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Freitag, 8. März 2019

Konzertbericht GAAHLS WYRD + TRIBULATION + UADA + IDLE HANDS 28.2.2019 München / Backstage (Halle)

Der Zoch kütt - Karneval der schwarzmetalischen Art: Northern Ghost Tour 2019.
Während im Rheinland die Narren mit Kamelle und Strüßje medienwirksam versuchen, den Winter auszutreiben, verhält sich die Sachlage in München etwas anders. So tanzen sich z.B. die Marktweiber am Faschingsdienstag auf dem Viktualienmarkt einen Wolf, nur um anschließend wieder ihr Obst und Gemüse zu horrenden Preisen an die Preißn zu verkaufen.
Auch interessant: Der traditionelle Rosenmontagsumzug findet in München über eine Woche vor dem Rosenmontag statt.
Wem das immer noch nicht narrisch genug ist, der konnte sich auf dem Marienplatz von Mickie Krause zeigen lassen, wie man mit einem Putzlappen auf dem Kopf, zu Playback, auf einer Bühne herumhüpft.
Gut, dass es in Münchens Metal Tempel, dem Backstage, eine Kontraveranstaltung zur christlichen Fastenvorbereitung gab.


IDLE HANDS

Manche Dinge erschließen sich einem erst nach geraumer Zeit, andere wiederum nie: Wie IDLE HANDS zu ihrem Slot als Openig-Act auf dieser Tour gekommen sind, war eine der am meisten diskutierten Fragen an diesem Donnerstag Abend in München. Letztendlich dürfte wohl die Tatsache, dass IDLE HANDS und UADA beide aus Portland/Oregon stammen und zudem auch beim selben Label (Eisenwald) beheimatet sind, die logischste Vermutung dafür sein, dass der Abend mit eher ungewohnten Klängen eröffnet wurde.
IDLE HANDS (© by metal-is-forever-alive)
Mit ihrem Mix aus Heavy Metal (NWoBHM) und Gothic Rock, sowie Okkult-Rock und 80er Jahre Wave Einflüssen sind sie definitiv nicht jedermanns Sache. Genausowenig wie der in den hohen Regionen schiefe Gesang von Gabriel Franco. Und trotzdem kommt der Auftritt der Jungspunde um einiges besser an, als man jetzt vermuten mag. Was zum einen an der jungendlich unbekümmerten Art des Newcomer-Quartetts gelegen haben mag, zum anderen und hauptsächlich aber daran, dass IDLE HANDS ein paar Songs im Angebot haben, die zwar meilenweit von Black Metal/Extrem Metal entfernt sind, denen man aber eine gewisse Aura trotzdem nicht absprechen kann. Dennoch wären sie auf einer "gemäßigteren" Tour mit ähnlich gelagerten Bands um einiges besser aufgehoben, als hier und heute. So gibt es am Ende nur Höfflichkeitsapplaus.


UADA

Nach einer überraschend kurz gehaltenen Umbauspause entern Portlands bekannteste Kapuzenträger die Bühne und eröffnen mit "Natus Eclipsm" kraftstrotzend. Diffuse Beleuchtung und eine konstant vor sich hin arbeitende Nebelmaschine geben dabei den passenden Begleitrahmen zum hämmernden Sound der amerikanischen Newcomer.
UADA (© by metal-is-forever-alive)
Neben den jungen osteuropäischen Vertetern dieser Zunft gibt es momentan nur noch wenige Black Metal Bands (neueren Datums), die das ursprüngliche, rohe Anlitz der dunklen Künste gekonnt mit zeitgemäßen Strukturen verbinden. UADA sind eine davon. Dementsprechend groß ist das Standing, das sich die Truppe innerhalb kürzester Zeit in der Szene erarbeitet hat. Und so wird jeder der fünf überlangen Songs während der Präsentation metaltypisch (Haareschütteln, Devilhorns) abgefeiert und anschließend großzügig beklatscht. Einziger Wermutstropfen heute Abend, der Bass ist etwas zu unspektakulär abgemischt, so dass dem dreiviertelstündigen, hypnotischen Reigen etwas die Wucht genommen wird. "Black Autumn, White Spring" beendet einen Auftritt, der wie üblich in der Schnittmenge von Dynamik und Monotonie (nicht despektierlich gemeint) beheimatet war und den Hype um UADA weiterhin befeuern dürfte.


TRIBULATION

Wie schon zuvor bei IDLE HANDS, kann man sich auch bei TRIBULAION den gesamten Auftritt über den Eindruck nicht erwehren, dass auch diese Herren auf dieser Tour etwas fehl am Platz wirken. Da hilft die Corpsepaint-Schminke im Gesicht der Protagonisten genauso wenig, wie die Nonnenmaskerade von Jonathan Hultén. Letzterer erinnert in seinem Kostüm und mit seinen übertrieben wirkenden Verenkungen sogar mehr an die Mutter von Brian aus "Monty Python's Life of Brian", als an eine vom Weg abgekommene Ordensschwester. Da wir heute aber Weiberfastnacht (Wieverfastelovend) haben, kann man dem ganzen zumindest eine belustigende Art und Weise nicht absprechen. 
TRIBULATION (© by metal-is-forever-alive)
Musikalisch ist die Messe auch schnell gelesen: Spätesten ab dem dritten Song "Lament" stellt sich Langeweile ein, da ein Song wie der andere aufgebaut ist und auch ansonsten nichts überraschendes auf der Bühne passiert, lässt man mal Brians Mutter und ihren Regentanz außen vor. Nur dann, wenn TRIBULATION sich daran erinnern, dass man das Gaspedal auch mal durchtreten darf und ein paar "Death Metal" Zitate miteinarbeiten, rechtfertigen sie ihren Slot als Co-Headliner auf dieser Tour. Und so fällt es zumindest mir nicht schwer, festzulegen, auf was ich in der Fastenzeit (und darüber hinaus) verzichten werde.


GAAHLS WYRD

Die kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Lonplayers stehenden GAAHLS WYRD eröffnen heute, anders als vor 14 Monaten, nicht mit der epischen TRELLDOM Nummer "Steg", sondern mit GORGOROTHs "Sign of an Open Eye". Womit die Richtung, wohin die (musikalische) Reise heute Abend gehen soll, gleich zu Beginn vorgegeben wird: Straight into Hell.
GAAHLS WYRD (© by metal-is-forever-alive)
Passend dazu servieren Gaahl und seine Mitstreiter, dem ohnehin schon ekstatisch aufgeladenem Publikum, ein feines Oldschool-Brett, welches allein schon durch die Präsenz von sechs GORGOROTH Nummer, diesen Namen auch verdient hat.
Obwohl die Setlist nur unwesentlich von der des letzten Besuches abweicht, entwickelt sich heute Abend dennoch ein total unterschiedliches Konzerterlebnis, als noch Ende 2017. Befand man sich seinerzeit von Anfang bis Ende in einem tranceähnlichen Zustand, ob der Magie, die von Gaahl ausging, lässt man sich heute bereitwillig zu einer schwarzen Masse formen, die sich headbangend total verausgabt, während Gaahl auf der Bühne mit seinem schamanischem Auge stets alles im Blick und unter Kontrolle hat. 
GAAHLS WYRD (© by metal-is-forever-alive)
                          Nur beim einzig neuen Song ("Ghosts Invited"), den GAAHLS WYRD heute Abend präsentieren und bei "Incipit Satan", kommt die Szenerie einen Moment zum ruhen und lauscht andächtig den Worten des Meisters. Spätestens zu "Wound Upon Wound" nimmt das wilde Treiben jedoch wieder Fahrt auf und befeuert damit von neuem das lodernde Höllenfeuer der Black Metal Nostalgie. 


Ein satanisches Halleluja für einen Konzertabend, der abwechslungsreicher nicht hätte sein können. Von ungewohnten Klängen (IDLE WINDS), über brachiale Kapuzenmänner (UADA) und einer Nonne im falschen Film (TRIBULATION), bis hin zum anbetungswürdigen Gaahl, der zusammen mit seinen WYRDs, einmal mehr eindrucksvoll gezeigt hat, dass es für eine rundum gelungene Black Metal Show etwas mehr braucht, als das inzwischen bei den meisten Bands übliche Brimborium (Feuer, Räucherstäbchen, Tierblut) - nämlich Charisma und Hingabe. Beides davon hat Gaahl im Überfluss. (JK)