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Mittwoch, 3. April 2019

Konzertbericht KILLFEST 2019 / OVERKILL + DESTRUCTION + FLOTSAM & JETSAM + CHRONOSPHERE - 10.3.2019 München/Backstage

Wähernd halb Deutschland insgeheim darauf hofft, ohne Abschläge in Frührente gehen zu können, haben die Thrash-Initatoren der 1980er Jahre alles Mögliche im Sinn, nur nicht den Ruhestand.
Würde im Fall von OVERKILL, DESTRUCTION und FLOTSAM AND JETSAM auch kein Mensch verstehen. Erleben doch alle drei Bands momentan ihren zweiten, wenn nicht gar dritten Frühling.
Da der Frühling aber auch immer Neues zum Vorschein bringt, komplettieren CHRONOSPHERE den kultigen Dreierpack auf der Killfest-Tour 2019.


CHRONOSPHERE

Unverhofft kommt oft. Weil die Australier MESHIAAK ihr Tour-Engagement kurzfristig canceln mussten und schnellstmöglich ein adäquater Ersatz her musste, schlägt nun die (halbe) Stunde von CHRONOSPHERE. Eine Chance, die die vier jungen Griechen am Schopf packen wollen. Ein Vorhaben, dass jedoch von Anfang an zum Scheitern verurteilt war - zumindest heute Abend.
Vor Beginn des Auftritts gab es schon Probleme beim Soundcheck, so dass CHRONOSPHERE verspätet auf die Bühne kamen. Doch damit nicht genug: Von Anfang an wollte die zweite Gitarre nicht so wie sie sollte, was letztendlich dazu führte, dass Spyros Lafias den Stecker zog und ab dem dritten Song nur noch als Sänger fungierte - worunter wiederum der Sound von CHRONOSPHERE massiv an Durchlagskraft verlor.                           
CHRONOSPHERE (© by metal-is-forever-alive)
Die Griechen versuchten noch zu retten, was eigenlich in der Kürze der Zeit nicht mehr großartig zu retten war und schüttelten von nun an ihr Haupthaar um so heftiger zum abgespeckten Sound. Nett anzusehen, mehr aber auch nicht. Nur zum letzten Song des kurzen Auftritts, dem MOTÖRHEAD Cover "Ace of Spades", kam für einen kurzen Moment richtig Stimmung in der Hütte auf. Zu wenig, um ein positves Resümee ziehen zu können. Am Ende dürften CHRONOSPHERE deshalb ihren Auftritt in München unter Rubrik "Außer Spesen nichts bzw nicht viel gewesen" abbuchen.


FLOTSAM AND JETSAM

Was heute Abend beim einem nach Thrash Metal gierenden Publikum möglich gewesen wäre und ist, zeigen FLOTSAM UND JETSAM eindrucksvoll vom Start weg. Obwohl der Phoenix-Fünfer, im Vergleich zu den noch folgenden OVERKILL und DESTRUCTION, seit jeher die Thrashkeule moderater schwingt, bringt die Truppe um Michael Gilbert und Eric A.K. das Publikum innerhalb kürzester Zeit auf Betriebstemperatur.
FLOTSAM AND JETSAM (© by metal-is-forever-alive)
Gute Soundverhältnisse, eine auf den Punkt genau arbeitende Instrumentalfraktion und ein Eric A.K., der mit zunehmenden Alter gesanglich immer besser zu werden scheint, tragen zu gleichen Teilen dazu bei, dass München heute Abend in den Genuss einer kurzweiligen (knappen) Dreiviertelstunde kommt. Auch die Setlist kann sich sehen lassen, beinhaltet sie doch eine bunte Zusammenstellung der FLOTSAM AND JETSAM Historie. Einziges Manko, wenn überhaupt: die mittlere Schaffensphase wurde komplett unter den Teppich gekehrt. Dafür wurde den Frühwerken mit "Desecrator", "Hammerhead", "I Live You Die", "No Place for Disgrace" und der Neuzeit mit "Prisoner of Time", "Iron Maiden", "Demolition Man" und "Recover" ausgiebig Gehör verschafft.


DESTRUCTION

Was Gelsenkirchen kann, kann Weil am Rhein auch. Genauso wie SODOM, die ihr Lineup vor kurzem um einen vierten Mann erweitert haben, laufen DESTRUCTION neuerdings auch als Quartett auf. Mit Damir Eskic hat man nicht nur einen Mann mit ins Boot geholt, der den Altersdurchschnitt bei DESTRUCTION nach unten drückt, sondern dem Badischen Thrash-Schlachtschiff deutlich mehr Virtuosität verleiht.
DESTRUCTION (© by metal-is-forever-alive)
Ein weiterer positiver Nebenaspekt der "Vom Trio zum Quartett Metarmophose": der DESTRUCTION Sound wummert nun noch druckvoller als ohnehin schon aus den Boxen. Und so entwickelt sich der 60-minütige Auftritt der Badener Formation nicht nur musikalisch, sondern eben auch soundtechnisch zu einer Machtdemonstration in Sachen Teutonen-Thrash.
Eine gut durchgemischte Setlist trägt ihr übriges zur Thrash-Till-Death-Sause bei. Dabei fehlen darf natürlich nicht der "Mad Butcher", der wie üblich der Meute die Rübe abschraubt. Aber auch Thrash-Anthems wie "Curse the Gods", "Release from Agony", "Nailed to the Cross", "Life without Sense", "Total Desaster", "The Butcher Strikes Back" und "Bestial Invasion" verfehlen ihre Wirkung heute Abend nicht. Und auch an die Schandtaten der Neuzeit wurde in Form von "Dethroned" gedacht - was will man mehr?


OVERKILL

Genauso wie DESTRUCTION haben auch OVERKILL 1985 ihr Debütalbum auf dem Markt gebracht und gehören seitdem zum unverzichtbaren Kulturgut eines jeden Thrashers. War bei Schmier, Mike & Co schon ordentlich Bewegung im Publikum, steppt bei OVERKILL der Bär nun richtig derbe - und zwar in neongrün.
OVERKILL (© by metal-is-forever-alive)
Wie es sich für ein Konzert der New Jersey Thrash Institution gehört, ist nicht nur die Bühne in diesen Farbton getaucht, auch die Leibchen der Fanmassen leuchten in giftgrünen Lettern. Und die sind heute Abend schneller nassgeschwitzt, als das Hemd eines Klaustrophoben, in einer bis auf den letzten Platz gefüllten U-Bahn zur Wiesnzeit. Schuld daran ist eine Setlist, die es in knapp 90 Minuten schafft, 16 Tracks unterzubringen, die nahezu alle Kultcharakter haben. Von "Electric Rattlesnake" und "Hello from the Gutter", über "Elimination" und "Deny the Cross", bis hin zu "Bastard Nation" und "Mean, Green, Killing Machine" fahren OVERKILL alles auf, was Rang und Namen im Backkatalog des New Jersey Fünfers hat. Nur am Mittelteil der Show scheiden sich die Geister.
OVERKILL (© by metal-is-forever-alive)
Die einen erfreuen sich an den eher selten gespielten bzw. neuen Perlen ("Distortion", "Necroshine" und "Under One"), die anderen gönnen sich hier eine Auszeit, da ihrer Meinung nach tendenziell mittelmäßiges Material durch den Äther gejagt wird. Zum Endspurt ("Feel the Fire", "Rotten to the Core") stehen aber wieder alle geschlossen hinter OVERKILL - in Union We Stand sozusagen. Und auch der Zugabenteil, mit dem schon traditionell aus hunderten Kehlen mitgegröltem "FUCK YOU", sowie "Ironbound" und "Welcome to the Garden State", dem besten Song vom aktuellen Album, lässt keine Wünsche offen - außer vielleicht einem: mögen OVERKILL uns noch lange erhalten bleiben.

Kaum zu glauben: in ein paar Tagen wird Bobby "Blitz" Ellsworth 60 Jahre alt. Während der Großteil seiner Altersgenossen, sich langsam aber sicher, auf der heimischen Couch festsaugt, fegt das New Jersey Thrash Urgestein, wie eh und jeh, über die Konzertbühnen der Welt. OVERKILL sind sozusagen der lebende Beweis dafür, dass Metal im Allgemeinen und Thrash im Speziellen jung hält. Da können Detox, Intervallfasten, Yoga und Co nicht mithalten - Killfest rules!  (JK)