In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt. (Albert Camus)
Wie die ersten Sonnenstrahlen, die, nach einem langen kalten Winter, durch die Wolkendecke brechen und mit ihrem Glanz die Natur aus dem Winterschlaf erwecken, genauso beginnt "Támsins likam" - leise, zart, sich langsam vortastend.
Anfänglich getragen von Jon Aldaras melancholischem Klargesang gewinnt "Fylgisflog" im weiteren Verlauf relativ schnell an Kraft. Spätestens wenn die ersten Growls die bis dahin verträumten Klänge ablösen und erhabenes Riffing die Szenerie bestimmt, wird klar, dass auch die dritte Veröffentlichung von HAMFERD wieder mit jener besonderen Magie, die schon die beiden ersten Teile der Triologie ausgezeichnet haben, gesegnet ist.
Eine Magie, die dich mit ihrer atmosphärischen Schönheit umgarnt und wenn du ihr verfallen bist, so schnell auch nicht mehr loslässt.
Großartig inszeniert, atmosphärisch dicht gewoben, Melancholie und Dynamik fein ausbalanciert- HAMFERD verstehen es die Klaviatur des Doom eindrucksvoll zu spielen.
Wen man den sechs Färingern überhaupt etwas vorwerfen kann, dann nur, dass sie hin und wieder zu viel Energie in den Aufbau der atmosphärischen Klangwelten investieren, was letztendlich dazu führt, dass Eingängigkeit und Nachhaltigkeit etwas darunter leiden.
Ein kleiner Makel, über den man (noch) wohlwollend hinwegsehen kann, hat "Támsins likam" ansonsten doch vieles im Angebot:
- Männerchöre bei "Stygd"
- Death/Doom Epik bei "Tvistevndur meldur"
- Eine Post-Rock Stippvisite bei "Frosthvarv"
- Härtere Passagen bei "Hon syndrast"
- Abwechslung, Dramatik und Emotion bei "Vápn í anda"
Mit "Támsins likam" haben HAMFERD ein Werk erschaffen, das nicht nur mit großartigen Melodiebögen und dezent gehaltener nordischer Folklore glänzt, sondern auch durch das aussagekräftige Wechselspiel von Klargesang und Growls, und dem Talent, immer dann mit harten Riffs zuzuschlagen, wenn der lyrische Rahmen danach verlangt.
Dass die Texte komplett in/auf faröisch (føroyskt) gehalten sind, vergrößert nur noch den Reiz, der von diesem Album ausgeht, da man sich (als nicht Mächtiger der nordischen/skandinavischen Sprachen) noch mehr als sonst, auf Betonung, Emotion und Atmosphäre verlassen muss, um sich in die Kompositionen hineinversetzen zu können.
Fazit: Auch wenn "Tamsins Likam" im Vergleich zu den Vorgängerveröffentlichungen etwas handzahmer daherkommt und insgesamt etwas mehr Aufmerksamkeit beim Zuhörer einfordert, ist dieses Album denoch einen Lehrstück (mit kleineren Ungereimtheiten) des atmosphärischen Dooms, an dessen Glanz sich das gesamte Genre erfreuen darf/wird. (JK)
8.5 von 10
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