Dieser Spruch des großen Leo Tolsoi drückt genau jenes Dilemma aus, in welchem sich Bands befinden, die nach der Blütezeit (1980er/90er) des Metal/Hard Rock gegründet wurden. Zum einen versucht man auf den Pfaden seiner Helden/Idole zu wandeln, zum anderen muss/soll man sich dabei seine eigenen Sporen verdienen.
Und genau diese Zerrissenheit, zwischen altbewährtem und eigenen Ideen, spürt man auch dem Debütalbum "Ultimate Force" von SACRED LEATHER zu jedem Zeitpunkt an.
Angetreten mit der Mission, die Botschaft des riff-orientierten Heavy Metals alter Schule, im Hier und Jetzt, zu neuer Blüte zu verhelfen, haben sich SACRED LEATHER 2014 in Indiana/USA gegründet.
Und nicht nur musikalisch, auch optisch füllen die 5 Herren jede Klischeeschublade aus: Komplett in Leder gekleidet, mit Nietenarmbändern und Ketten aufgehübscht und auf den muskulösen Armen haufenweise Tattoos in die Haut gestochen - Ähnlichkeiten zu JUDAS PRIEST, MERCYFUL FATE und WILD DOGS sind kein Zufall, sondern Programm. Nur die Vollbärte wollen nicht so richtig ins Bild passen.
Vom optischen Gesichtspunkt hätten SACRED LEATHER also perfekt auf jedes Poster im Metal Hammer der 1980er Jahre gepasst. Teil 1 der Mission wurde damit schonmal mit Bravour erfüllt.
Kommen wir nun zu Teil 2 der Mission, den Worten ("Since the incarnation of Sacred Leather, it has been this band’s mission to return the true essence of heavy metal to the masses" O-Ton SACRED LEATHER) auch musikalische Taten folgen zulassen.
Doch leider können SACRED LEATHER hier nicht ganz so überzeugen wie beim Styling, was natürlich tragisch ist, da sich Musik nun mal hauptsächlich (vor allem im Metal) über den musikalsichen Wert einer Veröffentlichung verkauft und nicht über das Outfit einer Truppe.
Von den 7 Tracks, die SACRED LEATHER für ihr Erstlingswerk ausgesucht haben, können, wenn man ehrlich ist, gerade einmal zwei Songs ("Ultimate Force", "Dream Searcher") vollständig überzeugen. Der Rest ist gut gemachte Durchschnittsware - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Eigentlich schade, da die Jungs definitiv großes Potenzial haben. Aber das haben andere auch.
Bands wie beispielsweise ENFORCER, RAM oder STRIKER bringen neben feinen Leadgitarren und ausdruckstarkem Gesang, zudem auch noch Melodiösität und Eingängigkeit mit. Eigenschaften die nicht nur plakativ, sondern überlebenswichtig sind, wenn man heutzutage nachhaltig auf sich aufmerksam machen möchte.
Fazit: Was SACRED LEATHER hier abliefern, bekommt man von ähnlich gelagerten Bands (s.o.) oftmals um einiges flüssiger und eingängiger dargeboten.
Zwei gute Songs reichen einfach nicht, um auf breiter Front Werbung für sich machen zu können. Schon gar nicht bei einem Debütalbum.
Und so dürften sich SACRED LEATHER früher oder später auf den Wühltischen der einschlägigen Händler wiederfinden, wo sie gemeinsam mit vielen anderen (ehemals) hoffnungsvollen Talenten, ihr Dasein fristen werden. (JK)
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