Nicht nur dass der Großteil ihrer Hits nicht zu altern scheint, auch den fünf Musikern aus Birmingham kann die Zeit scheinbar nur optisch (Stichwort: Falten) was anhaben.
Kreativ und produktiv wie eh und je, das kongenaile Duo Clarkey & Catley erlebt momentan erfolgstechnisch nicht nur seinen zweiten Frühling (Platz 8 in den deutschen Album-Charts mit "Lost on the Road to Eternity"), sondern befindet sich momentan auch auf ausgedehnter Europa-Tournee, um besagtes Album zu promoten.
Für den Großteil der diesjährigen Tour bekamen wie schon 2016 REDS'COOL aus St.Petersburg den Zuschlag, als Opening-Act das Feld für für MAGNUM zu bestellen.
Pünktlich wie die Maurer, beginnen REDS'COOL, auf die Sekunde genau, um 20 Uhr ihren Gig im ausverkauften Ampere zu München.
Allerdings dauert es einige Momente, bis die Russen sich sortiert haben, da die sehr kleinen Bühne kaum Platz für die fünf Musiker bietet, da selbige zur Hälfte vom monströsen (abgedeckten) MAGNUM Drumkit zugestellt ist, und der restliche Platz nahezu komplett vom eigenen Schlagzeug beansprucht wird. Nachdem jeder seinen Platz gefunden hat, legen REDS'COOL dann auch direkt los.
Wer einmal schon einen Auftritt der Russen gesehen hat, der weiß was ihn erwartet: Melodiöser Hardrock, der sich irgendwo zwischen WHITESNAKE und GOTTHARD heimisch fühlt.
Mit ihrem erdigen Mix, der stellenweise auch minimale Ausflüge hin zum AOR zulässt, sind die 5 Jungs für die undankbare Aufgabe eines Anheizers für eine Kultband wie MAGNUM perfekt geeignet. Auch deshalb, weil REDS'COOL niemanden weh tun. Soll heißen: Ihre Songs rocken schön, die Performance ist ansprechend (hier wäre vor allem Sänger Slava Spark zu nennen), und die Zuschauer fühlen sich für den Moment gut unterhalten. Nur leider bleibt kaum was hängen, da den Songs ein paar (die entscheidenden) Prozent fehlen, was Eingängigkeit der Hooks und Refrains betrifft. Trotzdem kommt die Show heute Abend beim Publikum gut an - es werden Fäuste gereckt, es wird mitgesungen, es wird applaudiert. Nach 45 Minuten haben REDS'COOL ihre Aufgabe, die Zuschauer auf Betriebstemperatur zu bringen, erfüllt und überlassen die Bühne nun einem halben Dutzend fleißigen Helfern, die in der nächsten halben Stunde die technischen Grundlagen für MAGNUM schaffen.
Ebenfalls auf die Minute pünktlich, um 21 Uhr, betreten MAGNUM die Bretter, die die Welt bedeuten, und werden von Anbeginn frenetisch abgefeiert. Nach einer kurzen Begrüßung starten MAGNUM ihr heutiges Hitfeuerwerk mit "When We Were Younger".
MAGNUM (© by metal-is-forever-alive) |
Zurückblicken können MAGNUM inzwischen auf eine über 45-jährige Karriere. Viereinhalb Jahrzehnte voller Leidenschaft für die Musik, in denen die Band zusammen mit ihren Fans in Würde gealtert ist. Obwohl Catley und Clarkin jeweils schon über 70 (!) Jahre alt sind, merkt man beiden das "Alter" nur bedingt an. Zwar fallen die Bewegungen auf der Bühne inzwischen etwas gemächlicher aus und das Haar ist schütterer geworden (bei Clarkin sowieso), was aber kaum ins Gewicht fällt, da Clarkins Gitarrenspiel und Gespür für Harmonien immer noch zu begeistern wissen und Catleys Stimme sowieso mit zum Besten gehört, was das Genre hergibt.
MAGNUM (© by metal-is-forever-alive) |
Songs wie "How Far Jerusalem", "Les Morts Dansant" oder "All England's Eyes" haben zudem bis heute nichts von ihrem Reiz verloren und werden heute Abend genauso frisch und knackig serviert wie anno dazumal, als das dazugehörige Album ("On a Storyteller's Night") herauskam - und das ist mittlerweile auch schon 33 Jahre her.
Überhaupt ist die Spielfreude heute Abend unglaublich.
Den Vogel schießen aber Al Barrow und Bob Catley ab. Der eine (Al Barrow) turnt zu "Don't Wake the Lion (Too Old to Die Young)" bassspielenderweise minutenlang auf einer Lautsprecherboxen herum, und den anderen (Bob Catley) hat man lange schon nicht mehr so aufgedreht erlebt, wie heute Abend. Ständig sucht er Kontakt zu den Zuschauern und schüttelt dabei unzählige Hände. Doch damit nicht genug, die letzte halbe Stunde entdeckt Bob das Stageacting wieder neu für sich.
MAGNUM (© by metal-is-forever-alive) |
Mal tänzelt er leichtfüßig über die Bühne, mal bedient er das Tamburin (Schellenkranz) mindestens genauso elegant wie Steven Tyler, dann wieder legt er einen "Sprint" vom rechten, zum linken Bühnenrand hin, nur um im nächsten Moment mittig den Einpeitscher und Vorsänger zu "Vigilante" zu geben. Respekt.
Bleibt abschließend nur zu hoffen, dass MAGNUM noch recht lange auf der Road to Eternity unterwegs sind und der Tag, an dem der letzte Vorhang fällt, noch ein oder zwei weitere Tourneen entfernt sein wird - mindestens. (JK)