß-Track des "Bonded by Blood" Albums:"Strike of the Beast".
Danach ist Schicht im Schacht und eine ausgepowerte, nassgeschwitzte Meute macht sich auf den Nachhauseweg und erfreut sich daran, dass die weihnachtliche Bescherung heuer schon ein paar Tage früher stattgefunden hat.

Die MTV Headbangers Tour hat sich wieder etabliert und sich innerhalb kürzester Zeit zum metallischen Highlight am Jahresende gemausert. Man darf jetzt schon gespannt sein, welche Bands 2019 für die Extraportion Oldschool-Feeling sorgen werden. Bis dahin: Thrash 'Till Death! (JK)


Sonntag, 13. Januar 2019

DEF LEPPARD / "The Story So Far" / Label: Bludgeon Riffola (Mercury/Universal) / 35 Tracks / 154:24 Min


Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen. (George Orwell)

Woran merkt man, dass bald Weihnachten ist? Erstens: Die Innenstädte sind wieder mit Glühwein vollgekotzt.
Zweitens: Die Discounter verkaufen den selben Plunder wie das ganze Jahr über, nur jetzt unter dem Label "Deluxe" und zudem doppelt so teuer wie sonst.
Drittens: In die Jahre gekommen Musiker veröffentlichen eine "Best Of..." Zusammenstellung.

Es gab mal eine Zeit, da waren DEF LEPPARD das Maß aller Dinge im Hard Rock. "Rock of Ages", "Photograph", "Animal", "Pour Some Sugar On Me", "Bringin' on the Heartbreak", "Rock Brigade", "Wasted", "Heaven Is", "Let's Get Rocked" liefen bei MTV rauf und runter und waren für eine ganze Generation von dauergewellten Spandex-Hosen-Liebhabern unverzichtbares Kulturgut. Diese Zeiten sind längst vorbei.
Geblieben hingegen ist ein Bandname, der bei vielen immer noch positive Erinnerungen an die gute alte Zeit hervorruft. Und eben die Songs, die auch nach (teilweise) über 30 Jahren, zumeist nichts von ihrem Reiz verloren haben.
Da es sich hier um einen kompletten Bandrückblick auf diesem Doppelalbum handelt, enthält die Compilation aber auch Songs der eher verzichtbaren Spätwerke wie "Slang" oder "X".
Dies ist aber zu verschmerzen, sofern man einen gesunden Zeigefinger hat, um die die Skip-Taste zu betätigen.
Keinen Gebrauch von dieser Taste sollte man hingegen bei "Personal Jesus" machen, ist dieser Song doch erstmals auf einem offiziellen Album erhältlich.
Ebenfalls erstmals erhältlich ist "We All Need Christmas", das DEF LEPPARD als eigenständige Single herausbringen.

Parallel zu diesen beiden Veröffentlichungen gibt es noch einen weiteren Release: "Hysteria: The Singles".
Diese limited 10x Vinyl Edition enthält alle 7" Singles vom gleichnamigen Album "Hysteria", welches im letzten Jahr seinen 30. Geburtstag feierte. "Hysteria: The Singles" erscheint als Box mit abnehmbaren Deckel und bietet ein neues Cover-Artwork, das sich aus allen 10 Artworks der Single-Sleeves zusammensetzt, einschließlich der besonderen spanischen Single "Animal", sowie einem Booklet mit einer vollständigen Banddiskographie und einer Einleitung von Joe Elliott.

Fazit: Ob man sich all dies zulegen muss/will entscheidet wohl letztendlich der Pegelstand eines jeden Geldbeutels. Im Zweifelsfall beauftragt man den Weihnachtsmann damit. (JK)

https://www.defleppard.com/